Mont Klamott: Anzeige angedroht

Sie haben für den freien Blick gekämpft — sie haben scheinbar verloren: Ein riesiger „Mont Klamott“ versperrt Einwohnern und Gästen in Neu Mukran den Ausblick auf die Ostsee und den Fährhafen. Und das seit Monaten. Der Neu Mukraner Jürgen Zier bricht eine Lanze für die Betroffenen: „Wenn jetzt nichts passiert und der Berg nicht verschwindet, werde ich Anzeige erstatten.“ Jürgen Zier hat den „Mont Klamott“ vor Augen, wenn er in seinem direkt an der Ortsdurchfahrt von Neu Mukran gelegenen Gasthaus „Zum Hülsenkrug“ aus der Fensterfront schaut. Die Ostsee liegt nur einen Steinwurf vor der Haustür. Doch das Wasser sieht der Gastronom kaum noch. Ein gigantischer Berg — etwa sechs Meter hoch, gut 100 Meter lang und abgedeckt mit Planen — versperrt die Sicht. „Gäste, die zu uns kommen, sind herb enttäuscht. Sie monieren, dass sie das Fährhafen-Panorama mit dem Schiffsverkehr nicht mehr beim Essen genießen können. Das gehört zum Aufenthalt im Hülsenkrug einfach dazu“, hält der Gastronom mit harscher Kritik nicht hinterm Berg: „Der riesige Wall sollte längst wieder verschwunden sein.“ Der „Mont Klamott“ von Neu-Mukran besteht im Gegensatz zu den so im Volksmund bezeichneten Bergen in Berlin nicht aus Trümmern und Schutt, die in der heutigen Bundeshauptstadt nach dem Zweiten Weltkrieg aus Hinterlassenschaften der Ruinen entstanden sind. Der Wall in dem Sassnitzer Ortsteil ist Sand vom Grund der Ostsee. Die musste wegen zu geringem Tiefgang vor dem Liegeplatz, an dem heute die großen Verlegerschiffe für den Bau der Offshore-Windparks wie die „Vidar“ anlegen, ausgebaggert werden. Der Aushub wurde den Neu Mukranern im vergangenen Herbst vor die Nase gesetzt. Die haben für den freien Blick gekämpft. Mit Erfolg, erinnert Jürgen Zier an Bürgerproteste gegen die ursprünglichen Pläne für die Süderweiterung des Fährhafens. Der maritime Anleger soll in Richtung Neu Mukran wachsen. Die Erweiterungsfläche schließt das Areal ein, auf dem jetzt der große Sandberg liegt. Ursprünglich sah der Planentwurf vor, dass den Neu Mukranern eine große Halle vor die Nase gesetzt wird. Sie protestierten mit Erfolg. „Für Neu Mukran ist jetzt eine Bauhöhe von Null festgelegt“, so Zier. Statt auf Blech schauen die Neu Mukraner jetzt aber auf aufgetürmten Sand. Der soll wieder verschwinden. Das Baggergut werde beim Ausbau des Liegeplatzes eins verwendet, kündigt Fährhafen-Sprecher Fabian Hoppe an. Der Liegeplatz wird gleich hinter dem Sandberg gebaut. Er sei für Versorgerschiffe der Offshore-Industrie vorgesehen. Dort gibt es schon eine Spundwand, die allerdings marode ist. Deshalb werde im Abstand von etwa eineinhalb Metern im Wasser eine neue gerammt. „Das Loch dahinter zum Ufer hin wird mit dem Baggergut verfüllt“, so Hoppe. „Das sollte längst passiert sein“, monierte Jürgen Zier in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses. „Erst hieß es im Frühjahr, dann im Herbst. Der Berg liegt aber immer noch“, machte er keinen Hehl daraus, dass sich die Neu Mukraner im Stich gelassen fühlen. „Am Ende bleibt nur eins: Wir müssen selbst Anzeige stellen“, drohte er im Ausschuss. Und fand Fürsprecher. Stadtvertreterin Svea Lehmann (Linke) wollte per Abstimmung erreichen, dass die Verwaltung die Anzeige bei der Baubehörde des Kreises stellt. Ihr Antrag wurde abgewiegelt. Elke Schmeling beschwichtigte: „Wir werden das weiterleiten“, versprach die Mitarbeiterin der Bauverwaltung. Ein schwacher Trost für Jürgen Zier und die Neu Mukraner. Die auch Fabian Hoppe vertröstet. Das Umsetzen der Erweiterungspläne habe sich verzögert, räumt der Fährhafen-Sprecher ein. „Im November wird für den Ausbau des Liegeplatzes eins aber die Auftragsvergabe erfolgen“, kündigt er an. Bis Sommer 2015 soll die Spundwand gerammt sein. „Dann wird auch der Berg verschwunden sein.“ Die Bürger werden einfach vor vollendete Tatsachen gestellt und haben das Nachsehen.“Anwohner Jürgen Zier Udo Burwitz

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