Lietzower Wehr will neues Gerätehaus

Noch zu Jahresanfang drohte der Lietzower Feuerwehr wegen der schwindenden Einsatzstärke die Auflösung. Jetzt will sie sich mit einem Großprojekt für die Zukunft rüsten: Die Gemeinde, so der Wunsch des Vorstands, möge für einen Feuerwehrneubau sorgen. Das jetzige Gebäude an der Waldstraße entspreche in vielen Punkten nicht den Anforderungen der Unfallkasse und sei zu klein. Auf der vergangenen Sitzung des Gemeinderats stand deshalb ein Grundsatzbeschluss auf der Tagesordnung, mit dem sich die Gemeindevertreter für oder gegen einen Neubau positionieren sollten. Unmöglich, lehnte Thomas Brose (Bündnis für Rügen) dieses Ansinnen gleich zu Beginn ab. „Für so eine weitreichende Entscheidung mit solchen finanziellen Ausmaßen brauchen wir mehr Informationen als das Protokoll einer Begehung mit der Unfallkasse, das wir eine Woche vor der Sitzung bekommen haben.“ Stattdessen führten die Lietzower eine Grundsatzdiskussion zu dem Thema — die sich vor allem um die Finanzen drehte. Denn um die sieht es in Lietzow derzeit mau aus. Zwar hofft Bürgermeister Jürgen Böhnig (Bürgergemeinschaft Lietzow) nach wie vor, dass eines Tages wenigstens ein Teil der vom Call-Center gezahlten Steuern auch in der Gemeindekasse landet. Bis dahin herrscht in der aber ziemliche Ebbe. „Unseren Haushalt können wir vermutlich auch im kommenden Jahr nur dadurch ausgleichen, dass wir Geld aus unserer Rücklage entnehmen“, so Böhnig. Doch auch die sei einmal aufgebraucht, und zwar nicht irgendwann, sondern in absehbarer Zeit: Nach 2017 werde dieser „Sparstrumpf“ leer sein. Wie es dann weitergehe — in Lietzow ist man ratlos. Gemeindevertreterin Petra Ernst als Vorsitzende des Rechnungsprüfungs- und Finanzausschusses lehnt das Ansinnen zum jetzigen Zeitpunkt kategorisch ab. „Lietzow droht eine Haushaltssperre“, machte sie die Situation deutlich. „Einen Neubau können wir uns meiner Meinung nach in unserer jetzigen Situation nicht leisten.“ Noch vor Jahren sei die Ausgangslage eine andere gewesen. Damals, so Böhnig, habe Lietzow eine Gewerbesteuernachzahlung und die Aussicht auf zusätzliches Geld durch einen Investor bekommen, der Ferienhäuser auf dem Spitzen Ort bauen wollte. Damit, rechnet der Bürgermeister, wäre schon ein Großteil der Kosten, die auf eine halbe Million Euro geschätzt werden, abgedeckt gewesen. Aus Sicht des Gemeindevertreters und Lietzower Wehrführers Lars Riske ist das eine irreführende Argumentation. Die Zustimmung der Gemeinde zu Projekten lasse sich nicht „erkaufen“. Und: „Wenn wir nicht jetzt versuchen, einen Kredit zu bekommen, wann dann?“, fragt er angesichts der sich verschlechternden finanziellen Situation. Doch selbst zum gegenwärtigen Zeitpunkt hält es Bürgermeister Jürgen Böhnig für unwahrscheinlich. Nach Abzug aller Pflichtausgaben bleiben der Kommune jährlich rund 19000 Euro, mit denen sie wirtschaften kann. Davon könne man keinen Kredit in der Größenordnung zurückzahlen. „Das wären 20 Jahre lang jeden Monat 3482 Euro“, hat Böhnig überschlagen und verweist darauf, dass Lietzow auch ohne den Neubau immer wieder nach Kräften in die Feuerwehr investiere. Die Ausgaben seien von einst 9000 Euro pro Jahr auf mittlerweile 16000 Euro pro Jahr gestiegen. Wieviel Feuerwehr braucht Lietzow? Und wieviel kann der Ort sich leisten? Diese Fragen sollen nach dem Willen der Gemeindevertreter geklärt werden, bevor sie eine grundsätzliche Entscheidung zur Zukunft des Gerätehauses der Feuerwehr an der Waldstraße treffen. Die Amtsverwaltung in Bergen haben sie beauftragt, eine Feuerwehrbedarfsplanung zu erstellen und parallel dazu abzuprüfen, wie die von der Hanseatischen Feuerwehrunfallkasse aufgezeigten Mängel behoben werden können. Das muss, sagt Ingo Piehl, nicht in allen Fällen durch einen Neubau geschehen. „Vieles lässt sich auch durch eine andere Organisation erreichen“, sagt der für Prävention zuständige Mitarbeiter der Unfall-Kasse. Das könne man im Gespräch mit der Wehrführung abstimmen, die dann bestimmte Abläufe anweisen und so für mehr Sicherheit sorgen kann. Vieles lässt sich auch durch eine andere Organisation erreichen.“Ingo Piehl, Feuerwehr- Unfallkasse Maik Trettin

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