Rügen: 28 Bäume an der Schaabe geschmückt

So richtig will in diesem Jahr keine Weihnachtsstimmung aufkommen: keine Weihnachtsmärkte, keine Konzerte in den Kirchen, kaum Zusammenkünfte mit Freunden. Die positive Stimmung findet auf der Insel Rügen aber keinen Abbruch. Städte, Gemeinden und Privathaushalte stimmen sich mit viel Dekoration auf die Vorweihnachtszeit ein. Städte wie Putbus, Bergen und Sassnitz sind in Glanz gehüllt, wenn das Tageslicht in den Nachmittagsstunden verschwindet. In Lietzow erstrahlt jeden Tag ein überdimensionaler Schwibbogen am Straßenrand und in Binz leuchtet auf dem Seebrückenvorplatz ein Tannenbaum. Aber auch die Verbindung zur Halbinsel Wittow, die Schaabe, ist für die Vorweihnachtszeit vorbereitet. Es hat schon Tradition, dass hier die Nadelbäume am Straßenrand mit Weihnachtskugeln geschmückt werden. Aufruf auf Facebook: Aufgerufen dazu hatte wieder Thesy Thesenvitz-Weiske auf Facebook. Und sie gab diesem Projekt ein Motto: „Lasst die Schaabe glitzern“. „Ich werde wie jedes Jahr einen Tannenbaum aussuchen, um ihn dann festlich zu schmücken. Da ich noch viele abgenommene Kugeln vom Vorjahr habe, möchte ich diese gerne zum Schmücken weitergeben“, schrieb sie dazu. In diesem Jahr hatte sie sich einen Baum auf der Boddenseite ausgesucht. Am Sonnabend vollendete sie ihre Arbeit und befestigte die Kugeln mit Kabelbindern an den Bäumen. Aber nicht nur nahe Juliusruh war Bewegung am Straßenrand. Bis nach Glowe standen an allen Parkplätzen Menschen mit gefüllten Tüten. Jürgen Stephan (70) folgte der Einladung und schmückte mit seiner Frau einen Baum. „Wir kommen ursprünglich aus Halle und wohnen seit zehn Jahren in Breege. Was wir von Anfang an entlang der Schaabe gesehen haben, hat uns beeindruckt. Seitdem beteiligen wir uns auch daran und sorgen dafür, dass es gemütlich wird im Norden der Insel“, sagt er. „Zur Tradition geworden“: Einen Kilometer weiter prosteten sich Gisela (69) und Reinhard Nitkowski (70) aus Sassnitz mit dem Sagarder Paar Elke (76) und Klaus Schultz (78) zu. „Es ist bei uns schon zur Tradition geworden. Zuerst gibt es Grünkohl, dann schmücken wir einen Baum und gehen danach noch ausgiebig spazieren“, sagt Gisela Nitkowski. Sie hatten sich einen Baum nahe Glowe ausgesucht, „doch dieser wurde vor zwei Jahren abgenommen. Jetzt haben wir einen neuen gefunden, den wir schmücken“, so Elke Schultz. Die beiden Familien haben einen Grundstock an Kugeln, sortieren aber immer wieder alte nach dem Weihnachtsfest aus. „Somit sieht der Baum jedes Jahr auch anders aus“, sagt ihr Mann. Sollte Wind über Rügen hinwegziehen, würden die Kugeln nicht lange am Boden bleiben. „Zwischendurch halten wir hier an und hängen sie wieder an ihren Platz“, so Reinhard Nitkowski. Mit einem Karton fing es an: Thesy Thesenvitz-Weiske ist die Initiatorin dieser Aktion. Seit neun Jahren hängt sie vor jedem Weihnachtsfest Christbaumkugeln an, vor einigen Jahren kamen die Plastikeier für das Osterfest im Frühjahr hinzu. Alles fing klein an, mit einem Karton, als sie damals überlegte, was sie mit dem übrig gebliebenen Weihnachtsschmuck anfangen soll. So ist diese Idee entstanden. Und schon damals war sie keine Einzelkämpferin. Viele Wittower teilten das Engagement ihrer Nachbarin und schmückten mit. Lesen Sie auch: Rügener Corona-Demo in Sassnitz: Protestler skandieren „Friede, Freiheit, keine Diktatur“ Baugenehmigung für Ostsee-Pipline Nord Stream 2 läuft aus Vorpommerns tollste Adventskalender Das hat sich bis heute nicht geändert. „Ich freue mich sehr darüber. Daran sieht man, dass die Wittower zusammenhalten, indem sie sich immer wieder einbringen, unsere Gegend schöner zu gestalten. Einige Bäume sind auch in diesem Jahr schon wieder geschmückt“, sagt sie. Ob es aber so viele werden wie in den vergangenen Jahren, ist ungewiss. Zu Höchstzeiten war es richtig bunt entlang der Schaabe. Zwischen Glowe und Juliusruh leuchteten 99 Bäume. Wird dieser Rekord in diesem Jahr geknackt? Die Chancen stehen gut, denn 28 geschmückte Objekte zählte sie nach einem Tag. Nur Kugeln aus Kunststoff: Wer sich daran beteiligen möchte, kann sich bei Thesy Thesenvitz-Weiske per Telefon unter der Rufnummer 0172/3 24 54 29 oder in ihrem Nähhaus in Altenkirchen melden. Einige Kugeln hat sie extra dafür aufgehoben. Eine Bitte gibt sie aber noch mit auf den Weg. Wer auch mitmachen möchte, sollte ausschließlich Kugeln aus Kunststoff und Kabelbinder verwenden. Sie kümmert sich auch um das Abschmücken. Kugeln, die nicht bis zum 9. Januar abgenommen werden, bewahrt sie bis zur kommenden Vorweihnachtszeit in Kartons auf. Von Mathias Otto