Lauterbacher machen Landtag schick

„Die tausend Messingteile, aus denen das Wappen im neuen Plenarsaal des Schweriner Schlosses besteht, habe ich mit meiner Frau Karen und unserem Sohn Max an einem Wochenende aufgeklebt“, erzählt Martin Hurtienne. Schließlich habe das ja auch einen gewissen Symbolwert: „Wann erstellt man schon mal ein Wappen für sein Bundesland“, fragt der Geschäftsführer des FLZ Lauterbach. Von Januar bis September arbeitete das Lauterbacher Familienunternehmen an der Verkleidung der „Herzkammer der Demokratie“. Optisch reizvoll sollte sich der Saal präsentieren und zugleich beste Akustik bieten. Dafür erstellten Hurtienne und seine Konstrukteure ein Geflecht aus Aluminium-Waben, die sodann mit löchrigen Blechen verblendet wurden. Anschließend wurden die 3312 Elemente mit einer Gesamtlänge von 6855 Metern – ähnlich dem Verfahren in der Elbphilharmonie – individuell zugeschnitten und eingepasst. „Jeder Arbeitsschritt war eine Herausforderung“, so Hurtienne. Drei harte Prüfungen hätte seine Konstruktion zudem bestehen müssen. Beim Materialprüfungsamt in Leipzig, bei einem Mainzer Institut auf statische Eignung sowie einem Akustik-Labor in Berlin. Alle seien zur besten Zufriedenheit ausgefallen. „Heute können Sie auf jedem Platz gut hören, ohne dass ein Hallen-Effekt entsteht“, sagt Jan Hübner vom FLZ. Der Schweriner Landtag ist nicht das erste Parlament, in dem die Lauterbacher tätig wurden. „Wir arbeiteten schon im Bundestag und im Kieler Landesparlament“, so Martin Hurtienne. Das Unternehmen hat sich auf besondere Aufgaben spezialisiert. „Wir haben über Jahre unsere Firmenstrategie auf ingenieur-technisches Wissen ausgerichtet und zu einem guten Team aus etwa 60 Beschäftigten gefunden“, so Hurtienne. Aktuell ist die Firma in Berlin tätig, wo sie an beiden Staatsbibliotheken, Pergamonmuseum, Neue Nationalgalerie oder das Eingangsgebäude für die Museums-Insel. Die Auftragslage ist also gut. „Deswegen suchen wir immer auch nach weiteren Ingenieuren, Konstrukteuren, Monteuren und Schweißern“, so Hurtienne. Auf Rügen bearbeiteten die Lauterbacher unter anderem die Harfe auf dem Theater Putbus, das goldene Kreuz auf der Kirche von Kasnevitz oder den ebenfalls goldenen Hahn auf der Kirche von Lancken-Granitz. Nun also auch das große Wappen im Schweriner Plenarsaal. Mit großem Stolz blickte Hurtienne während der Eröffnung Ende September auf das eigene Schaffen – vor allem eben das von seiner Familie hergestellte Wappen. „Dabei habe ich gelernt, dass der rote Brandenburgische Adler für Teile der Uckermark steht, die zu MV gehören“, weiß Hurtienne seither. Als Festredner zur Eröffnung konnte Norbert Lammert gewonnen werden, der zu dem Zeitpunkt noch Bundestagspräsident war. „Als der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker im Dezember 1990 das Schweriner Schloss als schönsten Landtagssitz bezeichnete, hatte er wieder einmal recht, konnte damals aber sicher nicht den Plenarsaal gemeint haben“, erinnerte Lammert und erzeugte damit Heiterkeit bei den Zuhörern. „Das, was bisher den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern beherbergt hat, war die bescheidenste Unterkunft, die ich für ein ernst zu nehmendes Parlament irgendwo gesehen habe“, so Lammert. Da waren ja auch die Konstrukteure vom FLZ Lauterbach noch nicht mit der Gestaltung befasst gewesen. Uwe Driest

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