Schützenhilfe für CDU-Bewerberinnen

Sie meint es richtig ernst, so steht es auf ihren Plakaten zur Bürgermeisterwahl: Und so hat sich die 37-jährige Sassnitzerin Christine Zillmer (CDU) für ihre Mission prominente Schützenhilfe aus Berlin geholt. CDU-Bundestagsabgeordneter Eckhardt Rehberg griff gestern seiner Parteikollegin unter die Arme und gab ihr ein Versprechen, mit dessen Einlösung das Sassnitzer Stadtbild einen Schandfleck weniger haben könnte: das völlig verwahrloste Gelände der Deutschen Bahn gegenüber dem neuen Anlegekai für die Kreuzfahrtschiffe. „Ich kümmere mich darum, dass das Areal in den Besitz von Sassnitz kommt, denn das ist eine Eins-A-Lage für potenzielle Investoren“, stellte Rehberg fest, der im Aufsichtsrat der Bahn sitzt. „Dieser Schandfleck muss so schnell wie möglich weg, dort könnte ich mir eine Bebauung vorstellen, in der wir saisonübergreifende Angebote für Touristen bereithalten“, sagte Christine Zillmer, die nach ihrem Abitur auf Rügen erst einmal für 13 Jahre die Insel verließ, um in Kiel Betriebswirtschaftslehre zu studieren und sich in Kaiserslautern auf dem Gebiet der Erwachsenenqualifizierung fortzubilden. Seit 2009 ist Zillmer in Sassnitz politisch aktiv und legt sich als Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses für neue Gewerbeansiedlungen ins Zeug. Die selbständige Unternehmerin im Einkaufsservicebereich weiß aus eigener Erfahrung, wo den Gewerbetreibenden der Schuh drückt und möchte die Wirtschaftsförderung vorantreiben. Sie findet, es müsse eine Kooperation mit den Reedereien und Reiseanbietern geben, um zu verhindern, dass die Kreuzfahrer sofort nach ihrer Ankunft im Sassnitzer Stadthafen mit Bussen quer über die Insel gefahren werden. Der Reiz der Hafenstadt müsse besser vermarktet werden, um die Verweildauer der Touristen zu erhöhen. Ein wichtiges Anliegen ist Zillmer eine „ehrliche Willkommenskultur für Flüchtlinge“. „Bei uns in der Kommune leben zur Zeit 50 Flüchtlinge, und wir wollen signalisieren, dass wir eine offene Stadt sind“, sagte die Bürgermeisterkandidatin. Knapp 30 Prozent der Sassnitzer sind über 60 Jahre alt und von daher ist es laut Zillmer wichtig, für noch mehr barrierefreie Zonen in der Stadt zu sorgen. Nach der Sassnitzer Stippvisite reiste Eckhardt Rehberg in Begleitung des Rügener CDU-Landtagsabgeordneten Burkhard Lenz nach Lauterbach, wo die 30-jährige Julia Präkel auf die beiden alten Polit- Hasen wartete. Die junge CDU- Frau möchte demnächst in Putbus das Zepter im Rathaus schwingen und kam mit Fakten präpariert zum Termin. Der Ausbau des Hafens in Lauterbach für größere Kreuzfahrtschiffe steht ganz oben auf ihrer Agenda. Gut fünf Millionen Euro sollen unter anderem in neue Spuntwände investiert werden, damit zukünftig an der Pier zwei 120-Meter-Kreuzfahrer bequem anlegen können. Das Land habe schon grünes Licht für diese Investition gegeben. Als studierte Diplom-Betriebswirtin mit dem Schwerpunkt Tourismusmanagement sieht Julia Präkel bei durchschnittlich 100 Anläufen von Kreuzfahrtschiffen im Jahr noch viel ungenutztes Potenzial für Lauterbacher Gewerbetreibende. Für die Lauterbacher Fischer will sich Julia Präkel gleichfalls stark machen. „Ein Verbot der Stellnetzfischerei wäre der Tod des traditionellen Fischerhandwerks“, meinte die junge Kommunalpolitikerin. Die Wohnqualität für junge Familien solle nach ihrer Ansicht noch attraktiver gemacht werden: Insgesamt 60 Grundstücke im Ort, von denen bereits die Hälfte verkauft ist, sind für sie ein Beleg für die Familienfreundlichkeit in Lauterbach. Nächster Stopp am Putbuser Marstall, wo es zu Fuß durch den Park ging. Die Unterhaltung des Parks verschlingt im Jahr 300000 Euro und belastet den Haushalt stark. „Könnten wir den Park nicht wie das Jagdschloss Granitz in die Hände des Landes geben?“, fragte Julia Präkel den Bundestagsabgeordneten. Eindeutige Antwort von Eckhardt Rehberg: „Das ist eine kulturelle Verpflichtung des Landes, denn diese Kosten werden sie auf Dauer nicht tragen können.“ Christian Rödel

Sassnitz/Putbus - Schützenhilfe für CDU-Bewerberinnen