Liebestoll an der Seebrücke: 30 Pärchen-Schlösser entfernt

Für viele ist Binz ein Ort zum Verlieben. Für viele auch einer, um ihre Liebe allen kund zu tun. So wie Oliver und Birgit. Ihre Namen und das Datum 7. 7. 2013 haben sie auf ein knallrotes Vorhängeschloss geschrieben und an die Binzer Seebrücke angeschlossen. Und vor ihnen und nach ihnen etliche weitere Paare mehr. Nicht nur an der Seebrücke sind im größten Ostseebad der Insel sogenannte Liebesschlösser zu finden. „Auch an den Strandabgängen, an denen sich Edelstahlgitter befinden, am Seebrückenvorplatz und am Schmachter See“, weiß Thomas Hoffmann, amtierender Kurdirektor, der solche verschlossenen Liebesbeweise vor vielen Jahren das erste Mal an einer Brücke in Moskau gesehen hat. Liebesschlösser sind Symbole der ewigen Liebe, der Unzertrennlichkeit zweier Menschen für immer. Nach einem Brauch, der vermutlich aus Italien stammt, werden Vorhängeschlösser mit Sprüchen, den Initialien der Liebenden oder einem Datum versehen und an Brücken in der ganzen Welt angebracht. Nach dem gemeinsamen Schwur wird der Schlüssel ins Wasser geschmissen. Brücken sind wegen der verbindenden Funktion bevorzugte Objekte für derartige Liebesszenen. Am bekanntesten sind wohl die Pont des Artes in Paris, die Liebesbrücke in Helsinki und die Kölner Hohenzollernbrücke. Auf Rügen hängen Schlösser an der Seebrücke Sellin und an der Fußgängerbrücke in den Stadthafen Sassnitz, auf Hiddensee am Heimatmuseum in Kloster. Und eben auch am Geländer der 370 Meter lange Binzer Seebrücke. Besser gesagt hingen. Denn alle 30 wurden jetzt entfernt. „Wegen der Schäden an den Brücke durch Rost“, erklärt Thomas Hoffmann. Doch Binz will das Liebesspiel keineswegs verbieten, sondern nur in ordentliche Bahnen lenken. „Wir suchen derzeit nach Möglichkeiten, eine optisch ansprechende Alternative anzubieten“, so Hoffmann. Diese soll dann am Seebrückenkopf zu finden sein. Und auch am Müther-Turm am Strandabgang 6. Immerhin werden in dem ehemaligen Rettungsturm und der heutigen Außenstelle des Standesamtes auch die meisten Ehen in Binz geschlossen: Im letzten Jahr waren es 297 von insgesamt 408 im Ostseebad. Liebesschlösser könnten auch einen förderlichen Einfluss für den Tourismus haben. Denn viele Paare kommen ein zweites Mal oder sogar öfter wieder, um zu schauen, ob ihre „fest verschlossene Liebe“ noch da ist. Oliver und Birgit würden da zwar enttäuscht sein, aber in Binz soll es einen geschäftstüchtigen Ladenbesitzer geben, bei dem sie sich neuerdings ein neues Liebesschloss kaufen und dann an offizieller Stelle anbringen können. Gerit Herold

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