Sassnitz: Neue Kurkarte kommt mit Verspätung

— Schluss mit der Zettelwirtschaft: Sassnitz führt die elektronische Kurkarte ein. Doch: Der Startschuss dafür sollte schon zu Jahresbeginn fallen. Die neue Kurkarte gibt es aber bis heute nicht. Haben die Sassnitzer einen Fehlstart hingelegt? „Die neue Kurkarte, sie sollte zum 1. Januar eingeführt werden“, erinnerte Stadtvertreter Claas Buettler in der jüngsten Sitzung der Volksvertretung. Und hakte nach: „Wo ist sie?“ Bereits im vergangenen Jahr hatten die im Mai neu gewählten Kommunalpolitiker die elektronische Kurkarte wie auch die Kurabgabe ganz oben auf ihre Prioritätenliste gesetzt, damit Sassnitz einen Start nach Maß ins Tourismusjahr 2015 hinlegen kann — mit neuer Kurkarte und mehr Einnahmen von den Gästen durch eine Erhöhung der Kurabgabe. Seit Jahren haben Stadtvertreter darüber diskutiert, monatelang stritten die Kommunalpolitiker darüber, um wieviel Cent oder Euro die Kurtaxe erhöht werden soll (OZ berichtete). Frei nach dem Motto „was lange währt, wird endlich gut“, brachten sie sowohl die Einführung der neuen Kurkarte als auch eine neue Kurabgabe-Satzung im vergangenen Sommer endlich auf den Weg und beschlossen, dass Sassnitz-Urlauber in der Hauptsaison 2015 pro Tag 50 Cent mehr Kurtaxe zahlen müssen. Doch der Tourismus-Motor stottert scheinbar. Noch gibt es die elektronische Kurkarte nicht, musste Uwe Dalski, Amtsleiter für Wirtschaftsförderung und Tourismus, auf Buettlers Anfrage einräumen. „Wir arbeiten daran.“ „Unsere Gäste werden keine Chipkarte in die Hand bekommen“, ergänzte Bürgermeister Dieter Holtz und erläuterte, dass es bei der Einführung der neuen Kurkarte darum gehe, die Zettelwirtschaft zu beenden beziehungsweise einzugrenzen. Hotels, Pensionen und auch private Vermieter brauchen mit dem neuen System nicht mehr für jeden Gast die Vordrucke für die Anmeldung per Hand auszufüllen und auf gleichem Wege die von ihnen kassierte Kurabgabe abzurechnen. Dafür sollen sie den Computer nutzen können. Aber nicht ausschließlich, betonte Holtz. „Beides läuft parallel. Wer nicht die Voraussetzungen hat, kann auch weiterhin das alte Abrechnungssystem nutzen.“ Für das neue habe sich die Kommune einen lokalen Anbieter gesucht. Der stellt das neue Verarbeitungssystem, auf das Vermieter dann per Computer Zugriff haben werden, informierte Uwe Dalski. Die Vorbereitungen seien noch nicht ganz abgeschlossen. „Wenn wir soweit sind, geht ein Info-Brief an alle Vermieter raus“, kündigt Uwe Dalski an. „Aber noch befinden wir uns in der Einführungsphase.“ Bereits seit 1. Januar müssen Sassnitz-Urlauber mehr für ihren Aufenthalt in Rügens Hafenstadt zahlen. Zurzeit pro Tag 20 Cent. Seit Jahresbeginn gilt die neue Kurabgabe-Satzung. Danach werden in der Vor- und Nachsaision (1. Oktober bis 30. April) ein glatter Euro pro Gast und Tag fällig (bisher 80 Cent). In der Hauptsaison (1. Mai bis 30. September sowie Ostern, Weihnachten/Silvester) sind jetzt 1,50 Euro statt bislang ein Euro zu zahlen. Die neue Satzung gilt seit fast drei Monaten, scheint aber längst nicht jedem bekannt zu sein. Den Eindruck hat zumindest Stadtvertreter Stefan Grunau (CDU). „Ich habe diesbezüglich schon mehrere Anfragen bekommen“, schilderte er in der Volksvertretung. Grunaus Schlussfolgerung: „Bessere Information. Wir sollten noch einmal eine Info-Veranstaltung für Vermieter durchführen“, forderte der CDU-Politiker die Stadtverwaltung auf. Uwe Dalski widerspricht und sieht keinen Handlungsbedarf. „Wir haben die neue Satzung sofort nach dem gefassten Beschluss im vergangenen Juli veröffentlicht. Im Stadtanzeiger stand sie drin und auch im Internet auf der Sassnitz-Seite ist sie nachzulesen“, begründet er. Ein Klick unter www.sassnitz.de genüge. Rekord: 26 600 Euro mehr Kurtaxe eingenommen 51959 Insel-Gäste haben ihren Urlaub im vergangenen Jahr im staatlich anerkannten Erholungsort Sassnitz verbracht. Damit schwimmt auch Rügens Hafenstadt auf der Erfolgswelle, denn im Vergleich zum Vorjahr sind das 6655 Urlauber mehr. Deutlich zugelegt hat Sassnitz auch bei den Übernachtungen, exakt 259797 wurden für das vergangenen Jahr gezählt, 2013 waren es 226 520. 207800 Euro Kurtaxe hat Sassnitz 2014 eingenommen. Das Mehr an Gästen und an Übernachtungen hat sich damit spürbar ausgezahlt, die Hafenstadt nahm im Vergleich zum Vorjahr 26600 Euro mehr Kurabgabe ein. 2800 Gästebetten gibt es in Sassnitz, die Zahl ist seit fünf Jahren gleichbleibend. Udo Burwitz

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