Neue Schnellteststation für Rügen: Norden der Insel fühlt sich trotzdem abgehängt

Die Insel Rügen hat eine Corona-Teststation hinzubekommen. Auch wenn es mittlerweile drei Teststationen (eine in Sassnitz, zwei in Bergen) gibt, können sich Menschen, die am Rande der Insel Rügen wohnen, nicht über diese Nachricht freuen. Etwa die Einwohner der Halbinsel Wittow. „An uns wurde nicht gedacht“, sagt etwa Linda Ohnesorg aus Altenkirchen. Für sie ist der Weg dorthin oft nur mit Mühe zu schaffen. Der Ruf nach einem weiteren Testzentrum im Insel-Norden wird laut. Der Landkreis möchte das ändern. Erika Wessel aus Altenkirchen spricht aus, was viele Menschen denken. „Die Leute auf Wittow fahren nicht nach Sassnitz, um sich mal schnell testen zu lassen, um danach einkaufen gehen zu können“, sagt die 83-Jährige. Sie mache alles mit, was vorgeschrieben ist. Jetzt ist auch in Vorpommern-Rügen der Friseurbesuch nicht mehr ohne gültigen Schnelltest möglich. Ab Mittwoch muss man die Bescheinigung dabei haben. Laut Landesverordnung soll es auch möglich sein, einen Selbsttest direkt vor Augen der Friseure zu machen. Das kann entweder durch das Vorlegen einer Bescheinigung durch einen Test im Schnelltestzentrum oder durch das Vorlegen einer Testbescheinigung vom Arbeitgeber erfolgen. Eine weitere Variante für das Ermöglichen einer körpernahen Dienstleistung wäre der Selbsttest unter Aufsicht. Er kann durch den jeweiligen Dienstleistungsanbieter zur Verfügung gestellt werden, oder der Kunde bringt den Selbsttest selbst mit. Der Selbsttest ist nur für die Ausführung der jeweiligen Dienstleistung in dem Geschäft oder im Betrieb gültig. An die Maske als täglicher Begleiter hat sie sich mittlerweile gewöhnt. Auch einen Schnelltest würde sie befürworten. Nur sollte es dafür eine Möglichkeit im eigenen Ort geben, „und nicht etliche Kilometer entfernt“. „Kann auf Mehraufwand verzichten“: Mandy Stahnke (41) aus Dranske kennt das Problem, plant generell längere Wege für Besorgungen ein. Aber trotzdem: „Wenn ich zum Friseur fahren möchte, muss ich einen Umweg über Bergen nehmen. Das ist ein Mehraufwand, auf den ich verzichten kann“, sagt sie. Die 41-Jährige ist aber guter Hoffnung, dass auch der Norden bald mit einer Teststation bedacht wird. Birgit Strömig kommt aus demselben Ort und ist der Meinung, dass die Dörfer schlechter behandelt werden als größere Gemeinden oder Städte. Desto mehr es in die Städte hineingeht, desto problemloser wird es. „Das geht aber mit vielen Sachen so, nicht nur mit dem Schnelltest“, sagt sie. Für die 77-Jährige ist dies eine Frage der Organisation, „dann wäre es auch in Dranske möglich“. Dritte Teststation auf Rügen: Am Dienstag ist auf Rügen die dritte Teststation hinzugekommen, bei der man sich auf eine Corona-Infektion testen lassen kann. Nur nicht im Norden, sondern im Zentrum der Insel. Neu hinzugekommen ist diese Teststation des Instituts für medizinische Diagnostik (IMD) aus Greifswald in der Calandstraße 4. Am Standort Bergen wurden bislang nur PCR-Tests durchgeführt, zwischen 9 und 13 Uhr sind hier wochentags Schnelltests möglich. Ein Test pro Woche ist für alle kostenfrei, eine telefonische Anmeldung unter der Nummer 03838/391213 ist hier wegen starker Nachfrage aber unbedingt notwendig. Weiterhin werden in der Rugard-Apotheke in Bergen und in der Baltic-Apotheke Schnelltests angeboten. Auch hier nur noch mit telefonischer Anmeldung, denn es gibt bereits Wartezeiten. „Für diese Woche haben wir gar keine Termine mehr frei“, sagt eine Mitarbeiterin der Rugard-Apotheke. Lesen Sie auch Vorpommern-Rügen: Ab Mittwoch nur noch mit Test zum Frisör Rügen: Corona-Schnelltests jetzt auch am Sana-Krankenhaus Vorpommern-Rügen kratzt an 100er-Inzidenz: Was erwartet uns? „Auch die nächste Woche ist schon sehr voll. Dabei haben wir die Schnelltestzeiten auf 10 bis 18 Uhr verlängert.“ Gleiche Situation in der Baltic-Apotheke. „Diese Woche sind wir bereits voll, nach Ostern wollen wir unser Terminvergabe auf einen Online-Betrieb umstellen.“ Auch die Verfügbarkeit von Corona-Selbsttests geht zurück. In der Baltic-Apotheke wartet man bereits auf Nachschub. Gemeinden versuchen weitere Schnelltest-Zentren zu etablieren: Im Gegensatz zum Festland ist Rügen mit drei Schnelltestmöglichkeiten deutlich unterrepräsentiert. Der Landkreis will das ändern. „Wir sind zusammen mit den Ämtern und Kommunen gerade in enger Abstimmung, wie wir ganz zeitnah gemeinsam die weißen Flecken abdecken können“, so Kreissprecherin Dörte Lange. In Bergen werde an weiteren kommunalen Testzentren gearbeitet, wie Bürgermeisterin Anja Ratzke sagt. Sie möchte diese in Bergen Süd und Rotensee zeitnah einrichten. Allerdings sei es schwierig, Leute zu akquirieren, die diese Tests durchführen. In Binz hatte sich die Gemeinde bereits vor einigen Wochen entschlossen, die Pläne für ein eigenes Schnelltestzentrum voranzutreiben und hatte Tests bestellt. Eine Öffnung ist zum Saisonstart zu Pfingsten geplant. Auch in Bergen laufen Gespräche wie und wo man weitere Testmöglichkeiten in der Stadt einrichten kann. Von Anne Ziebarth und Mathias Otto

Rügen: Schnellteststation - Norden der Insel fühlt sich abgehängt