Mann für alle Fälle und gute Fee: Schule verabschiedet Hausmeister Zubeil

Fred Zubeil kniet vor der Tür des Schulhofzauns und bewegt sie vorsichtig vor und zurück. In seiner Hand hält er einen Schraubenzieher, auf dem Fußboden liegt Werkzeug. Ja, genau so stellt man sich einen Hausmeister bei der Arbeit vor. Er wischt sich die Hand am rechten Hosenbein ab und reicht sie zum Gruß. Zwei fröhliche Augen schauen durch die Brillengläser. Ein paar Schritte bis zum Heizhaus. An der Wand hängen kleine und große Zangen, Hammer, im Regal daneben liegen mehrere Zollstöcke. Harken, Rechen und Besen stehen nebeneinander aufgereiht an einem Tisch. Es riecht nach Öl. Das ist das Reich von Fred Zubeil. Er setzt sich auf einen der beiden Stühle in der Werkstatt. Dreht eine „Mutter“ mit rechtem Daumen und Zeigefinger auf dem Tisch. Das Reden ist nicht so seine Sache, er macht lieber. Dabei kann der 63-Jährige so viele Geschichten erzählen aus 45 spannenden Arbeitsjahren, die hinter ihm liegen. Der gebürtige Berliner hat gleich mehrere Berufe gelernt. Zuerst Agrotechniker, er wollte Landwirtschaft studieren. Aber seine zehnjährige Armeezeit machte ihm eine ganz andere Entwicklung auf: als Küchenleiter und später Verpflegungsoffizier. Er lernte Koch und wurde schließlich Küchenmeister. 1980 wurde Zubeil Direktor in der Ferienanlage in Lychen bei Templin. In dem Erholungsheim der SED-Bezirksleitung Berlin sah er die Parteispitze ganz privat urlauben. „Wir hatten dort jeden Tag 150 Urlauber und 40 Mitarbeiter, heute betriebswirtschaftlich undenkbar. Versorgungsengpässe wie anderswo gab es dort nicht“, erinnert sich Zubeil. Nach der Wende wurde er Betriebsleiter eines Gastronomieunternehmens in Frankfurt/Main. „Da haben wir am Tag bis zu 5000 Essen zubereitet und verkauft.“ Nachdem seine Frau starb, wagte er 1994 einen weiteren Neuanfang. Er lernte eine neue Liebe kennen, zog mit ihr nach Sellin, wo er als Hausmeister an der damaligen Grund- und Realschule anfing und dort die damalige Zwei-Zimmer-Dienstwohnung bezog. „Fast 400 Schüler und ein altes Schulgebäude von 1972 waren wieder eine Herausforderung“, denkt Zubeil an jene Zeit und die der Kämpfe um den Erhalt der Bildungseinrichtung zurück. Die Realschule wurde geschlossen, nur die Grundschule blieb. Dennoch investierte die Gemeinde viel Geld. Stück für Stück wurde alles saniert oder neu gebaut: Umkleideräume und Sanitäranlagen für die Turnhalle, Sportanlagen und Bolzplatz im Außenbereich, das Dach, die Fenster, die Heizung, die Klassenräume, die Sanitäranlagen, die Wärmedämmung, eine neue Aula und die bunte Fassade. Der Hort zog aus der kommunalen Kita mit ein und vor zwei Jahren die CJD Christophorusschule Rügen. Im letzten Jahr wurde der Außenbereich mit vielen Spielgeräten übergeben. „Jetzt ist aus dem hässlichen grauen Betonklotz eine schöne Schule geworden“, sagt Fred Zubeil, dem sein Dialekt in all den Jahren an der Küste kein Stück abhanden gekommen ist, nicht ohne Stolz. Schließlich hat er erheblichen Anteil an dem Wandel des hässlichen Entleins zum schönen Schwan. „Es gibt nicht einen Klassenraum, den ich nicht schon mal gemalert habe“, schmunzelt er und erinnert sich auch daran, als er 150 alte Fenster von außen strich. Das sei nicht von Pappe gewesen. Fred Zubeil kennt das Schulhaus bestens. Und alle die Gesichter, die diesen Ort mit Leben füllen. „Der Umgang mit den Kindern und zuletzt auch mit deren Kindern machte mir viel Freude und Spaß“, sagt der Selliner, den so schnell nichts aus der Ruhe bringen kann. Die Angebote der Schule hat er mit Schach und Tischtennis für die Kinder erweitert. Sie dankten ihm auf ihre Art und Weise bei der offiziellen Verabschiedung. Endlos war die Liste der guten Taten ihres Hausmeisters. Ob Reparaturarbeiten, Rasen mähen, den Schulhof fegen, bei der Essenausgabe helfen, abwaschen oder die Fußbälle vom Dach holen — Fred Zubeil packte immer mit an, würdigte auch Grundschulleiterin Anne Eckert die „gute Fee“ der Schule. Bürgermeister Reinhard Liedtke hatte zum Abschied dann auch das passende Geschenk für ihn: Der Rasenmäher wird bei Rentner Fred Zubeil sicher oft zum Einsatz kommen. Ab September beginnt ein neuer Lebensabschnitt, in dem er sich ganz seinen Hobbys widmen kann: Haus, Garten, Reisen. Aber auch an den Strand zieht es ihn oft. „Wir sind richtige Sonnenanbeter, mir macht es nichts aus, acht Stunden am Tag am Wasser zu sein.“ Jetzt ist aus dem hässlichen grauen Betonklotz eine schöne Schule geworden.“ Fred Zubeil Gerit Herold

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