Umweltministerin will Wale in der Ostsee vor Lärm schützen

Die Schweinswale in der Ostsee sind noch zu retten. Aber nur, wenn sie vor dem zunehmenden Lärm auf und unter dem Wasser geschützt werden. Während eines Besuchs im Stralsunder Ozeaneum sagte die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Barbara Hendricks (SPD), am Donnerstag: „Für die Nordsee gibt es bereits ein Schallschutzkonzept, jetzt arbeiten wir an einem für die Ostsee.“ Vor allem das Rammen der Fundamente für die Offshore-Windkraftanlagen sorgt für Krach in der Ostsee. Dr. Harald Benke, Schweinswalexperte und Direktor des Deutschen Meeresmuseums, betonte, dass die Tiere extrem schallempfindlich seien. „Sie orientieren sich ähnlich wie Fledermäuse, in dem sie Töne aussenden, die reflektiert werden und mit Hilfe eines speziellen Sinnesorgans im Unterkiefer wieder empfangen werden.“ Für das Meer untypische Schallwellen würden die Schweinswale verwirren. Das könne unter anderem dazu führen, dass die Meeressäuger keine Nahrung mehr finden und verhungern. Stralsunds Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) verwies in diesem Zusammenhang auf die Firma Gicon, die in Stralsund schwimmende Plattformen für Windräder baut, deren Verankerung am Meeresboden weniger Lärm verursachen würde. Als eines der weltweit wichtigsten Zentren der Schweinswalforschung hat das Meeremuseum in Stralsund laut Benke in den vergangenen Jahren erstaunliche Erkenntnisse über den in der Ostsee heimischen Wal gewonnen. Es gibt zwei Gruppen: Die größere Beltpopulation mit etwa 2500 Tieren im südwestlichen Bereich und der eigentliche Ostseeschweinswal im Nordosten mit nur etwa 450 Exemplaren. Die Grenze verläuft etwa auf Höhe Rügen. Beide Populationen mischen sich räumlich. Grenzen sich in der Fortpflanzung aber ab. Neben dem Lärm ist der Müll in der Ostsee eine große Gefahr. Gerade die so genannten Geisternetze werden zu Todesfallen für die Meeressäuger. Stralsunds Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) verwies im Zusammenhang mit der Ausstellung zum Thema Müll im Meer 2014 im Ozeaneum auf die Wichtigkeit des Themas für Stralsund und die gesamte Region als Ziel vieler Touristen. Er schlug der Ministerin vor, dass Stralsund Gastgeber einer weltweiten Konferenz zum Schutz vor der Vermüllung der Meere sein könnte. Hendricks betonte, dass Deutschland das Thema Müll im Meer erstmals auf der letzten G7-Konferenz auf die internationale Bühne gehoben hat. Jetzt sei es das Ziel EU und Uno einzubeziehen. Im Anschluss an den Rundgang im Ozeaneum informierte sich die Ministerin über die Abfallbeseitigung im Stralsunder Seehafen sowie über das Ziel der Stadt, den Plastikmüll grundsätzlich zu reduzieren. Am frühen Nachmittag setzte sie ihre Sommerreise fort. Nächste Station war das Gut Dalwitz im Landkreis Rostock, wo es um ökologische Landwirtschaft ging. Zahl der Wale erfasst Mit speziellen Sensoren hat das Deutsche Meeresmuseum in den vergangenen Jahren die Zahl der Schweinswale in der Ostsee sowie ihre Bewegungen zu erfasst. Die Geräte zeichnen die Töne auf, die die Tiere ausstoßen. Mit Hilfe der Daten können die Wissenschaftler feststellen, wo sich die Tiere aufhalten. So gelang des den Experten erstmals, eine genauere Schätzung der Zahl der Schweinswale im Osten und Norden der Ostsee abzugeben. Ausgegangen wird jetzt von 450 Tieren. Jens-Peter Woldt

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