Selliner planen eine höhere Kurtaxe

In der Nebensaison sind statt bisher 1,20 Euro dann 1,40 Euro fällig. Das ist die Empfehlung des Tourismusausschusses an die Gemeindevertretung des zweitgrößten Ostseebades der Insel. In seiner März-Sitzung will das Gremium dann konkret über eine entsprechende Änderung der Kurabgabesatzung beraten. „Mit den Mehreinnahmen von rund 250 000 Euro sollen vor allem mehr Angebote in der Nebensaison geschaffen werden, die von den Urlaubern gefordert werden“, begründet Hans-Joachim Kreß, Vorsitzender des Tourismusausschusses, den Vorstoß. Zudem seien in den vergangenen Jahren die Nebenkosten „explodiert“. „Die letzte Erhöhung hatten wir dagegen vor 16 Jahren“, macht Kreß deutlich. Seinerzeit war die Kurabgabe auf 4,50 DM angehoben und gleichzeitig die Bäderbahn in Sellin eingeführt worden, die die Gäste des Ostseebades kostenlos nutzen können. Mittlerweile drehen zwei Bahnen in Sellin auf verschiedenen Routen ihre Runden, die eine fährt ab Ostern sogar weiter bis nach Baabe. Zusammen mit dem extra eingeführten Bus, der die vier Selliner Ortseile Altensien, Moritzdorf, Neuensien und Seedorf an den Hauptort anbindet, stelle der innerörtliche Verkehr nach den Personalkosten den größten Haushaltsposten im Etat der Kurverwaltung dar. Der liegt derzeit bei rund 1,4 Millionen Euro. Das Veranstaltungsbudget sei zudem in diesem Jahr von rund 160 000 Euro auf 200 000 Euro aufgestockt worden und soll im nächsten Jahr noch größer werden, kündigt Kreß an. „In den vergangenen Jahren haben wir hochwertige Highlights wie den Festpielfrühling, das Beach Polo Turnier, Tour d‘Allée, Rügen Cross Country und in diesem Jahr erstmals die Ostseefestspiele nach Sellin geholt.“ Daneben stehen das Museum „Seefahrerhaus“ an der Seestraße und die Mühle Altensien den Gästen kostenlos zur Verfügung. Weiterhin sei mit dem Bau des neuen Gästeinformationszentrums im Selliner Seepark neben dem Hauptsitz der Kurverwaltung in der Warmbadstraße eine zweite Anlaufstelle für Urlauber und Touristen geschaffen worden, die ganzjährig täglich in der Zeit von 10 bis 18 Uhr geöffnet ist. Dafür werde zusätzlich eine Mitarbeiterin statt bisher halbtags jetzt ganztags beschäftigt. In Arbeit sei derzeit auch die Neugestaltung des Kurparks mit dem Friedensberg und in Planung, dass die Gäste künftig die Busse des Rügener Personennahverkehrs zwischen Sellin, Baabe und Göhren kostenlos nutzen können, stellt Kreß die wachsenden Unterhaltungskosten der bisher stabilen Kurabgabe gegenüber. „Dass das die Kurdirektorin bis jetzt so hinbekommen hat, ist schon eine Leistung“, lobt der Ausschussvorsitzende die Arbeit von Brigitte Pisch. Die wechselt zum Ende des kommenden Monats in die Ruhephase der Altersteilzeit und wird am 28. Februar offiziell verabschiedet. Zu Monatsbeginn hat sie ihrer Nachfolgerin Adriana Zawisza das Zepter in die Hand gegeben. „Die Resonanz zur Erhöhung der Kurabgabe ist bisher gut“, meint Achim Kreß, selbst Hotelier, nach ersten Gesprächen mit Vermietern im Ort. „Viele haben schon damit gerechnet.“ Deutschlands Spitzenwert liegt bei 3,50 Euro 3,50 Euro Kurtaxe muss seit diesem Jahr in Baden-Baden ge- zahlt werden. Damit wurde der bisherige Spitzenreiter in Deutschland abgelöst: Bad Kissingen. Dort sind 3,40 Euro fällig — in Kampen auf Sylt, Norderney, St. Peter Ording, Büsum und Bad Reichenhall drei Euro. 2,80 Euro beträgt die höchste Kurabgabe in MV. Die wird seit 2012 in Zingst verlangt und ab diesem Jahr in Göhren. In Binz zahlen die Gäste 2,60 Euro, in den drei Usedomer Kaiserbädern 2,50 Euro, in Warnemünde 2,25 Euro, auf dem Darß zwei Euro, ebenso in Kühlungsborn. Gerit Herold

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