Sassnitz: Atlantik-Trawler landet in der Schrottpresse

Nur wenige Monate war es das neue Flaggschiff der Kutter- und Küstenfisch Rügen GmbH in Sassnitz — das riesige Modell eines Fabriktrawlers der Serie „Atlantik 488“. Jetzt musste das Schiff wegen Platzmangel seine letzte Reise antreten. Endstation war die Schrottpresse. Nach mühevoller Aufbauarbeit haben Mitglieder des Nautischen Vereins das XXL-Trawlermodell wieder zerlegen müssen und entsorgt. „Alle Bemühungen, einen anderen Ausstellungsstandort zu finden, schlugen leider fehl. Es ging nicht anders“, bedauert Christian Koerner, Geschäftsführer der Kutter- und Küstenfisch Rügen, die letztendlich getroffene Entscheidung zum Abbau des Modells. „Wir brauchen den Platz dringend“, begründet er. Seinen „Liegeplatz“ musste das Schiffsmodell im ehemaligen Rettungsschuppen im Stadthafen räumen. Dort konnte im Februar des vergangenen Jahres noch mit Sekt angestoßen werden. Den Anlass dafür gab eine feierliche Übergabe: Mitglieder des Nautischen Vereins übergaben das Trawlermodell, das sie in monatelanger Aufbauarbeit zusammengesetzt hatten, als neues Flaggschiff an die Geschäftsführung der Kutter- und Küstenfisch GmbH. Die hatte den im Verein organisierten Fischern und Seefahrern zuvor den großen Raum im Dachgeschoss des historischen Rettungsschuppens unmittelbar an der Kaikante im Stadthafen als neues Domizil zur Verfügung gestellt. Dafür bedankte sich der Verein mit dem Modell, das seinen Platz im Erdgeschoss des Gebäudes fand, das Kutter- und Küstenfisch gehört (OZ berichtete). „Ein halbes Jahr Aufbauarbeit war in vier Stunden Abbau wieder verschwunden“, fasst Erwin Krohn, Vorsitzender des Nautischen Vereins, den jüngsten Einsatz der Mitglieder zusammen. Die sind dem Modell mit der Kettensäge zu Leibe gerückt. Der Fabriktrawler sei in handliche Einzelteile zerlegt worden, die dann in der Presse landeten, schildert er den vorgenommenen Abbau. Die Information, das Schiffsmodell müsse wieder raus, habe die Mitglieder im ersten Moment schockiert, erinnert Krohn. „Wir müssen die Küche von unserem Bistro und Restaurant ,Kutter 4‘ erweitern, brauchen auch mehr Kühlraum“, begründet Christian Koerner. Die gastronomische Einrichtung von Kutter- und Küstenfisch befindet sich gleich neben dem Ausstellungsraum, in dem bislang das Trawlermodell „ankerte“. Die trennende Wand zwischen der Restaurantküche und dem Ausstellungsraum wurde für die Erweiterungspläne inzwischen bereits durchbrochen. Im Erdgeschoss des ehemaligen Rettungsschuppens werde nicht nur mehr Platz für Küche und Kühlung geschaffen, die Pläne sehen auch einen Info-Punkt für Angler vor, der dort etabliert wird. Der Nautische Verein wird sein Domizil im Dachgeschoss auch weiterhin nutzen können, erläutert der Kutter- und Küstenfisch-Geschäftsführer das Ziel des begonnenen Umbaus. „Wir haben uns bemüht, einen anderen Ausstellungsplatz für das Modell zu finden“, betont Koerner. Sogar bis nach Cuxhaven, dem Hauptsitz des Unternehmens, sei dafür telefoniert worden. „Keine Chance. Es scheitert an der Größe.“ Das bestätigt auch Erwin Krohn, der die Maße des Trawlermodells sofort parat hat. Acht Meter lang sei es gewesen, exakt 2,36 Meter breit und immerhin drei Meter hoch. „Das passt durch keine Tür. Deshalb mussten wir es ja auch zerlegen.“ Auch die Vereinsspitze habe die Drähte glühen lassen für einen neuen Ausstellungsplatz. Im Sassnitzer Stadthafen habe sich keiner gefunden. Auch die Macher des Schifffahrtsmuseums in Rostock hätten das Angebot zur Übernahme abgelehnt, „weil das Modell einfach zu groß war“, erinnert Krohn. Am Ende sei nur die Option übrig geblieben, das Kutter- und Küstenfisch gehörende Modell wieder abzubauen und die Einzelteile der Presse zu übergeben, bedauert der Vereinsvorsitzende. In Stralsund gebaut 8 Meter lang und drei Meter hoch war das vom Nautischen Verein Sassnitz aufgebaute Modell des Fabriktrawlers der Serie „Atlantik 488“. Die im Original 120,70 Meter langen Fischereischiffe wurden vor der Wende in der Volkswerft Stralsund auf Kiel gelegt. Udo Burwitz

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