Rügen zieht erstmals in den Bundestag ein

Ein Damen-Trio vertritt künftig den Wahlkreis 15 in den Mühlen der großen Politik in Berlin. Neben Angela Merkel (CDU), die das Direktmandat zum siebten Mal erringen konnte, ziehen Kerstin Kassner (Linke) und Sonja Steffen (SPD) über die jeweilige Landesliste in den Deutschen Bundestag ein. Während die Stralsunder Rechtsanwältin in dem schon während der vergangenen Legislaturperiode vertreten war, macht die Rüganerin Kassner heute erstmals Bekanntschaft mit dem hohen Haus. „Die Mitglieder der künftigen Fraktion kommen dann in Berlin zusammen, um die ersten organisatorischen Absprachen zu treffen“, kündigt die letzte Rügener Landrätin (von 2001 bis 2011) gegenüber der OZ an. Dabei ist es für Kassner, die im Ergebnis der Wahl am Sonntag den zweiten Platz hinter Merkel belegt hatte, eine Rückkehr ins politische Berlin. Denn von März bis Oktober 1990 war sie Mitglied der letzten Volkskammer der DDR. „Das war einigermaßen chaotisch. Keiner wusste was mit uns anzufangen“, erinnert sich Kassner, die ihren Job als stellvertretende Landrätin des Kreises Vorpommern-Rügen aufgeben wird. „Ich weiß nur noch nicht wann.“ Spätestens am 30. Tag nach der Wahl muss sich der neue Bundestag konstituieren. Für den hat sich die 55-Jährige Nobbinerin, die auch schon 1990 bis 2001 Mitglied des Landtages war, einiges vorgenommen: „Ich würde gerne Soziales machen, aber auch im künftigen Innen-, Haushalts- oder Tourismusausschuss mitarbeiten.“ Dabei wolle sie durchaus für das Wohl des gesamten Wahlkreises Sorge tragen, „aber vielleicht doch ein bisschen mehr für die Insel Rügen“. Haben die Christdemokraten in sämtlichen Rügener Gemeinden das Rennen für sich entschieden, kamen danach überwiegend erst die Linken und dann die Sozialdemokraten ins Ziel. Und die Liberalen? Die schafften in vier von 41 Gemeinden die Fünf-Prozent-Hürde, tummelten sich ansonsten im Niemandsland. Droht der FDP ein solches Desaster auch bei den Kommunalwahlen im kommenden Jahr? „Nein, da habe ich überhaupt keine Bedenken“, sagt Uwe Ahlers, der für die Liberalen im Kreistag Vorpommern-Rügen sitzt. Bundes- und Kommunalpolitik sind für ihn (er hofft auch für die Wähler) zwei verschiedene Paar Schuhe. „In den Gemeinden und im Kreis kommt es auf Personal an, das Kontakt zu den Bürgern hat, eng an deren Seite steht. Und diese Frauen und Männer haben wir“, sagt Ahlers. Die Liberalen würden seiner Ansicht nach auf kommunaler Ebene nicht auch noch untergehen, „weil die Entscheidung der Wähler dort nicht von bundespolitischen Unebenheiten beeinflusst wird. Davon bin ich fest überzeugt“, sagt der Unternehmensberater. Die Bundestagswahl 2013 hat aber auch gezeigt, dass die rechtsextreme NPD nach wie vor zahlreiche Anhänger in den Gemeinden Ummanz und Sagard hat. „Ja, wir haben hier eine kleine braune Zelle. Die haben zwei, drei Wochen vor der Wahl bei uns und auch in Gingst noch aggressiv plakatiert. Mit denen kannst du aber nicht reden“, sagt Ummanz‘ Bürgermeister Holger Kliewe (CDU). Vor der Wahl habe er es versucht mit Überzeugungsarbeit. „Aber das führt seit Jahren hier bei uns zu nichts. Das macht nicht nur mich, sondern auch alle anderen Ummanzer extrem traurig“, sagt Kliewe. Bei der aktuellen Wahl zum Bundestagt hat die rechtsextrem,e NPD in der Gemeinde Ummanz 6,8 Prozent der Stimmen erhalten. In Sagard waren es 6,1 Prozent. Vor vier Jahren waren es 7,5 Prozent beziehungsweise 7,1 Prozent. Nächster Urnengang Ende Mai 2014 Der nächste große Wahltag für die Rüganer wirft schon einen Schatten voraus. Am 25. Mai 2014 werden sie wieder an die Wahlurne gebeten. An diesem Tag haben sie über die Zusammensetzungen ihrer kommunalen Parlamente zu entscheiden. Außerdem geht an dem Sonntag auch die Europawahl über die Bühne, die später stattfinden sollte, aber vorverlegt wurde. Chris-Marco Herold

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