„Die wahre Geschichte von Rotkäppchen“

Dass die Großmutter so große Zähne hat, weil sie in Wirklichkeit der böse Wolf ist, der das Rotkäppchen zum Fressen gern hat, ist bekannt. Was aber, wenn die Geschichte doch ganz anders ist und der große, böse Wolf gar nicht existiert? Die Antwort darauf gibt das Theater Vorpommern am Donnerstag bei der Premiere von „Rotkäppchen oder vom Wolf, der nicht fressen wollte.“ Die klassische Version der Gebrüder Grimm bleibt allerdings im Bücherregal. „Wir bringen die Fassung von Angela Khuon-Siefert auf die Bühne. Das ist die wirklich wahre Geschichte“, sagt Elsa Vortisch, Regisseurin des Stücks. Und die wahre Geschichte beginnt mit der großen Liebe vom Jäger Franzl, gespielt von Felix Meusel. Schon lang ist er in die Mutter von Rotkäppchen verliebt. Doch der Jäger traut sich nicht, ihr seine Zuneigung zu gestehen. Franzl weiß nicht, dass die Mutter (Katja Hirsch) die gleichen Gefühle hat. Stattdessen heckt der Jäger einen kuriosen Plan aus: Er versucht seinen Hund namens Wolfgang Amadeus durch Futterentzug zu einem Wolf umzuerziehen, der dann das Rotkäppchen (Anne Greis) und die Großmutter verschlingen soll. Franzl will die beiden dann retten, um so das Herz der Mutter zu gewinnen. Mit Lupe und Seifenblasenpfeife bewaffnet, entwickelt das Rotkäppchen ein detektivisches Gespür: „Sie kommt natürlich dahinter und schmiedet dann einen Racheplan“, verrät die Regisseurin. Mit den vielen Wendungen klingt die Handlung für Kinder ab vier Jahren erst einmal kompliziert. Doch der Dramaturg Sascha Löschner gibt Entwarnung. „Wir haben darauf geachtet, dass alle Schauspieler auch immer mit den Kindern sprechen. Der Jäger spricht seine Gedanken immer laut aus.“ Auf die klassische Rollenverteilung hat das Theater teilweise verzichtet. Die Rolle der bärtige Großmutter übernimmt Manfred Ohnoutka. Diese hat sich extra in den Wald zurückgezogen, um ihrer heimlichen Leidenschaft zu fröhnen: dem Sprechgesang. Doch nicht nur Ohnoutka wird sein Musiktalent präsentieren. Auch alle anderen Rollen singen sich mit den Liedtexten von Peter Siefert durch das Stück. „Im Vorfeld haben wir CDs an die Schulen geschickt. Darauf das Lied, was die Schauspieler zum Schluss mit den Kinder zusammen singen sollen. Bisher hat das immer gut geklappt“, sagt Dramaturg Löschner. Und der Hund Wolfgang Amadeus, gespielt von Marvin Rehbock? „Der wird als riesiges, flauschiges Über-zwei-Meter-Etwas mit beweglichen Ohren und einem 1,50 Meter langen Schwanz auf der Bühne stehen“, sagt Svea Schiemann, verantwortlich für Bühne und Kostüm. Und weil es ein Märchen ist, kann der Hund natürlich auch sprechen. „Jedoch können ihn nur Kinder und die Großmutter, die mit dem Alter auch wieder etwas kindlicher geworden ist, verstehen“, sagt Löschner. Die Texte sitzen, die Kostüme sind auch fast fertig. Nur eine Herausforderung gab es bei den ersten Proben: „Wir konnten nicht auf der großen Bühne üben, sondern mussten in den Container hinter dem Theater, der natürlich viel kleiner ist“, erklärt der Schauspieler Felix Meusel, der in zwei Tagen als Jäger Franzl auf der Bühne stehen wird. Und soviel sei schon mal verraten. Auch in dieser Version von Rotkäppchen wird es zum Schluss heißen: Ende gut, alles gut. Die Premiere findet am Donnerstag, 12. November um 9 Uhr, im Großen Haus statt. Weitere Termine sind der 29. November um 15 Uhr und 30. November um 9 Uhr sowie um 11 Uhr. Christin Weikusat

Greifswald - „Die wahre Geschichte von Rotkäppchen“