Rügen: Bizarrer Streit um einen Haufen Asphalt geht in die nächste Runde

Es scheint eine endlose Geschichte zu werden: der Streit um den Haufen Asphalt, genau genommen einen Haufen abgefrästen Straßenbelag. Um diesen streiten sich die Unternehmer Sandro Wenzel, der auch Bürgermeister der Gemeinde Sagard ist, und Nico Gruber als Inhaber der KFR Kreide-Farbenwerk GmbH. Schwere Vorwürfe gegen den Bürgermeister: Beide haben zunächst darauf beharrt, das Fräsgut von einer Straßenbaufirma gekauft zu haben – Wenzel per mündlichen Vertrag für 10 000 Euro, Gruber nachweislich per Kaufvertrag und Zahlungsbeleg für 29 000 Euro. Nachdem zunächst unklar gewesen ist, wem der Haufen – immerhin zwischen 6000 und 8000 Tonnen Asphaltfräsgut – nun gehören würde, sprach das Landgericht Stralsund nach einer mehrstündigen Verhandlung diesen per Urteil von Ende November der KFR zu. Das Problem: Der Asphalt liegt auf Wenzels Lagerplatz, jenem seiner Firma SAW GmbH Abbruch-Tiefbau-Außenanlagen. Gruber erhebt zudem schwere Vorwürfe gegen den Bürgermeister. Er mutmaßt, ist sich nahezu sicher, dass ein Teil seines Asphaltes bereits verbaut worden ist – unter anderem bei der Straßensanierung in Sagard, an der Wenzels Firma beteiligt ist. Lesen Sie auch: Rechtsstreit auf Rügen: Wem gehören die 6000 Tonnen Asphalt in Sagard Quatzendorf – Ein Bayer will die Welt erobern Gesperrter Hochuferweg auf Rügen wird Fall für die Gerichte Sandro Wenzel dementiert. Seiner Meinung nach müsse zum einen die Eigentumsfrage nach wie vor erst geklärt werden. Keinesfalls unkommentiert möchte er den Vorwurf stehen lassen, Teile des Streitobjekts bereits verarbeitet zu haben. „Tatsächlich wurde im Mai Fräsgut im Rahmen der Straßenbaumaßnahme ,Thälmannstraße’ verarbeitet. Dabei handelte es sich aber auf gar keinen Fall um den umstrittenen Asphalt“, betont er. Der Haufen bleibt zunächst wo er ist: Das Landgericht hat auf die Verhandlung im November hin nun erst mal verfügt, dass Wenzel das Asphaltfräsgut weder abtransportieren, noch verwerten darf. Gruber aber muss sich die Herausgabe einklagen. Und der befürchtet jetzt, nicht das Material zu bekommen, das er seinerzeit gekauft hat. Denn auf Wenzels Lagerplatz würden ebenso direkt neben dem Streitobjekt ein mit Plastik und Schwermetallen verunreinigtes Material lagern – auch Asphalt, aber eben verunreinigt. Zudem sei bereits in den zurückliegenden Monaten Lkw-Ladungen von Grubers Asphalt abtransportiert beziehungsweise umgelagert worden. Weil die Platzkapazität auf dem Areal beschränkt sei und er an das andere Material gelangen müsse, wie Wenzel begründet hat. Zudem hat er eingeräumt, dass tatsächlich direkt neben dem Streitobjekt mit Magnetit versetztes Material lagern würde. Dies sei aber für tiefbauliche Zwecke völlig unbedenklich. Wie groß wird der Haufen Ärger noch? Gekauft hat die KFR das umstrittene Material im Juli von einer Straßenbaufirma, die nach eigenen Angaben den Asphalt auf dem SAW-Areal nur zwischengelagert hat. „Hauptsächlich für das Firmengelände der KFR in Quatzendorf, das wir mit dem Asphalt befestigen wollen“, informiert Gruber. „Bekommen wir nicht den sauberen Asphalt, sondern jenen, der mit Plastik und Schwermetallen verunreinigt ist, machen wir uns womöglich strafbar“, befürchtet er und erklärt damit zugleich, warum er nicht auf ein Angebot von Sandro Wenzel eingegangen ist, das dieser bei der Gerichtsverhandlung unterbreitet hat, um den Streit endlich beizulegen: Den Asphalt auf eigene Kosten – immerhin zwei bis drei Euro pro Tonne würden diese betragen – auf das Gelände der KFR zu transportieren. Aber schon da hat Gruber Bedenken gehabt, was die Qualität des Asphalts betrifft, den er dann tonnenweise zu liegen hätte. „Ich will keine faulen Kompromisse, sondern das Material, das ich gekauft und bezahlt habe“, bekräftigt er. Und nicht nur das will er sich einklagen, sondern wohl auch Schadensersatz von der Firma SAW verlangen, sprich: von Wenzel. Er gehe davon aus, dass der Streit noch lange nicht beigelegt sein werde. Bleibt abzuwarten, wie groß der Haufen Ärger um den Haufen Asphalt noch wird. Von Anja Krüger