Umsetzung des Sowjet-Denkmals: Russen können „Njet“ sagen

Bei den Plänen zur Umsetzung des sowjetischen Ehrenmals auf dem Neuen Markt in Stralsund hat Russland ein gehöriges Wort mitzureden. Selbst wenn die Hansestadt sich für das umstrittene Vorhaben entscheiden sollte, kann das Riesenreich noch „Njet“ sagen und das Projekt stoppen. Das bestätigte die russische Botschaft in Berlin auf Anfrage der OSTSEE-ZEITUNG. „Das Verlegungsverfahren der sowjetischen Kriegstoten in Deutschland setzt die Einholung der Zustimmung der russischen Seite bei der Änderung der Friedhofsgestaltung oder Umbettung sowjetischer Kriegstoten voraus“, sagt Wladimir Kukin, Leiter des Büros für Kriegsgräberfürsorge und Gedenkarbeit. Er beruft sich dabei auf ein Regierungsabkommen zwischen Russland und Deutschland aus dem Jahr 1992. Das Sowjetische Ehrenmal ist eine 1945 errichtete Kriegsgräberstätte. Es birgt Grabstellen für Soldaten und Angehörige der Roten Armee, die im Zweiten Weltkrieg gefallen sind, und ein Denkmal mit einem Relief, auf dem sich ein Rotarmist und ein Zivilist die Hände reichen (siehe Info-Kasten). Sowohl in der Russischen Botschaft in Berlin als auch im Moskauer Verteidigungsministerium ist das Denkmal mit der Registerkarte Nr. 20 registriert. Dort ist auch vermerkt, wie die mittlerweile nicht mehr vorhandene Inschrift auf der liegenden Tafel vor dem Ehrenmal einmal lautete. Dort stand in Deutsch und Russisch: „Ewiger Ruhm den Helden der Sowjetarmee 1941-1945“. Im Zuge der Umgestaltungspläne für den Neuen Markt ist in den vergangenen Jahren eine Diskussion um die Frage entbrannt, ob die Gedenkstätte an seinem bisherigen Ort bleiben sollte oder nicht. Bei Bürgerversammlungen im Frühjahr 2013 hatten viele Stralsunder dafür plädiert, das Ehrenmal zu versetzen, um das Nordportal der Marienkirche direkt dahinter wieder weithin sichtbar zu machen. Wladimir Kukin von der russischen Botschaft berichtet, 2013 aus der Zeitung von den Plänen erfahren zu haben. Im März 2014 habe es dann in Stralsund ein erstes Vorgespräch zwischen Vertretern Russlands und der Stadtverwaltung gegeben. Nach Angaben der russischen Botschaft habe man den Stralsundern damals deutlich gemacht, dass für eine Entscheidung zur Verlegung eines sowjetischen Ehrenfriedhofes alle mit den Denkmalschutzbehörden abgestimmten Projektunterlagen an die Botschaft zu leiten sind. „Alle diese Punkte wurden erläutert. Bis heute haben wir keine Unterlagen oder Nachrichten aus Stralsund bekommen“, sagt Wladimir Kukin. In Richtenberg sagte Russland übrigens bereits „Njet“: Dort ist eine Umsetzung des sowjetischen Ehrenmals auf dem Markt am Veto des Riesenreichs gescheitert. Alexander Müller

Stralsund/Berlin - Umsetzung des Sowjet-Denkmals: Russen können „Njet“ sagen