Neuenkirchen: Zweiter Anlauf für Straßenbau in Vieregge

Die Gemeinde Neuenkirchen ist eine Vorzeigegemeinde — zumindest wenn es um den Haushalt geht. „Bisher war der immer ausgeglichen“, lobt Ilka Schwarz vom Amt West-Rügen. Auch in der jüngsten Sitzung konnte Bürgermeister Dirk Rogge (Bündnis für Rügen) einen ausgeglichenen Ergebnis-, wie auch Finanzhaushalt verkünden, der von den Gemeindevertretern einstimmig beschlossen wurde. Und das, obwohl die Gemeinde für die gestiegene Kreis- und Amtsumlage in diesem Jahr insgesamt rund 20000 Euro mehr berappen muss, als noch 2014. Ausgleichen kann sie dies durch Einsparungen und Mehreinnahmen. Im Bereich Einkommenssteuer erwartet die Gemeinde in diesem Jahr rund 12000 Euro mehr als im Vorjahr. Auch was die Gewerbesteuer angeht, rechnet Dirk Rogge damit, dass er 2015 rund 6000 Euro mehr in der Kasse hat als 2014. Der mit 272 000 Euro größte Posten im aktuellen Haushalt ist der Straßenbau in Vieregge. Dort soll die Dorfstraße 12 bis 19, die zurzeit noch ein Sandweg ist, durch ein neues Betonpflaster mit frostsicherem Unterbau und Oberflächenentwässerung sowie neuer Straßenbeleuchtung ersetzt werden. Dafür sind rund 65 Prozent Fördermittel eingeplant, ein aktueller Zuwendungsbescheid liegt jedoch noch nicht vor. Im letzten Jahr erlebten die Neuenkirchener diesbezüglich eine böse Überraschung: „Wir kämpfen schon fast fünf Jahre um die Förderung und standen im letzten Jahr bereits ganz oben auf der Prioritätenliste, haben das Geld dann aber leider doch nicht bekommen“, sagt Bürgermeister Rogge, der nun seine ganzen Hoffnungen auf das aktuelle Jahr setzt. Denn das Projekt ist für die Neuenkirchener von größter Wichtigkeit: Vor fünf Jahren hatte der Betreiber des Hafendorfes Vieregge dort eine moderne Kläranlage gebaut. „Unter der Bedingung, dass die Gemeinde mit angeschlossen wird. Zurzeit läuft sie im Winter unter Kapazität“, sagt Rogge. „Der Zweckverband gibt aber nicht eher grünes Licht, bis es mit dem Straßenbau losgeht.“ Dabei seien die Genehmigungen für die privaten Kläranlagen zum Teil schon ausgelaufen. „Nun hoffen wir, dass das Geld kommt und wir bis zum Herbst mit allem durch sind“, so Rogge. Auch ein weiteres Mammutprojekt hat die Gemeinde ins Auge gefasst: Den Neubau des Grümbke-Turms, der bereits seit 2011 gesperrt ist, weil Teile der Holzkonstruktion morsch sind. „Das Holz ist 20 Jahre alt, da lohnt es sich nicht mehr, die Bretter auszuwechseln“, erklärt Rogge. Ein kompletter Ersatzneubau würde mit insgesamt rund 330000 Euro zu Buche schlagen. Auch dafür hatte die Gemeinde bereits im vergangenen Jahr einen Fördermittelantrag gestellt. „Der Eigenanteil der Gemeinde hätte aber bei 110000 Euro gelegen. Das hätte uns finanziell ruiniert“, sagt Rogge, der weiter für den Neubau des 15 Meter hohen Bauwerkes kämpfen will. In diesem Jahr will er erneut Fördermittel für das Projekt einwerben — möglichst mit einem höheren Fördersatz. Gemeinsam mit einem Antrag auf Sonderbedarfszuweisungen hofft Rogge, die Restfinanzierung sichern zu können. „Für West-Rügen wäre der Neubau ein wichtiger Anziehungspunkt für Menschen, die die Landschaft und Natur genießen wollen“, ist sich Rogge sicher. Stefanie Büssing

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