Rotensee-Markt: Suche nach Mieter neben Aldi bleibt erfolglos

In etwa eineinhalb Jahren könnte der dann größere Einkaufsmarkt in Bergen-Rotensee stehen. Diesen zeitlichen Ausblick wagte Rainer Starke bei der Vorstellung des Vorhabens am späten Dienstagnachmittag im Nachbarschaftszentrum Rotensee. „Ende dieses oder zu Beginn des nächsten Jahres könnte mit dem Bau begonnen werden“, ließ der Bergener Bauamtsleiter die etwa 50 Zuhörer im Saal wissen. Dies in der Hoffnung, dass das beschleunigte Bauleitverfahren bis dahin abgeschlossen ist. Wer dann neben dem Discounter Aldi als so genannter Vollsortimenter am Standort agieren wird, ist weiterhin fraglich. „Nachdem Sky kalte Füße bekommen hat, haben wir nun verschiedenste Kandidaten“, sagte gestern Stefan Meyer, Vertreter der Passat Grundstücksgesellschaft mbH Weimar, die als Investor agiert, auf Nachfrage der OZ. Aber noch nichts sei in Sack und Tüten. Das findet Meyer nicht weiter schlimm: „Wir wollen erstmal das Projekt durchbekommen und gehen dann auf Mietersuche. Es nützt uns nichts, jetzt schon einen zu haben, der dann möglicherweise wieder abspringt.“ Im Februar hatten sich die Stadtvertreter mehrheitlich für eine Erweiterung des Nahversorgungsstandortes ausgesprochen. „Dabei geht es um 1000 Quadratmeter mehr Verkaufsfläche. Die derzeitige ist nicht mehr zeitgemäß. Außerdem soll das Verkaufsniveau erhöht werden. Rotenseer, von denen viele Ältere nicht mehr in der Lage sind Auto zu fahren, bekommen eine hochgradige Versorgung vor Ort“, sagte Rainer Starke. Dagegen hat der Rotenseer Oliver Cornelius nichts. Allerdings unterstrich der Stadtvertreter des Grünen Bündnisses Bergen am Dienstag seine Ansicht, dass der Einkaufsmarkt lediglich im bestehenden Rahmen modernisiert werden sollte. „Ein größerer Markt in Rotensee bedeutet für Bergen über alle Händlerbranchen hinweg einen Verlust von fünf bis sechs Prozent“, sagte Cornelius. Zudem stellte er in Frage, ob es in Rotensee mit etwa 4000 Einwohnern überhaupt genügend Käuferpotenzial für einen größeren Markt gibt: „Wir haben hier viel Abwanderung zu verzeichnen. Zudem stehen viele Wohnungen leer.“ Darauf reagierte Starke, der vor Jahren dem ehemaligen Stadtvertreter und Maler Jörg Korkhaus schon mal während einer Bauausschusssitzung die nötige Kreativität aberkannt hatte, mit einer durchaus scharfen Antwort: „Wenn sie meinen, dass sie den Markt im Bestand sanieren können, dann haben sie ein Märchenbuch auf dem Schoß und lesen die falsche Seite vor.“ Vielmehr, so der Bauamtsleiter weiter, habe Bergen als Mittelzentrum eine Versorgungskapazität für das Umland vorzuhalten. Schließlich müssten die Sehlener und Einwohner anderer Nachbarorte auch irgendwo einkaufen können. Und Cornelius beschied Starke abschließend: „Ihre Munition ist ziemlich feucht.“ Sky, eine Marke der coop eG, ist seit Mitte Oktober 2014 mit einem Markt in Sassnitz vertreten, galt lange als gesetzt für Rotensee. Aber im Dezember des vergangenen Jahres kam die Wende. Wegen „der hohen Wettbewerberdichte im Standortumfeld sowie der begrenzten Kundenfrequenz“ habe man von einer Ansiedlung Abstand genommen, sagte eine coop-Sprecherin damals. Chris-Marco Herold

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