OB-Kandidatur: Rügens Linke überrascht

Die Ankündigung von Rügens Bundestagsabgeordneter Kerstin Kassner, sich für eine Kandidatur als Oberbürgermeisterin von Stralsund zur Verfügung stellen zu wollen, hat ihre Genossen der Linkspartei auf der Insel überrascht. „Ich kannte das nicht“, sagt Eberhard Reske, Vorsitzender des Regionalverbandes Rügen der Linken. „Ich habe es aus der Zeitung erfahren.“ Natürlich wünsche er, dass Kassner Erfolg habe, hoffe aber, dass die engagierte Frau seiner Partei für Rügen nicht verloren gehe. Persönlich sei er aber zuversichtlich. Denn: „Bisher hat sie ihre Aufgaben im Bundestag im Sinne der Insel gut erfüllt“, sagt Reske. Wie im Regionalverband der Schritt der populären Politikerin bewertet wird, soll dieser Tage aber erst erarbeitet werden. Peter Wendekamm, Vorsitzender der Stadtfraktion der Linkspartei in Bergen, bezeichnet die Ambitionen von Kerstin Kassner als „mutigen Schritt“. „Allerdings hätte ich gern gesehen, dass sie im nächsten Jahr für uns als Bürgermeisterkandidatin in Bergen angetreten wäre.“ Leider, so Wendekamm, habe der Bergener Ortsverein seiner Partei Kassner diesbezüglich aber noch nicht angesprochen. „Wir haben auch noch keine weiteren Optionen, denn noch stand die Bürgermeisterwahl bei uns nicht auf der Tagesordnung.“ Kerstin Kassner bestätigt, dass sie wegen einer Kandidatur in Bergen noch niemand gefragt habe. Allerdings weiß sie von dem Gerücht, sie hätte sich mit dem Gedanken getragen, gegen die amtierende Bürgermeisterin, Andrea Köster (CDU), anzutreten. „Dieses Gerücht war schon lange im Umlauf.“ Und Kassner verhehlt nicht, dass diese Variante für sie definitiv eine Option gewesen wäre, hätte sie es bei der letzten Wahl nicht in den Bundestag geschafft. Die Idee, für die Linkspartei als OB-Kandidatin in den Wahlkampf zu ziehen, sei ihr nicht selbst gekommen. „Ich bin darauf angesprochen worden, habe eine kurze Zeit darüber nachgedacht und mich dann bereiterklärt“, sagt die Politikerin. „Stralsund ist als Kreisstadt bedeutungsvoll und eine echte Herausforderung.“ Aber was wird aus Rügen? Immerhin sprach Kerstin Kassner immer wieder von „ihrer Insel“, für die sie sich ja extra in den Bundestag hat wählen lassen. „Wenn ich Oberbürgermeisterin von Stralsund werden würde, ist die Insel für mich ja nicht automatisch außen vor“, meint Kassner. „Was ich für Stralsund tun würde, täte ich dann ja für die Region. Und dazu gehört auch Rügen.“ Außerdem, so findet sie, könne sie vor Ort wieder viel besser für die Interessen der Menschen ihrer Heimat wirken als auf Bundesebene. „Die Kommunalpolitik ist eine andere Welt“, sagt Kassner weiter. „Sie ist viel konkreter, näher an den Leuten. Und ich habe gewusst, als ich nach Berlin ging, dass die direkten Möglichkeiten, etwas zu beeinflussen, sehr gering sind. Erst recht als Opposition.“ Ihre Chancen für den Oberbürgermeisterposten rechnet sich Kerstin Kassner im Moment übrigens noch relativ gering aus. Auf einer Skala von eins bis zehn sieht sich Kerstin Kassner derzeit bei vier. „Wir dürfen nicht vergessen, dass es dort einen OB gibt, der eine nicht zu unterschätzende Anhängerschaft hinter sich hat“, sagt sie. Kassners kleine Vita 1990 war Kerstin Kassner für die PDS in der Volkskammer, im gleichen Jahr wurde sie Mitglied des Landtages von MV. 2001 erreichte sie per Direktwahl die meisten Stimmen auf Rügen und übernahm die Funktion der Landrätin. Seit dem vergangenen Jahr ist Kassner Mitglied des Bundestages. Über die Landesliste wurde sie nach Berlin gewählt. Jens- Uwe Berndt

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