Strampler und Bettzeug sind Mangelware

„Sind die nicht süß?“ Barbara Rother hält ihrer Vereinskollegin Petra Wessel ein paar winzige Kinderschuhe hin. Wie nagelneu sehen die aus, wurden von dem kleinen „Erstbesitzer“ kaum getragen und von seinen Eltern abgegeben, als die Kinderfüßchen dafür zu groß geworden waren. Solche Spenden würden die Männer und Frauen vom Verein „Die Pfundsweiber“ in ihrer Kleiderbörse im Sassnitzer Gerhart-Hauptmann- Ring gern öfter entgegennehmen. „Babysachen“, sagt die Vereinsvorsitzende Petra Kutschinski, „liegen bei uns nicht lange in den Regalen.“ Die Nachfrage ist mittlerweile so groß, dass sie in der Kleiderbörse der Pfundsweiber knapp geworden sind. Für die Vereinsmitglieder ist das nicht verwunderlich. Gerade jungen Familien, bei denen sich Nachwuchs einstellt, fällt es oft schwer, das Geld für sich und ihre Kinder aufzubringen. „Wer Kinder hat, weiß, wie teuer neue Bekleidung für die Kleinen mittlerweile ist“, sagt Petra Kutschinski. Deshalb kommen immer mehr junge Mütter und Väter in die Kleiderbörse, um Strampler, Hosen, Mützchen oder Schuhe für die Mädchen und Jungen zu kaufen. Die werden von den „Pfundsweibern“ günstig abgegeben. „Wir packen den Eltern meist einen Beutel mit Babysachen zusammen“, erzählt die Vereinsvorsitzende. Dafür zahlen die Mütter oder Väter dann lediglich ein paar Euro. Für die Kleinen packen die Frauen und Männer aus der Kleiderbörse dann immer noch eine kleine Überraschung obendrauf, Süßigkeiten oder ein Spielzeug, das jemand bei sich aussortiert und hier abgegeben hat. Dass es hier gute Kleidung zum kleinen Preis gibt, hat sich mittlerweile über die Stadtgrenzen hinaus rumgesprochen. „Uns besuchen Leute aus verschiedenen Ecken der Insel“, sagt Barbara Rother. Und es werden immer mehr. Nicht nur Eltern, auch viele arbeitslose Rüganer und junge Menschen zählen mittlerweile zum Kundenstamm. Wer mit wenig Geld einen eigenen Haushalt gründet, stöbert gern in dem Angebot aus zweiter Hand. Petra Kutschinski erzählt von einer Frau, die ganz in der Nähe eine eigene Wohnung bekommen hatte. Sie fand bei den Pfundsweibern von der Gardine über Lampen, Regale, Besteck, Geschirr bis hin zur Kaffeemaschine nahezu die komplette Wohnungseinrichtung bei der Börse. Und es gibt nichts, wonach die Leute nicht fragen. Selbst Bikinis, Badehosen und gut erhaltene Unterwäsche gehen über den kleinen Tresen der Kleiderbörse. Alles, was an Spenden ins Haus komme, werde natürlich vorsortiert und anschließend gereinigt, fügt Petra Kutschinski hinzu. Sie und ihre Mitstreiter brauchen momentan neben den Kindersachen dringend Nachschub an Handtüchern und Bettwäsche. „Man glaubt gar nicht, wie gefragt das bei den Leuten ist“, weiß Barbara Rother. Laken und Bezüge in Übergrößen stehen hoch im Kurs. Was Außenstehende anfangs verwundern mag, überrascht Petra Kutschinski und ihre Mitstreiter kein bisschen: „Selbst die relativ günstige Bettwäsche, die es im Laden für neun Euro gibt, ist für jemanden, der nur Hartz-IV bezieht, eine teure Anschaffung.“ Kleider- und andere Sachspenden bitte dienstags und mittwochs in der Zeit von 14 bis 17 Uhr im Gerhart-Hauptmann-Ring 50 in Sassnitz abgeben oder in dieser Zeit telefonisch einen anderen Termin, auch zur Abholung, vereinbaren (☎ 038392/ 675489) Maik Trettin

Sassnitz - Strampler und Bettzeug sind Mangelware