Schluss mit Tempo 40: Kreis plant neue Brücke

Sie war ein Argument im Kampf gegen den geplanten Kiesabbau im Inselwesten bei Zessin — jetzt sind die Tage der maroden Brücke an der Kreisstraße RÜG 5 kurz hinter Venz gezählt. Der Landkreis will das alterschwache Bauwerk abreißen lassen und durch eine neue Brücke ersetzen lassen. Zur Finanzierung des Vorhabens kann er Fördergeld vom Land einplanen. Das Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung unterstützt das Projekt mit 266 500 Euro, kündigt es in einer Pressemitteilung an. „Die Brücke ist in einem sehr schlechten Zustand“, attestiert der Sprecher des Landkreises, Olaf Manske, dem Bauwerk, das über einen Entwässerungsgraben bei Venz an der Kreisstraße von Silienz nach Neuenkirchen führt. Aus dem Grund habe der Landkreis als Straßenbaulastträger den Ersatzneubau auch auf seinen Investitionsplan gesetzt, so Manske weiter. Der marode Zustand der Brücke lässt jeden Autofahrer auf die Bremse treten. Für das Passieren des Bauwerkes muss die Geschwindigkeit gedrosselt werden. Schilder zeigen es an: Es gilt Tempo 40. Und das schon seit Jahren. Zudem wurde die Fahrbahn auf der Brücke durch rot-weiße Schwellen schon auf vier Meter Breite reduziert. Der Sanierungsstau ist bekannt — auch schon seit Jahren. Doch der ehemalige Landkreis Rügen bäumte sich gegen eine Instandsetzung oder einen Neubau auf. Aus gutem Grund: Jahrelang schwebte das Damoklesschwert über Kreisstraße und Brücke, dass über die täglich -zig Schwerlasttransporte donnern. Nur einen Steinwurf hinter der Brücke wollte das Unternehmen Heidelberg Cement inmitten zweier Naturschutzgebiete Westrügens auf einer 20 Hektar großen Fläche bei Zessin Kies in großem Stil abbauen — 4,4 Millionen Tonnen innerhalb von 22 Jahren. Jedes Jahr sollten 200 000 Tonnen über die Kreisstraße, die ein Teilstück der Deutschen Alleenstraße ist, transportiert werden. Umweltschützer und Bürger lehnten dieses Vorhaben ab. Auch die Kommunalpolitiker des ehemaligen Landkreises Rügen. Für diese Schwerlasttransporte wollten sie auch weder Straße noch Brücke erneuern. Das gigantische Kiesabbau-Vorhaben ist seit September 2011 und wegen Verfristung — Heidelberger hat die Fünf-Jahres-Frist für den Abbaubeginn verstreichen lassen — vom Tisch (OZ berichtete). Jetzt — und für Einheimische und Touristen — will der neue Landkreis die Tempo-40-Ära beenden. Das Geld für den Ersatzneubau sei im Kreishaushalt für 2014/15 berücksichtigt, sagt Olaf Manske. Auch die neue Brücke, die nach dem Abriss der alten errichtet werden soll, sei schon geplant. „Es wird ein überschütteter Stahlbetonrahmen aus Fertigteilen mit einer lichten Weite von drei Metern und einer lichten Höhe von 2,80 Metern“, zitiert er aus den Unterlagen des Projektes, das laut Ministerium insgesamt rund 410 000 Euro kosten wird. Bereits Ende August soll das Vorhaben ausgeschrieben, mit den Bauarbeiten Mitte Oktober begonnen werden, der Abschluss sei Ende März 2015 geplant, kündigt Manzke an. „Verzögerungen können allerdings zurzeit nicht ausgeschlossen werden, weil der Haushalt des Kreises noch nicht genehmigt ist.“ „Eine gute Anbindung ist für uns wichtig“, sagt Neuenkirchens Bürgermeister Dirk Rogge. „Wir leben hier in der Gemeinde nämlich vom sanften Tourismus.“ Doch die Brücke bei Venz sei nur ein Anfang. Auch die gesamte Kreisstraße müsse gemacht werden. „Das Teilstück hinter Neuenkirchen in Richtung Vieregge ist nur noch eine Buckelpiste, auf der mancher Autofahrer schon abhebt, wenn er zu schnell fährt.“ Aber das habe der Kreis auch schon auf dem Schirm, so Rogge. Deutsche Alleenstraße 410 000 Euro sind für den Abriss der alten Brücke und den Bau einer neuen an der Kreisstraße bei Venz geplant, die Teil der Deutschen Alleenstraße ist. Auf Rügen werden 287 Kilometer Straßen und Wege von solchen grünen Tunneln oder Baumreihen gesäumt. Udo Burwitz

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