Museum soll für Tourismus schrumpfen

Wird das Bergener Stadtmuseum zugunsten eines Ringtauschs von Tourismuszentrale (TZR) und Standesamt kleiner? Die Mitglieder des Ausschusses für Kultur, Tourismus und Freizeit halten von dieser Idee der Stadtverwaltung nichts. Sie erteilten einer entsprechenden Beschlussvorlage aus dem Rathaus eine deutliche Absage und votierten einstimmig dagegen. „Wir verbauen damit dem Museum Möglichkeiten der Entwicklung“, fasste Gerhard Weber (FDP) die Meinung seiner politischen Mitstreiter in dem Gremium zusammen. Vom Tisch ist das Ansinnen damit aber längst nicht: Der Vorschlag geht durch weitere Ausschüsse und wird schließlich den Stadtvertretern vorgelegt. Hintergrund ist laut Bürgeramtsleiterin Astrid Schlegel der Gedanke, dass das gesamte Benedix- Haus, das der Stadt gehört und in dem sich die von der TZR betriebene Touristeninformation befindet, ausschließlich durch die TZR genutzt werden könnte. Dafür müsste das dort ebenfalls untergebrachte Standesamt dauerhaft ausziehen. „Für das brauchen wir etwa 120 Quadratmeter“, rechnet die Vize- Bürgermeisterin vor. Denn außer einem Trausaal benötige ein Standesamt auch noch Platz für andere Aufgaben, die es neben den Eheschließungen zu erfüllen habe. Die Verwaltung will diesen Bereich im Klosterhof ansiedeln. Der einstige Betsaal, der heute Teil des Museums ist, wird seit zwei Jahren zeitweise für Trauungen genutzt und muss für die Zeremonie jedes Mal ein- und wieder ausgeräumt werden. Nach den Vorstellungen im Rathaus sollen künftig eine leerstehende Wohnung im Erdgeschoss und ein Teil der angrenzenden Ausstellungsräume vom Museum abgetrennt und zum Standesamt umgebaut werden. „Wir verlieren in diesem Fall etwa die Hälfte an Objekten und Ausstellungstafeln“, sagt die Museumsleiterin, Martina Herferth. Von der Idee, die Ausstellungsfläche um rund 80 Quadratmeter zu verkleinern, ist sie gar nicht begeistert. „Hier ist in den vergangenen Jahren viel Neues geschaffen worden“, verweist sie darauf, dass neben dem restaurierten Leinentuch auch andere interessante Exponate einen Platz in den ehemaligen Klosterräumen bekommen haben. Viele wertvolle Funde aus der Ur- und Frühgeschichte, die rund um Bergen und Ralswiek gemacht wurden, werden gezeigt — oder lagern wegen des Platzmangels im Fundus. Ein Museum, sagt Martina Herferth, bewahre schließlich die Erinnerungen an die Vergangenheit einer Stadt. Genau deshalb wurde es vor mehr als 20 Jahren gegründet. Uwe Hinz (Fraktion für Bergen), einst Stadtvertretervorsteher und heute Vorsitzender des Kulturausschusses, gehörte zur Spitze derer, die sich für die Schaffung eines solchen Ortes stark machten. „Das war eine meiner ersten Aufgaben, als ich nach der Wende in die Lokalpolitik ging.“ Und auch wenn die Zahl der Besucher recht gering und die ganze Einrichtung ein Zuschussgeschäft sei, ist sie aus seiner Sicht für die Stadt unverzichtbar. „Im Museum spiegelt sich das Leben der Menschen wider.“ Hinz erinnert daran, dass die Stadt das auf dem Klosterhof gelegene Refektorium seinerzeit verkaufte, während jetzt händeringend nach Platz gesucht werde. Für das Standesamt muss seiner Meinung nach eine andere räumliche Lösung gefunden werden. Die, die zu Lasten des Museums gehe, sei inakzeptabel. Dass für die Standesbeamten künftig kein Platz mehr im Benedix-Haus sein soll, ist offenbar auch für viele Ausschussmitglieder neu. Man habe zwar den Verträgen über die Nutzung der Stadtinformation und einiger Büros durch die Tourismuszentrale zugestimmt. „Aber dass die TZR das ganze Haus bekommen soll, überrascht mich“, sagt Ulrike Päplow (Die Linke). Von einem kompletten Umzug in das Gebäude, das eines der ältesten Fachwerkhäuser der Insel ist, will auch der TZR-Geschäftsführer Kai Gardeja derzeit nicht sprechen. „Unser Sitz ist nach wie vor in der Ringstraße in Bergen“, sagt er auf OZ-Nachfrage. In dem städtischen Gebäude am Markt belegt die Marketing-Gesellschaft der Insel mit der Touristeninformation das Erdgeschoss, das gegenwärtig gerade umgebaut wird. „Und in die oberste Etage sind wir mit unserem Buchungscenter eingezogen.“ „Es geht um einen Grundsatzbeschluss“, sagt Schlegel, die betont, dass noch nichts in Papier und Tüten sei und es sich nur um Gedankenspiele handle, die man aber mit der Politik diskutieren müsse. Sollte auch die Stadtvertretung am 7. Mai diesen Vorschlag ablehnen, werde man sich im Rathaus weiter Gedanken machen und nach einer anderen Lösung suchen müssen. Maik Trettin

Bergen - Museum soll für Tourismus schrumpfen