Rügen - Staufalle Baumbeschnitt — Verkehr stockt auf Inselstraßen

Frust hinterm Lenkrad: Immer wieder kommt der Verkehr auf Rügen ins Stocken. Nicht nur an verschiedenen Baustellen. Seit Tagen werden links und rechts der Inselstraßen Bäume beschnitten. Gestern auf der Stralsunder Chaussee und auf der B 196 zwischen Bergen und dem Abzweig Buschvitz. Am Montag ging in Sellin gar nichts mehr. Grund: Rückstau im Ort, weil in Lancken-Granitz Bäume gefällt wurden. Auch letzte Woche war zwischen Sellin und Lancken-Granitz kaum ein Vorankommen. Das brachte neben manchem Urlauber, Pendler und Berufskraftfahrer auch den Amtsausschuss Mönchgut-Granitz auf die Barikaden. „Es ist unverständlich, warum diese Arbeiten gerade jetzt durchgeführt werden müssen. Und warum dann nicht wenigstens in den Abend- oder Morgenstunden, wir haben schon die Belastung mit der Baustelle am Kreisverkehr“, ist der Amtsvorsteher und Selliner Bürgermeister Reinhard Liedtke sauer. Er sollte die Kritik an das Straßenbauamt weiterleiten. Das begründet den Aktionismus damit, dass es sich um Pflegemaßnahmen am Baumbestand der Bundes- und Landesstraßen handelt, die der Gewährleistung der Verkehrssicherheit dienen. Zu denen gehören das Freischneiden des Lichtraumprofils, Totholzbeseitigung, Erziehungsschnitt an Jungbäumen und die Fällung von Bäumen, deren Standsicherheit nicht mehr erhalten werden kann, informierte Annett Himmler, Leiterin der Straßenmeisterei in Bergen. Die Arbeiten erfolgen durch zwei Fachfirmen. Eine sei für „Havariefälllungen“ im Einsatz, die andere für die Pflege. Beide seien angewiesen, die Arbeiten vorzugsweise in den verkehrsarmen Zeiten durchzuführen. Da der Arbeitsumfang sehr groß sei und die Sperrzeit aufgrund der Ferienreiseverordnung näher rücke, ginge dies nicht immer. Hinzu komme, dass auch Sperrzeiten zu den Feiertagswochenenden im Frühjahr sowie andere Baumaßnahmen und witterungsbedingte Einschränkungen die Einsatzzeit begrenze. Die Firmen seien auch angewiesen, bei hohem Verkehrsaufkommen und zu langen Staubildungen die Behinderungen zeitweise aufzuheben, sodass der Verkehr wieder ungehindert fließen könne. Eine direkte Arbeitszeitenvorgabe könne kurzfristig nicht realisiert werden, verweist Annett Himmler auf Verträge und Mehrkosten. Für zukünftige Leistungen wolle man prüfen, ob für Rügen arbeitszeitliche Festlegungen unter Beachtung temporärer Verkehrsaufkommen getroffen werden können. Auf den verkehrsbedeutenden Strecken wie der B 196 soll der Baumbeschnitt in den nächsten Tagen zum Abschluss kommen. Wie Ralf Sendrowski, Leiter des Straßenbauamtes, mitteilte, dauern die Arbeiten auf der Insel bis zum 30. Juni an und werden nach der Ferienreisezeit, am 30. August, bis zum Jahresende weitergeführt. Sicherheit vor Naturschutz Laut Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG) dürfen Bäume vom 1. März bis 30.September nicht beschnitten werden. Ausnahmen gibt es laut § 39 für behördliche Anordnungen, Maßnahmen im öffentlichen Interesse und für die Gewährleistung der Verkehrssicherheit. Für diese gibt es keine Zeitbeschränkungen. Gerit Herold