Schulverkauf Prora: Kommando zurück!

Längst sollten neue Wohnungen und Eigenheime auf dem Areal der früheren Polytechnischen Oberschule „Egon Schulz“ im Binzer Ortsteil Prora stehen. Doch das verwahrloste Grundstück mit dem eingeschossigen Schulgebäude aus den 70er Jahren bietet ein trauriges Bild. „Es ist ein Schandfleck“, sagt Bürgermeister Karsten Schneider (parteilos) unumwunden. Doch der Gemeinde seien die Hände gebunden. In einem Bieterverfahren hatte ein Stuttgarter Investor das Grundstück vor zwei Jahren für 700 000 Euro erworben. Doch den Kaufpreis habe er bis heute nicht gezahlt, so Schneider. Die Gemeinde will das Grundstück nun zurück haben und neu veräußern. Die Rückabwicklung sei im Gange. Weil es in der vertraglichen Auslegung aber Differenzen gebe, könnte die Sache auch vor Gericht landen. „Wir hoffen aber auf eine Einigung. Uns fehlt das Geld seit zwei Jahren im Haushalt“, so Schneider. Und was soll auf dem Areal nun passieren? „Wir sind für alles offen, was für den Ort gut ist.“ Wenn ein Investor mit seinem Konzept überzeuge, könne auch der B-Plan geändert werden. Geändert wurden die Pläne schon oft. Ursprünglich wollte die Gemeinde das Gebiet selbst entwickeln. In einer 12 000 Quadratmeter großen „Gartenhofsiedlung“ sollten anfangs Reihenhäuser sowie kleine Baufelder für 28 Eigenheime entstehen, die schlüsselfertig übergeben werden sollten. Doch wegen fehlender Nachfrage wurden das Projekt verworfen. Auch eine neue Idee zündete nicht so recht. Die Grundstücke wurden von 350 auf 550 Quadratmeter vergrößert und sollten nun baureif angeboten werden. 15 bis 17 Parzellen für Eigenheime waren vorgesehen. Doch auch dafür gab es keine Resonanz. Der Stuttgarter Investor hatte erst vor, eine Nachsorgeklinik sowie Wohneinheiten für altersgerechtes Wohnen zu bauen. Im Jahr 2009 wurde dazu der B-Plan „Pflegeheim Poststraße“ aufgestellt. Doch dann rückte er von diesem Vorhaben ab. Die Klinik wurde zu den Akten gelegt. Stattdessen plante er nun zwei zweigeschossige Wohnhäuser für altersgerechtes Wohnen mit Betreuungsangeboten sowie sechs Parzellen für Eigenheime. Doch bis auf den Kahlschlag rund um das marode Schulgebäude ist nichts passiert. Nach OZ-Informationen soll wegen der Baumfällungen Anzeige erstattet worden sein. Das Schicksal der alten Schule, die 1973 eröffnet wurde und seit über zehn Jahren verwaist ist, scheint besiegelt zu sein. Und ebenso das des Wandbildes. Einem Abriss steht nichts mehr im Wege. „Das Wandbild konnte nicht unter Denkmalschutz gestellt werden“, bedauert Kreisdenkmalpfleger Dr. Markus Sommer-Scheffler. Der künstlerische Wert sei als nicht hoch eingestuft worden. Zu diesem Schluss sei Kunsthistoriker Prof. Dr. Bernfried Lichtnau aus Greifswald gekommen. Der Schöpfer des Wandbildes, das den Titel „Wehrbereitschaft der Jugend“ trägt, ist Klaus Rößler. Der Usedomer Künstler schuf 1969 auch eine Mosaikwand an der Mahn- und Gedenkstätte Karlshagen zur Erinnerung an die Opfer des Zweiten Weltkrieges. Das Bild in Prora sei dagegen als minderwertig eingeschätzt worden. Dennoch: Der Kreisdenkmalpfleger hat jetzt Kontakt zu dem Binzer Ulrich Busch, Sohn des Arbeitersängers Ernst Busch (1900 bis 1980) und Eigentümer von Block I in Prora, aufgenommen, ob er das Wandbild beim Abbruch des Hauses sichern könnte. Wenn es auch nicht um ein wertvolles Kunstwerk gehe, so doch um ein Stück DDR-Zeitgeschichte. „Man kann nicht alles unter den Teppich kehren, es sind schon so viele Wandbilder auf Rügen verschwunden“, so Sommer-Scheffler, der auch die Architektur des kleinen Schulgebäudes mit seinem Lichthof „interessant“ findet. Gerit Herold

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