Putbus ist sein Sorgenkind los: Gutshaus Posewald verkauft

Der Wochenstart war ein guter für die Putbusser und deren chronisch klamme Stadtkasse. „Wir haben heute einen Notartermin. Wir können uns glücklich schätzen“, sagte gestern Karl-Otto Hein. Was den Chef des kommunalen Eigenbetriebes so froh stimmte: Die Stadt kann das Gutshaus in Posewald endlich von ihrer Immobilienliste streichen. Nach Informationen der OSTSEE-ZEITUNG soll die Kommune für das Anwesen 200 000 Euro erhalten. 150 000 Euro sollten es mindestens sein, hatte Hein seinerzeit gesagt, als das 1824 erbaute Gutshaus zum Verkauf ausgeschrieben worden war. Für Außenstehende mag der Kaufpreis für den zweigeschossigen Bau samt des etwa 8600 Quadratmeter großen Grundstückes günstig erscheinen. Doch Hein, der für die städtisches Immobilien verantwortlich zeichnet, weiß es besser: „Es ist sicher ein großer Aufwand vonnöten, um das Haus wieder bewohnbar zu machen“. Er jedenfalls gehe von mindestens 600 000 Euro aus, die der neue Eigentümer in Posewald in die Hand nehmen müsse. Das Gutshaus habe ein Quartett kaufen wollen. Laut Hein hat schließlich ein Paar aus dem Südosten Deutschlands das Rennen gemacht. „Sie ist Zahnärztin und soll mit der Pressnitztalbahn verbunden sein“, sagte Hein. Letztgenanntes Unternehmen betreibt seit Jahren den Rasenden Roland. Dazu passt auch eine der zwei Varianten, wie das Gutshaus künftig genutzt werden könnte. „In Gesprächen mit der Stadt war einerseits von einem Tagescafé die Rede. Das sollte eine Verbindung zur Kleinbahn haben, die in Posewald hält. Im ersten Obergeschoss wollten die Eigentümer zudem noch Einliegerwohnungen einrichten“, erinnerte sich Hein. Zudem sollte im Park ein „ruhiger Erlebnisbereich“ angelegt werden. Die andere Variante sei in eine völlig andere Richtung gegangen: „Es war von einem Tagestherapiezentrum für psychisch Kranke die Rede.“ Hein rechne damit, dass die eine oder andere Variante innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre in die Tat umgesetzt wird. Noch vor Jahren hatte es ganz andere Pläne gegeben. Ein extra dafür gegründeter Verein „Modellregion Rügen“ wollte mit der Hilfe von freireisenden Handwerkern und Fördermitteln aus dem Gutshaus eine internationale Begegnungsstätte machen. Das lief auch anfangs ganz verheißungsvoll. So war 1999 eine Jugendaktion über Ländergrenzen hinweg gestartet worden, in deren Zusammenhang ein Jahr später mehr als 130 Gesellen verschiedener Gewerke auf die Baustelle geholt werden konnten. Und auf der trainieren langzeitarbeitslose Insulaner auch den Weg zurück ins Arbeitsleben. Aber das Projekt scheiterte schließlich, weil in der Folge Fördermittel ausblieben. Der Verein musste 2010 Insolvenz anmelden. Das Gutshaus Posewald wurde zum Putbusser Sorgenkind. „Jetzt sind wir es endlich los“, sagte Bürgermeister Harald Burwitz (FDP) gestern erleichtert. Fast 200 Jahre Geschichte 190 Jahre ist es her, als das Posewalder Herrenhaus in traditioneller Ziegelstein-Bauweise erbaut wurde. Ende des 13. Jahrhunderts wurde der Ort Posewald unter dem slawischen Namen Puzdevolk erstmals erwähnt. Zu seinen besten Zeiten gab es im 16. Jahrhundert in dem zum Fürstenhaus Putbus gehörenden Weiler vier Bauernhöfe. Das Gutshaus fiel nach der Wende an die Stadt Putbus. Chris-Marco Herold

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