Nach Lieferpanne: Erste Selbsttests an Rügener Schulen eingetroffen

Wann die Schnelltests für Schüler und Lehrer kommen und wie viele: Rügens Schulen tappten lange im Dunklen. Eigentlich sollten die Bildungseinrichtungen schon ab Montag die freiwilligen und kostenlosen Corona-Selbsttests anbieten können. Bis spätestens 19. März sollte dazu das Material an die Bildungseinrichtungen geliefert worden sein. Doch es kam zur Lieferpanne. Laut Bildungsministerium hatte der Hersteller aus Österreich die Frist nicht eingehalten, worauf die Lieferung von rund 185 000 Selbsttests direkt an die Schulen in den Landkreisen Vorpommern-Rügen, Nordwestmecklenburg, Mecklenburgische Seenplatte sowie in der Hansestadt Rostock per UPS vereinbart wurde. Doch der Termin zum Ende der letzten Woche klappte nicht. Am Dienstagnachmittag trafen nun die ersten Lieferungen auf Rügen ein. Vier große Kartons mit 800 Stück: „Wir haben vier große Kartons bekommen mit rund 800 Stück. Das müsste reichen, um für alle Schüler zwei Optionen zu haben“, informierte Eckhard Mostek, Leiter der Regionalen Schule mit Grundschule in Gingst. Doch diese werde es auf alle Fälle erst nach Ostern geben. Vor Freitag könnte man nicht starten, was am letzten Schultag vor den Ferien aber wenig bringen würde. Mit Negativnachweis schon zur Schule: Zudem hat der Schulleiter einen ganz anderen Plan. Er möchte, dass die Schüler nach einer Einweisung in der Schule am 8. oder 9. April die Tests mit nach Hause nehmen und sich dort testen. Mit dem Negativnachweis könnten sie dann ab Montag, dem 12. April, wieder den Schulbesuch antreten. Positiv getestete Schüler bleiben der Einrichtung fern. Diesen Vorschlag habe er auch einen Ministeriumsmitarbeiter mitgeteilt, so Mostek. Lesen Sie auch Selbsttests für Schulen in Nordwestmecklenburg: UPS liefert am Dienstag Schnelltests an Schulen von MV: Kaum Rücklauf und Datenschutzprobleme Corona-Schnelltests an Rügens Schulen: So funktioniert es „Es geht nicht um eine Ablehnung der Tests, sondern um eine gute Organisation und die Vermeidung von Diskriminierung, wenn sich Schüler nicht testen lassen oder positiv sind.“ Alle Lehrer vorher impfen: Mit dem Datenschutz hat auch Axel Thiede arge Bauchschmerzen. „Kinder könnten nach einem positiven Testergebnis stigmatisiert werden. Das alles ist für mich nicht richtig durchdacht“, so der Leiter der Regionalen Schule in Binz. Man habe zwar ein Schreiben vom Bildungsministerium erhalten, dass nichts passieren könne, wenn die Tests sachgerecht angewendet würden und auch die Lehrer nicht haftungsfähig seien. Aber gerade beim ersten Mal bestehe die Gefahr, dass sich ein Kind verletzen kann. Dass die Tests nicht schon längst angelandet waren, darüber war Axel Thiede eher froh. Der Schulleiter hoffte, Zeit zu gewinnen. „Für neue Regularien. So lange Lehrer nicht geimpft sind, und die Selbsttestung für sie ein erhöhtes Risiko darstellt, sehe ich es nicht als gegeben, dass die Tests durchgeführt werden müssen.“ Er kann nicht nachvollziehen und findet es ungerecht, dass Grundschullehrer und Förderschullehrer geimpft werden und seine Kollegen nicht. Seit dem 8. März können Beschäftigte in der Kinderbetreuung und in Grund-, Sonder- und Förderschulen geimpft werden, da sie zur Prioritätengruppe 2 gehören. Noch keinen Stand bei Eltern-Rückmeldungen: „Es ist nicht richtig, Lehrer in zwei Klassen zu unterteilen. Ich kann verstehen, wenn die Kollegen sagen, dass sie die Tests nicht machen, wenn sie nicht geimpft sind“, so Thiede. Laut Lehrergewerkschaft könnten sie auch von einer Überlastungsanzeige Gebrauch machen. Die Binzer Schule hatte bereits in der letzten Woche Elternschreiben rausgeschickt. Darin enthalten war auch die für die Tests notwendige Einverständniserklärung der Eltern. Über den Stand der Rückmeldungen habe er noch keine endgültige Übersicht, so Thiede. „Die Klassenlehrer sollen jetzt Listen anfertigen, was ja eigentlich nicht datenschutzkonform ist. Fragen über Fragen.“ Kollegen sollen Tests erst ausprobieren: „Diese Woche wird nichts mehr passieren, das wird wohl erst nach Ostern etwas“, sagt auch Silke Wolff hinsichtlich eines Teststarts. Sie leitet die Grundschule „Mönchgut“ in Gager, die knapp 70 Schüler besuchen. „Wir haben auch noch keine Elternbriefe versandt. Das machen wir erst, wenn die Tests auch da sind, die Kollegen sie ausprobiert haben und wir wissen, wie sie funktionieren und wie alles organisatorisch ablaufen soll. Es bringt ja vorher auch nichts, weil es verschiedene Schnelltests gibt. Wir machen das ganz in Ruhe“, so Wolff. Verunsicherte Anfragen von Eltern habe es wegen der Testungen bisher noch nicht gegeben. Von Gerit Herold