Schüler setzen Kunst aus Meermüll auf die Mole

Wie sauber ist die Ostsee, sind die Strände vor unserer Haustür? Die Antwort gaben gestern 24 Schüler aus Sassnitz und Polen im Stadthafen. Auf ganz kreative Weise: Sie setzten einen Baum mit einem Stamm aus Plastik und aus Eisen mit einer Fischernetz-Krone, in der Plastikbecher als Früchte baumeln, vor das Molenfußgebäude. „Alles Müll aus der Ostsee, den wir gefunden haben“, erklärt Hannes Gillmeister verdutzten und zugleich neugierigen Passanten. Mit einer Kunstaktion aus Meermüll setzten die jungen Leute gestern ein Zeichen gegen die zunehmende Verschmutzung der Meere. „Das es so schlimm aussieht, hätte ich nicht gedacht“, räumt Hannes unumwunden ein. Der 12-Jährige, der die Regionale Schule der Hafenstadt besucht, war mit Mitschülern und Gleichaltrigen von Usedom und der polnischen Halbinsel Wollin seit Sonnabend an der Küste in seiner Heimatstadt unterwegs und dem Müll aus der Ostsee auf der Spur. Dr. Ingolf Stodian, zuständiger Dezernent für den Nationalpark Jasmund, bezeichnet die jungen Leute als „Baltische Putzkünstler“. Die haben sich eine Woche lang auf Rügen und innerhalb eines von der Amtsverwaltung des Großschutzgebietes auf Jasmund initiierten Projektes mit dem Thema der Vermüllung der Meere auseinandergesetzt. Das sollte auf kreative Weise geschehen. Deshalb sei die Idee, dass Schüler aus den Nationalparks Jasmund und Wollin dieses Thema künstlerisch bearbeiten, schon vor einem Jahr entstanden, erinnert Stodian. Mit Fördergeld aus dem Programm „Wildes Deutschland“ der Umweltschutzorganisation WWF und großzügiger Unterstützung von Unternehmen und Vereinen aus der Region konnte sie jetzt umgesetzt werden. Die Vermüllung der Meere sei alarmierend, sagt Ingolf Stodian: „Ob Plastebecher, Seile, Netze oder anderer Unrat — an Nord- und Ostsee sind es im Durchschnitt sieben Stück Abfall, die jeden laufenden Küstenmeter verschmutzen.“ Dass es am Ufersaum im Sassnitzer Stadtgebiet nicht viel besser aussieht, kann Szymon Barkas bestätigen. „Auf 100 Meter haben wir 94 Plastikteile, 10 Liter Paraffin und 27 Glasflaschen oder -stücke gefunden“, sagt der 13-Jährige aus Swinemünde. Das haben die 24 jungen Umweltaktivisten natürlich auch gleich akribisch notiert. „Und das Müllmonitoring, das auch an drei Abschnitten im Nationalpark Jasmund durchgeführt wird, gleich kennengelernt“, ergänzt Stodian, dass die jungen Leute zur Putzaktion am Dwasiedener Kliff unterwegs waren. In Sachen Ostseemüll ging‘s auch mit dem Schiff raus. Die fragwürdigen „Fundsachen“ haben sie in dem am alten Jagdhaus Werder aufgeschlagenen Zeltlager kreativ verarbeitet. „Warum verschmutzt ihr unser Zuhause? Eure Fische“, fragten die jungen Leute gestern mit dem „Müllionär“, einer aus dem Abfall gestalten Puppe, mit Müllbildern, -baum und -boot am Eingang der Sassnitzer Mole, wo sie ihre Kunst aus Meermüll (leider) nur für Stunden präsentierten. 40 Kilo pro Nase 265 Millionen Tonnen Kunststoffmüll treibt auf den Meeren rund um den Globus. Pro Nase kommen somit etwa 40 Kilogramm auf jeden Erdenbürger. Allein in den vergangenen 50 Jahren ist die Müllmenge in den Ozeanen um das 200-fache angestiegen. 2007 wurde die Aktion „Küstenputz“ auf Rügen ins Leben gerufen, die seitdem jeweils im Frühjahr veranstaltet wird. Mehr als 500 Schüler beteiligten sich dieses Jahr. Udo Burwitz

Sassnitz - Schüler setzen Kunst aus Meermüll auf die Mole