Rügen: Kitas rechnen ab Montag mit bis zu 70 Prozent Auslastung

Bei den Kitas im Lockdown geht Mecklenburg-Vorpommern weiter einen Sonderweg. Die Einrichtungen bleiben offen, wer kann, soll seine Kinder aber zu Hause behalten. Neu ist dabei, dass ab Montag Eltern ihre Kinder zur Teilnahme an der Kindertagesförderung anmelden müssen. Ein entsprechendes Anmeldeformular können Eltern, die ihr Kind in eine Kindertageseinrichtung bringen müssen, entweder von der Homepage des Sozialministeriums (www.sozial-mv.de) ausdrucken und ausfüllen oder erhalten es in der Kita. Martina Siebeneicher, die in Bergen auf der Insel Rügen vier Regenbogen-Kitas betreibt, wartete am Donnerstag noch auf Einzelheiten vom Jugendamt. Weil es aber diesmal – anders als beim ersten Lockdown, als nur die Kinder von Eltern in systemrelevanten Berufen betreut werden mussten – beim Appell bleibt und zudem ein Rechtsanspruch auf den Kita-Platz bestehe, bleiben ihre Einrichtungen faktisch im Regelbetrieb. „Wir haben auch Eltern in Elternzeit, die sagen, mit zwei Kindern schaffe ich das nicht“, so Siebeneicher. Kitas voller als beim ersten Lockdown: Kathrin Kohs leitet den Bereich Kita beim DRK. „Wir versenden das Formular an die Eltern, aber einige haben sich das von der Internetseite des Sozialministeriums schon selber ausgedruckt.“ Dem Landkreis hat sie schon mal die möglicherweise zu erwartende Auslastung aus dieser Woche gemeldet. In Garz waren das mehr als 50 Prozent, in den beiden Bergener Kitas zwischen 60 bis 70 Prozent und lediglich die Einrichtungen in Göhren und Baabe verzeichnen niedrigere Werte von etwa 40 Prozent. „Das könnte an der durch Corona bedingten Kurzarbeit liegen, deren Quote in den Badeorten umgekehrt hoch ist“, nimmt sie an. Kathrin Kohs glaubt, dass die Werte in der kommenden Woche aber noch zulegen werden, weil beispielsweise der Weihnachtsurlaub von Eltern endet. Schulen auf der Insel gut vorbereitet: Die Präsenzpflicht bleibt bis Ende Januar für alle Jahrgangsstufen der allgemein bildenden und beruflichen Schulen aufgehoben. Grundsätzlich gilt aber, dass die Schulen für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 1 bis 6 geöffnet sind. Schüler von Abschlussklassen, auch an Berufsschulen, könnten schon bald wieder die Schulbank drücken, damit sich die Schüler auf ihre Prüfungen vorbereiten können. Neben einer Maskenpflicht nun auch im Unterricht sollen gegebenenfalls Klassen geteilt werden oder Plexiglaswände zum Einsatz kommen. Der Präsenzunterricht für die zehn Kinder aus der 10. Klasse stellt in der Regionalen Schule „Windland“ kein Problem dar, sagt die Altenkirchener Schulleiterin Kirsten Knebusch. Die Klassen sieben bis neun hingegen werden online betreut. „Wir haben im Dezember die Ausstattung in den Elternhäusern abgefragt und hätten gegebenenfalls Laptops leihweise übergeben“, sagt Knebusch. Die meisten Familien hätten aber bestehende Versorgungslücken über die Feiertage mittels eines Weihnachtsgeschenks geschlossen. Bis dahin hätten auch etwa fünf bis sieben Haushalte nicht über einen Internet-Zugang verfügt. „Denen haben wir die Aufgaben in den Briefkasten gesteckt.“ Mittlerweile seien aber alle Haushalte per E-Mail erreichbar. Ein Problem stelle jedoch nach wie vor die zuweilen schlechte Internet-Verbindung, beispielsweise in Ortsteilen von Wiek und Dranske, dar. Beim Online-Unterricht über die Lernplattform Itslearning ist nachvollziehbar, wer teilnimmt und wer nicht. „Gegebenenfalls rufen wir die Schüler an, damit sie sich einloggen“, sagt Kirsten Knebusch. Ansonsten werde die ab Montag vorgeschriebene Maskenpflicht auch im Unterricht umgesetzt und die Lehrer sollen künftig durch eine Plexiglasscheibe zusätzlich von den Schülern getrennt werden. Lesen Sie auch: Corona-Tests auf Rügen: Hier können Sie einen Abstrich machen lassen Corona-Fall: Kreisverwaltung schließt Bürgerservice in Bergen Rügen: Corona-Impfstoff erreicht die Ostsee-Insel Angebot, damit Schüler kein „Corona-Abi“ bekommen: Auf den Einsatz von Plexiglasscheiben will Christoph Racky verzichten. „Nach allem, was ich weiß, reduzieren allein die Masken das Risiko um 80 Prozent“, sagt der Leiter des Gymnasiums in Bergen. Racky hatte sich auf Landesebene dafür engagiert, dass zumindest die Abschlussklassen, also die zehnten und zwölften Klassen sowie die letzte Klasse der Berufsschule in Präsenz unterrichtet werden können. Das sei „ein harter Kampf“ gewesen, so Racky. „Im Landkreis haben wir immer noch eine relativ komfortable Lage, deswegen tue ich mich mit der Aufhebung der Präsenzpflicht schwer.“ In der aktuellen Situation könne jeder Schüler erklären, er habe Gründe, nicht zur Schule zu gehen. „Das ist der Pferdefuß.“ Normalerweise müsste jeder Schüler gerade einer Abschlussklasse das größte Interesse an der Teilnahme am Präsenzunterricht haben, „aber junge Leute denken eben oftmals etwas anders“, meint Racky. Mancher könnte darauf setzen, dass er am Ende deutlich bequemer durch die Situation komme. Deswegen will Racky am Freitag einen Brief an die Eltern auf die Homepage setzen, in dem er eindringlich zur Teilnahme am Unterricht wirbt. „Das ist auch ein Angebot an die Schüler, damit sie kein ‚Corona-Abitur‘ bekommen, mit dem sie später vielleicht Probleme haben. Ich möchte deutlich machen, dass ich davon ausgehe, dass alle Schüler, die keinen triftigen Grund haben, fernzubleiben, zum Unterricht zu erscheinen haben.“ Mehr zum Autor Von Uwe Driest