Stralsund stellt harte Bedingungen für Theaterfusion

In einer hochdramatischen Debatte hat die Stralsunder Bürgerschaft am Donnerstag die Bereitschaft zu einer Theaterfusion an knallharte finanzielle Bedingungen geknüpft. Angesichts etlicher Änderungsvorschläge herrschte zwischenzeitlich ein derart großes Durcheinander, dass die Sitzung mehrere Male unterbrochen werden musste. Nach etwa zwei Stunden einigten sich die Politiker darauf, die Zielvereinbarung mit der Landesregierung zu unterschreiben, knüpften die Unterschrift aber an bestimmte Voraussetzungen. In dem Papier wird die Fusion des Theaters Vorpommern mit der Theater- und Orchestergesellschaft Neubrandenburg/Neustrelitz zum „Staatstheater Nordost“ auf den Weg gebracht. Die Grünen setzten in einer knappen Abstimmung mit nur einer Stimme Mehrheit durch, dass die Landesregierung jene 800000 Euro übernehmen soll, welche die Hansestadt Stralsund jährlich für Sanierung und Nutzung der Theaterräumlichkeiten aufbringt. Zusätzlich sollen aus Schwerin 1,4 Millionen Euro jährlich für den Ausgleich eines strukturellen Defizits fließen. Mit dieser Forderung setzte sich die CDU durch. Mit diesem Paket weicht Stralsund von den Beschlüssen der anderen Gesellschafter ab. Der Kreistag Vorpommern-Rügen und die Greifswalder Bürgerschaft hatten ihre Zustimmung zur Zielvereinbarung lediglich an die von der CDU geforderten 1,4 Millionen Euro geknüpft. Das Bildungsministerium muss sich jetzt bis zum 31. Oktober überlegen, ob es den Vorschlägen aus Vorpommern, insbesondere aus Stralsund, zustimmt. Bis dahin hat Minister Mathias Brodkorb (SPD) den Kommunen eine Unterschriftsfrist gesetzt. Wenn Brodkorb zu keinen Zugeständnissen bereit ist, platzt wahrscheinlich auch die Zielvereinbarung. Die finanziellen Auswirkungen für das Theater Vorpommern wären fatal. Dem Unternehmen würden sofort zehn Prozent der Landeszuschüsse gestrichen werden. „Das Theater geriete dann in schweres Fahrwasser, was die Liquidität betrifft“, sagt Intendant Dirk Löschner. Thomas Haack (Bürger für Stralsund) befürchtet: „Das Land hat bisher keinen unserer Vorschläge berücksichtigt. Ich glaube nicht, dass sich daran etwas ändert.“ Der erneute Versuch der Grünen, die Bürger in einem sogenannten Vertreterbegehren über die Zustimmung zur Fusion zu befragen, scheiterte indes am Nein von CDU und SPD. OB Alexander Badrow (CDU) hatte zuvor darüber informiert, dass ein solcher Schritt entgegen vergangener Annahmen jetzt doch rechtlich möglich sei. Insbesondere die Positionierung der Sozialdemokraten ist bemerkenswert, hatten sie doch in einer vergangenen Bürgerschaftssitzung dem Bildungsminister aus der eigenen Partei für seine Politik noch öffentlichkeitswirksam die Rote Karte gezeigt. Die CDU ließ allerdings eine Hintertür für eine Bürgerbefragung offen. Sie könnte dann umgesetzt werden, wenn es zum eigentlichen Fusionsvertrag käme, sagte Fraktionschef Ronald Zabel. Alexander Müller

Stralsund - Stralsund stellt harte Bedingungen für Theaterfusion