Tiernotstation Tilzow: Das lange Warten auf die Sanierung

Die Gebäude der Tiernotstation in Tilzow sind marode, dringende Sanierungsarbeiten sind fällig. Elektrik, Türen, Fenster und Heizung müssen hier zeitnah instand gesetzt werden, damit ein vernünftiges Arbeiten für die sechs Mitarbeiter möglich ist. Das Grundstück gehört der Stadt Bergen, der Tierschutzverein Rügen/Hiddensee ist hier als Mieter eingetragen. Die Mietverträge müssen jedes Jahr neu geschlossen werden. Somit wird es seitens des Vereins schwierig, jemanden zu finden, der in die bestehenden Gebäude investieren möchten. „Keiner steckt Geld rein, wenn er weiß, dass es nur Verträge mit kurzen Laufzeiten gibt“, sagt die Vorsitzende Burga Gloede. Für das Jahr 2020 ist aber alles abgesichert, wie die Leiterin Heike Stock sagt. „Auf Dauer ist es aber kein schönes Arbeiten, wenn man im Ungewissen ist. Wir haben hier die Verantwortung gegenüber den Tieren und auch den Mitarbeitern“, sagt sie. Umso beeindruckender finden Gäste der Tiernotstation, wie Beate Pellegrino aus Bremen, unter welchen Bedingungen hier professionell gearbeitet wird. „Es bedarf sehr viel Idealismus für die Aktiven in der Tiernotstation. Die Räumlichkeiten sind bestimmt in die Jahre gekommen und trotzdem spürt man als Besucher das Engagement der Mitarbeiter. Sie sind offen für jeden Kontakt“, sagt sie. 1,50 Euro mehr pro Einwohner: Die Stadt hatte im vergangenen Jahr einen Katalog erstellt und die wichtigsten Mängel notiert. Das größte Problem: die elektrischen Leitungen. „Diese sind schon zu alt. Bei der letzten jährlichen TÜV-Abnahme wurde uns mitgeteilt, dass dafür keine Verantwortung mehr übernommen werden kann“, sagt Heike Stock. Aus diesem Grund soll neben der Pauschale (drei Euro pro Einwohner), die die Ämter, Städte und das Ostseebad Binz zahlen, ein öffentlich-rechtlicher Vertrag geschlossen werden. Der beinhaltet, dass die Kommunen zusätzlich pro Einwohner 1,50 Euro mehr aufwenden, um die baulichen Mängel zu beheben. Auf politischer Ebene wurde über die dringend notwendigen Investitionen etwa in Putbus oder Binz rasch pro Tiernotstation entschieden. Das Amt West Rügen hingegen verzichtet künftig komplett auf eine Unterstützung. „Wir bedauern diese Entscheidung“, sagt der Leitende Verwaltungsbeamte Rainer Schultz. Für die elf Gemeinden wurde eine kostengünstigere Variante gefunden. Das Amt arbeitet künftig mit dem Tierheim Stralsund zusammen. Auch in Sassnitz wird über Alternativvorschläge nachgedacht. Deshalb dauert es hier länger, bis eine Entscheidung getroffen wird. Mehrere Ausschüsse und die Stadtvertretung haben sich damit beschäftigt. Zuletzt wurde im Ordnungsausschuss darüber diskutiert. Mehrheitlich abgelehnt: Sassnitz würde bei rund 9500 Einwohnern auf einen zusätzlichen Betrag von 14 000 Euro kommen. Insgesamt mit der bisherigen Pauschale sind es 46 000 Euro. Dieser Vertrag soll laut Ordnungsamtsleiterin Vera Wilke Grundlage für jährliche Beratungen sein, in denen man festlegt, welche Investitionen unaufschiebbar sind und zeitnah abgeschlossen werden müssen. Nach dem Einwohnerschlüssel soll dann eine Gesamtsumme X festgelegt werden. Das heißt: 1,50 Euro für die Kommunen in diesem Jahr, für 2021 soll neu entschieden werden. Aus ausgedienten Baracken der Nationalen Volksarmee, wo früher Torpedos und taktische Raketen gelagert und verwaltet wurden, entstand ab April 1996 in Tilzow die Tiernotstation. Sechs Mitarbeiter sind an diesem Standort tätig. Aktuell sind in der Tiernotstation zehn Hunde und 56 Katzen untergebracht. Kapazität ist in Tilzow für 35 Hunde sowie 96 Katzen (jeweils mit Quarantänestation) 2018 wurden sieben Katzen und elf Hunde von Sassnitz nach Tilzow gebracht. 2019 waren es fünf Katzen, acht Hunde und eine Ratte. Die Ordnungsamtsleiterin bot den Ausschussmitgliedern auch eine Alternative an: eine eigene Tiernotstation. „Dazu sollte die Stadt schauen, welche Baulichkeit geeignet ist. Dann müssen auch noch Leute eingestellt werden, die sich um diese Tiere kümmern“, sagt sie. Das wäre ein Millionenprojekt. „Obendrein haben wir dann für die Versorgung der Tiere zu sorgen.“ Für Manuela Maaß, sachkundige Einwohnerin im Ordnungsausschuss, ist der finanzielle Aufwand zu hoch bezüglich des Vertrages, der für die Tiernotstation Tilzow geschlossen werden soll. „Das werden Kosten, die auf uns zukommen, die ins Immense gehen. Wir wollen unseren Haushalt konsolidieren, wir haben aber auch Pflichtaufgaben zu erfüllen“, sagt sie. Ein Vertrag, der die Stadt knebelt, ist auch für Steffen Schröers (Alternative Freie Wählerschaft, AFW) nicht regelbar. „Dass die Stadt Voraussetzungen für Unterbringung und Versorgung von Fundtieren in eigener Verantwortung schafft, ist für mich keine Alternative“, sagt er. Die Mitglieder des Ausschusses lehnten mehrheitlich ab und gaben den Stadtvertretern nicht die Empfehlung, dem Vertrag für die Tiernotstation zuzustimmen. Lesen Sie auch hier: Zum Paket verschnürt: Frauen retten schwer verletzte Hündin in Sassnitz Tierfreunde beschenkten „Moppi“ und andere Vierbeiner Im Tierheim bröckelt der Putz Mehr zum Autor Von Mathias Otto