„Ostseewind“: Die Ruhe vor dem Sturm

Die Familie Wittenburg — Hanka, Bernd und ihre Tochter Leni (7) gehören dazu — sind die einzigen ständigen Bewohner von dem selbsternannten Anwesen Kreptitz. Ein wohlgemeintes Hinweisschild für Wanderer steht vor der Rezeption des Campingplatzes „Ostseewind“: „ Letzter Imbiss vor Dänemarks Küste“, ist dort zu lesen. Und es sorgt für so manchen Schmunzler. „Es ist hier ein schöner und ruhiger Platz, direkt an der Kreptitzer Heide und nur 60 Meter zum Strand entfernt“, sagt Hanka Wittenburg. „Obwohl ich Berlinerin bin, vermisse ich die Großstadt nicht. Bis zum Berliner Zentrum brauchte ich zwei Stunden. Dabei waren es von meinem Wohnort am Berliner Randgebiet nur 15 Kilometer bis in die Stadtmitte. Aber verstopfte Straßen und Baustellen ließen daraus eine halbe Ewigkeit werden.“ Sie sei durch einen Zufall in Kreptitz sesshaft geworden. „Meine Nichte Jule schwärmte 1999 von diesem kleinen Campingplatz auf der Halbinsel Wittow und wir verbrachten hier herrliche Urlaubstage“, erinnert sie sich. „Bei diesem Urlaub lernte ich meinen zukünftigen Mann Bernd kennen und lieben, und ein Jahr später bin ich in seinem Camping- und Ferienwohnungsgeschäft eingestiegen. Seitdem sind wir dabei, das Objekt ständig zu modernisieren.“ Im Moment ist bei Wittenburgs noch nicht so viel los. Über Ostern waren zwei Ferienwohnungen belegt, die Gäste haben aber bereits wieder die Heimreise angetreten. Gleich hinter dem Campingplatz befindet sich eine Bungalowsiedlung, entstanden aus einer Kleingartenanlage, mit etwa 25 Grundstücken. Gegenwärtig herrscht auch dort absolute Ruhe. „Wir genießen noch diese Stille, und keiner guckt uns auf den Essentisch,“ sagt Hanka Wittenburg. Damit ihre Tochter im Winterhalbjahr nicht so allein ist, hat sie immer Freundinnen um sich, die im Haus und auf dem Grundstück herumtollen. „Wir haben auch Haustiere“, sagt die kleine Leni stolz. „Da ist unser Hund Elfi, das Maskottchen und die Freundin unserer Gäste, die Katze Klaudi, die Mäuse fängt und auch schon einen der zwei Wellensittiche im Maul hatte. Der konnte durch Papa aber noch gerettet werden. Und da sind noch unsere drei Reitpferde, die auf dem Reiterhof in Starrvitz untergebracht sind.“ Ab Pfingsten kommen die Gäste. Auf dem Campingplatz, in den Ferienhäusern und in der Bungalowsiedlung herrscht dann ausgelassene Urlaubsstimmung. „Wir haben 35 Stellplätze für Zelte und Wohnwagen sowie fünf Ferienwohnungen. Es sind überwiegend Stammgäste und deshalb sind wir immer voll belegt. Die Gäste kommen meist aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, aus Brandenburg und Berlin. Die meisten kennen sich seit Jahren und die Atmosphäre ist wie in einer großen Familie.“ Familienvater Bernd ist derzeit wegen einer Erkrankung in einer Rehabilitationsklinik. Boxlegende Wittenburg 1995 ersteigerte die DDR-Boxlegende Bernd Wittenburg das Grundstück des ehemaligen Betriebsferienlagers in Kreptitz und errichtete darauf seinen kleinen Campingplatz „Ostseewind“. 1972 bis 1976 wurde Wittenburg mehrfach DDR-Meister im Mittelgewicht und war Mitglied der DDR-Nationalmannschaft. Bernd Wittenburg war einer der international erfolgreichsten DDR-Boxer: fünfmal DDR-Meister, zweimal Vize-Europameister, WM- Bronzegewinner und Olympiateilnehmer. Der ehemalige Amateurboxer im Mittelgewicht wurde 1950 in Neukloster bei Wismar geboren. Dieter Lindemann

Kreptitz - „Ostseewind“: Die Ruhe vor dem Sturm