Rügen: Betroffene äußern sich zu hartem Lockdown ab Mittwoch

Norman und David Hinrichsen haben alle Hände voll zu tun. Zeit, die Schere beiseitezulegen, haben die beiden Friseure kaum – weder im Salon in Bergen noch in jenem in Gingst. „Wir versuchen, so viele Kunden wie möglich vorzuziehen“, erzählt David Hinrichsen. Was aber bleibt mit dem ab Mittwoch geltenden Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie, der auch die Friseurläden betrifft, ist ein sehr großer Umsatzverlust, sagt David Hinrichsen. Friseure plagt ungewisse Zukunft: Wie ihm geht es vielen Einzelhändlern. Wer nicht beispielsweise Waren des täglichen Bedarfs, wie Lebensmittel für Mensch und Tier, Getränke, Medikamente, Kraftstoff oder Drogerieartikel vertreibt, Fahrräder oder Autos repariert oder Weihnachtsbäume verkauft, muss ab Mittwoch schließen – eben auch Friseursalons. „Unsere Bücher waren voll bis Weihnachten“, erzählt er. Seiner Meinung nach hätte für Friseure eine andere Lösung gefunden werden müssen. „Seit Monaten arbeiten wir unter strengsten Hygieneregeln. Die Gefahr, sich beim Friseur anzustecken, halte ich für gering“, sagt Hinrichsen. Er und sein Mann Norman blicken beinahe ängstlich in die Zukunft. „Wir wissen nicht ob und wann wir finanzielle Hilfe vom Staat bekommen. Wenn bis Februar kein Geld reinkommt – in Form von Umsätzen oder finanzieller Unterstützung – kann es sein, dass wir unsere Miete nicht mehr bezahlen können“, macht David Hinrichsen deutlich. Noch mal geöffnet, bevor gar nichts mehr geht: Christopher Corrigan, Inhaber des Design-House-Binz, hat dagegen seinen Humor nicht verloren. Er habe mit diesem zweiten harten Lockdown gerechnet, sagt der gebürtige Engländer, der seit rund 15 Jahren in der Hauptstraße Schmuck und individuelle Dekorationsobjekte anbietet. Schon die vergangenen Wochen seien schwierig gewesen. „Aber wir können es nicht ändern“, meint er. Die Gesundheit stehe an erster Stelle, meint er. „Ich akzeptiere das“, fügt Corrigan hinzu. Sein Geschäft hat er wegen des ab Mittwoch geltenden Lockdowns extra noch einmal am Montag und Dienstag geöffnet. „Normalerweise haben wir in der touristenarmen Zeit von montags bis donnerstags geschlossen“, erzählt er. Dass er schon ab Mitte Januar öffnen könne, damit rechne er nicht. „Wir planen bis April“, meint er. „Wir“, das sind er und seine Frau Kerstin, die auf Hiddensee ein Geschäft betreibt. Lesen Sie auch: Kostenlose FFP2-Masken: Apotheken in MV erwarten Ansturm Letzte Erledigungen vor dem Lockdown: MV steht Schlange „Es ist eine Katastrophe!“: Für sie bedeutet der erneute Lockdown mehr Zeit, um an den Stränden der Ostsee Bernstein, Fossilien und Treibholz zu sammeln und diese dann zu individuellen Kunstwerken zu verarbeiten. „Uns wird nicht langweilig werden und im kommenden Jahr werden wir dann wieder für unsere Kunden da sein“, meint Christopher Corrigan. Ganz so auf die leichte Schulter kann Ellen Adrion, Geschäftsführerin der Parfümerie Buchholz mit den Filialen in Binz und Sassnitz, die neuen Entwicklungen nicht nehmen. „Wir haben zwar damit gerechnet, aber nicht damit, dass die Entscheidung so kurzfristig umgesetzt wird“, sagt sie. Beide Filialen sind am Montag gut besucht gewesen. Für ihre berufstätigen Kunden hat sie die Öffnungszeiten an dem Tag und auch am Dienstag um eine Stunde verlängert. Schwerer aber, als das Bedauern, dass sie ab Mittwoch schließen muss, ist die ungewisse Zukunft, die für sie damit einhergeht. Nicht nur, dass mit Lockdown ihre Parfümerien über die sonst umsatzstärkste Zeit – die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr – geschlossen bleiben müssen. „Es ist eine Katastrophe, für die Einzelhändler einen Weihnachtslockdown zu beschließen, ohne zu sagen, wo und wann sie Hilfe bekommen – ohne zu sagen, wie es weitergeht“, kreidet sie der Politik an. Denn auch sie glaube nicht daran, dass sie Mitte Januar ihre Parfümerien wieder öffnen kann. „Wir Einzelhändler haben einfach keine Planungssicherheit“, sagt sie. Parfümerie bietet Bestellservice: Alles auf Eis werde aber in ihren Parfümerien in den nächsten Wochen nicht gelegt. „Unsere Kunden können auch während der Schließung fehlende Geschenke oder Gutscheine unter anderem telefonisch bestellen und abholen“, berichtet Ellen Adrion. Das aber werde nichts daran ändern, dass sie ihre insgesamt acht Mitarbeiterinnen beziehungsweise Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken muss. Für wie lange, ist unklar. „Wir werden erst mal für das gesamte nächste Jahr anmelden. Denn ich glaube nicht, dass dieses Hin und Her etwas bringt“, sagt sie abschließend. Von Anja Krüger