Sassnitz: Zukunft für Fischerei- und Hafenmuseum gesichert?

In der Vergangenheit wechselten die Nachrichten vom Schicksal des Fischerei- und Hafenmuseums häufiger zwischen „Museum wieder geöffnet!“ und „Museum vor dem Aus?“.„Seit Anfang Juni ist unser Museum wieder geöffnet“, freut sich nun Bernd Nöll. Aktuell gebe es sogar eine Sonderausstellung mit dem Titel „Aus dem Leben der Sassnitzer Hochseefischer“ zu sehen. Der Vorstand des Fördervereins für das Museum würde gern im kommenden Jahr das 25-jährige Bestehen des Museums feiern und weiß sich damit nicht allein. Um die Zukunft der Sassnitzer Einrichtung abzusichern, setzte die SPD-Fraktion den Antrag „Aufgabenstellung an die Verwaltung zum Erhalt des Fischerei- und Hafenmuseums“ auf die Tagesordnung der Stadtvertretung vom vergangenen Dienstag. Das Parlament stimmte dafür, eine Arbeitsgemeinschaft aus Vertretern von Stadt und Förderverein mit der Erarbeitung eines Konzepts zu beauftragen. Die Ausstellung soll inhaltlich so verändert werden, „dass sie zeitgemäßen Ansprüchen an eine museale Einrichtung entspricht“. Die Ausstellung soll auf wesentliche Exponate reduziert werden und damit attraktiver für Touristen werden. Jetzt neu: Wir bieten Ihnen gebündelt alle News und Tipps rund um den Urlaub in MV in Corona-Zeiten. Der Newsletter kommt jede Woche am Donnerstag gegen 10 Uhr in Ihr E-Mail-Postfach. Ganz einfach hier anmelden! Museum Teil der Identität der Stadt: „Bisher werden Besucher von der Fülle des Materials erschlagen“, meint Norbert Benedict (SPD). „Viele Dinge lassen sich in einen Fundus einlagern und können bei Bedarf gezeigt werden“, so der Vorsitzende der Stadtvertretung. „Künftig klein aber fein“ soll das Museum werden und dabei „mehr sein als die Asservatenkammer eines Fischers“. Beispielsweise ließen sich Dokumente und Unterlagen digitalisieren. Vornehme Aufgabe müsse künftig auch darin bestehen, Fördermittel und Sponsoren zu akquirieren. Die Umsetzung des durch ein Stuttgarter Unternehmen bereits erstellten Konzepts war an fehlenden Eigenmitteln gescheitert. Die seien zwar in der Höhe von etwa 400 000 Euro im Haushalt eingestellt gewesen, jedoch von der Kommunalaufsicht nichtgenehmigt worden, weil die Einrichtung auch künftig aller Voraussicht nach defizitär arbeiten würde. Das Konzept sandte der Förderverein an den Museumsverband, um dessen fachliche Meinung zu erfahren. Fährhafen und Offshore-Wirtschaft fehlen noch: Wir streben jetzt an, mit eigenen Mitteln Verbesserungen zu erarbeiten. Dafür steht ein Budget von jährlich 80 000 Euro aus dem Haushalt der Stadt zur Verfügung, die über eine Stiftung Eigentümerin der Sammlung ist. Zu bedeutend ist das Museum, das Exponate aus den einst wichtigsten Wirtschaftszweigen der Stadt, der Fischerei und der Hafenindustrie zeigt, für die Identität der Stadt, finden die beteiligten Akteure. Auch der Tourismus mit der Bäderschifffahrt, die Entstehung des Fährhafens Mukran oder das Zollwesen würden in der Ausstellung gezeigt. Für Bernd Nöll ist das Museum daher ein „Anker unserer Geschichte“. Sassnitz war neben Rostock der wichtigste Standort der Fischerei und der Fischindustrie in der DDR, außerdem ein wichtiger Hafen. Von hier beziehungsweise vom Ortsteil Mukran verkehrten die Fähren ins schwedische Trelleborg und ins damals sowjetische Klaipeda. Allerdings fehlen wichtige Abschnitte der jüngeren Entwicklung, wie die weitere Entwicklung des Fährhafens und der Offshore-Wirtschaft. Weit mehr als eine Viertelmillion Besucher haben die Ausstellung seit der Eröffnung des Museums gesehen. Allerdings nahmen die Zahlen in den letzten Jahren weiter ab. Wichtigstes Exponat des Museums ist der 26-Meter-Kutter „Havel“ aus der Blütezeit der Fischerei. Der soll nun an Land gehoben werden. „Das würde die Kosten der Unterhaltung auf dem Wasser reduzieren und zugleich einen imposanten Blick auf die Unterwasserlinie erlauben“, sagt Norbert Benedict. „Das wird ein echter Blickfang, der möglicherweise sogar eine Gastronomie beherbergen könnte“, kann er sich vorstellen. Kutter „Havel“ kommt an Land: Anfang Juni gab es eine Beratung an der „Havel“, um die Anlandsetzung des Kutters zu beraten, erzählt Bernd Nöll. Daran nahmen neben der Arbeitsgruppe unter Leitung von Wirtschaftsförderer Leon Kräusche auch ein Rostocker Bergungsbetrieb, Vertreter der Sassnitzer Reparatur- und Anlagenbaugesellschaft (REAN), der Fährhafengesellschaft Mukran Port sowie Hafenkapitän und Museumsleiter Ulrich Lippmann teil. Für den Kutter ist nun Land in Sicht. Für Norbert Benedict ist zudem die Öffentlichkeitsarbeit für das Museum - gerade auch in den Sozialen Medien - dringend verbesserungswürdig. Ob die Maßnahmen greifen, soll sich bis zum Jahresende zeigen. Dann soll im Ausschuss für Schule, Sport, Kultur und Soziales eine kritische Betrachtung der Umsetzung erfolgen. Gegebenenfalls können dann weitere Mittel fließen. Lesen Sie auch: Sassnitzer Fischerei- und Hafenmuseum wieder geöffnet Geschlossen: Wie geht es mit dem Sassnitzer Fischerei- und Hafenmuseum weiter? Fischerei- und Hafenmuseum vor der Schließung? Von Uwe Driest