Mief-Alarm: Bagger rücken Algen zu Leibe

Badegäste des Erholungsortes Glowe können wieder durchatmen: Die Gemeinde ließ den Strand mit einem Bagger reinigen und brachte die Stink-Algen nach Polchow — zum ersten Mal in diesem Jahr. Für seine Algen ist die Schaabe bundesweit berüchtigt. Mehrmals pro Saison muss der Strand sauber gebaggert werden, sonst beschweren sich die Badegäste. Dieses Jahr war die erste Mief-Attacke anscheinend besonders schlimm, sogar etliche Einwohner fühlten sich vom „faulig-fischigen“ Geruch belästigt. Ob Binz, Juliusruh oder eben Glowe — etliche Rügener Badeorte haben im Sommer ein anrüchiges Algen-Problem. „Kommt der Wind aus Nordwesten, dann stinkt in wenigen Tagen der ganze Ort. In dieser Zeit kann man bei uns auch nicht ins Wasser. Geht man trotzdem schwimmen, sieht man danach aus wie einer aus dem Gefolge Neptuns“, sagt Lothar Klapproth, Inhaber vom Eis-Café „Arkonablick“. Und das Problem ist nicht neu. „Ein älterer Mann berichtete mir, dass es den Mief bereits in den 30er Jahren gegeben hat. Mit zunehmender Verunreinigung hat das nix zu tun, auch mit den giftigen Blaualgen nicht“, erklärt Klapproth. Noch sind wenig Urlauber im Ort. „Mit einem Schwung rechnen wir, wenn in Sachsen die Ferien losgehen”, sagt Klapproth. „Dann ist ein sauberer Strand besonders wichtig. Momentan sind wir happy, die Algen sind wieder weg.“ Die Kosten für die Gemeinde sind jedoch hoch. Jede Saison müssen mehrere tausend Euro berappt werden, um die Strandreinigung bezahlen zu können. Weshalb der Baggereinsatz im Haushalt bereits eingeplant ist. „1500 Euro bezahlen wir für den Bagger pro Tag“, sagt Bürgermeister Thomas Mielke. „Auch für unsere Touristen sind die Algen nichts Neues. Je nach Wind, landet der Tang bei uns oder in Juliusruh“, sagt Mielke. 1994 zog der Bürgermeister nach Glowe, schon damals musste die Schaabe von einem Bagger sauber gehalten werden. „Vorne hat er ein spezielles Sieb. Damit zieht er die Algen an Land. Dann werden sie auf einen Traktor verladen und abtransportiert. Dieses Jahr hatten wir bisher Glück, der Wind stand günstig. Einen großen Teil des Algenzeugs trieb zurück aufs Meer.“ Während sich etliche Einwohner und Touristen über die Mief-Attacke aus der Ostsee bereits beschwert hatten, findet Einwohner Norbert Mehlert die Algen nicht schlimm. „Sie stinken ja wirklich. Aber mich persönlich stört es nicht. Für unsere Badegäste ist es wichtiger, dass der Strand sauber bleibt. Die Gemeinde reinigt ihn immer in Eigenregie, es wurden extra Geräte dafür angeschafft und der Bürgermeister ist ja auch Landwirt“, sagte Mehlert. In den nächsten Jahren will die Gemeinde Glowe den Problem-Algen einen Nutzen abgewinnen und diese verwerten. Noch werden sie auf einer Fläche in Polchow einfach gelagert. Eine Aufbereitungsanlage ist aber bereits in Planung. 2014 soll diese in Betrieb genommen werden. „Dort wird der Sand von den Algen getrennt. Den Sand können wir verwerten, und die Algen kommen als Kompost auf die Felder.“, so Thomas Mielke. 1500 Euro kostet ein Algen-Bagger pro Tag Der größte Teil der in der Ostsee lebenden Pflanzen sind Algen. Winzige, mit bloßem Auge nicht sichtbare Mikroalgen treiben im Wasser. Sie nehmen als Nährstoffe vor allem Phosphate und Stickstoff auf. Mit Hilfe von Sonnenlicht und CO2 wachsen sie und vermehren sich. Neben Mikroalgen gibt es Makroalgen (Grünalgen, wie Meersalat; Braun- und Rotalgen). Meist sind sie am Boden fest und leben im belichteten Wasser bis 20 Meter Tiefe. Fünf- bis sechsmal pro Jahr muss der Strand in Glowe saubergebaggert werden. Bis zu 3000 Tonnen Algen können pro Einsatz anfallen. Bei der ersten Reinigung 2013 musste der Laster zehnmal fahren. Er brachte 500 Tonnen Algen nach Polchow. Kay Steinke

Glowe - Mief-Alarm: Bagger rücken Algen zu Leibe