Und tschüss: Vize-Landrat Großklaus geht in Ruhestand

„Ich weiß gar nicht, wie ich 25 Jahre in zehn Minuten unterbringen soll“, sagt Lothar Großklaus und schmunzelt. Denn nur diese Zeit hat ihm der Kreistag kommenden Montag für seinen Rückblick als Vize-Landrat zugedacht. „Ich werde das aber hinkriegen“, gibt sich Großklaus zuversichtlich. Denn in seiner Dienstzeit habe er auch das Improvisieren lernen müssen. Dazu fällt ihm sofort eine Episode ein. Es war beim Richtfest des Strelaparks 1994. „Ich stand neben Angela Merkel, die damals noch Bundesministerin war. Daneben Stralsunds und Kiels Oberbürgermeister. Plötzlich hieß es, dass ich die Begrüßungsrede halten sollte“, erinnert sich Großklaus. Mancher wunderte sich darüber, weil alle dachten, der Strelapark gehöre zu Stralsund, und das Grußwort sei dem Oberbürgermeister vorbehalten. Aber dem war ja nicht so, denn der Strelapark war das erste große Bauvorhaben im neuen Landkreis Nordvorpommern. Das Einkaufszentrum steht auf Grund und Boden der Gemeinde Kramerhof. Das Grußwort hat Großklaus damals hinbekommen, wie vieles in seiner Dienstzeit als Vize-Landrat. 1990 begann diese im Altkreis Grimmen. „Außer dem Bauamt hatte ich in den letzten Jahren fast alle Bereiche unter meinen Fittichen“, sagt er. Soziales wie Jugend, die Ausländerbehörde ebenso wie das Personalamt. Zwei Gebietsreformen musste er über sich ergehen lassen. 1994 kam es zur Bildung des Kreises Nordvorpommern. 2010 wurde der Großkreis Vorpommern-Rügen gegründet. Sein Arbeitsort war immer in Grimmen. Hier wird Lothar Großklaus auch seinen Ruhestand verbringen. Ein Ereignis, an das er sich auch gern erinnert, war die Übergabe des letzten Teilstückes der Autobahn 20. Das war 2005 bei bei Tribsees. Auch dort war Angela Merkel anwesend. Diesmal als Bundeskanzlerin. „Da waren die vielen Stunden vergessen, die wir vorher über dem Projekt gebrütet hatten“, sagt Großklaus und erinnert an unzählige Diskussionen. „Ich weiß nicht mehr genau, wie lange gestritten wurde. Es war aber zum Teil sehr heftig“, sagt er und nennt als Beispiele die Trassenführung um Leyerhof und die Frage, ob die A 20 durchs Moor bei Tribsees gebaut werden soll oder nicht. „Auch der erste Spatenstich fürs Grimmener Gymnasium ist mir gut in Erinnerung“, sagt sich Großklaus. Das war 1992. „Wir wollten unbedingt die Fördermittel abgreifen.“ Was damals entstanden ist, könne sich auch heute noch sehen lassen, ist Großklaus überzeugt. Denn solch eine Turnhalle mit Tribüne, die 1997 angebaut wurde, wäre heute nicht mehr hinzukriegen, ist der scheidende Landrats-Vize überzeugt. „Wir haben damals viele Dinge aus dem Bauch entschieden, von denen wir glaubten, dass sie für die Region wichtig seien. Erst in zweiter Linie haben wir uns um Verordnungen geschert“, gibt er zu. „Zum Glück gab es damals auch noch nicht so viele“, ergänzt Großklaus und lacht. „Auch Juristen, die einen hätten zurückpfeifen können, waren kaum da. 1990 hatten wir, glaube ich, einen Justiziar im Kreis, heute sind über 20 Volljuristen in der Verwaltung tätig.“ Es waren aber nicht immer nur angenehme Aufgaben, die es zu lösen galt. Das Ereignis, das Großklaus in seiner gesamten Amtszeit innerlich wohl am meisten berührt hat, liegt erst drei Jahre zurück. Es war der zweite Weihnachtsfeiertag 2011, als am Kap Arkona die Steilküste abbrach und unter sich die zehnjährige Katharina aus Brandenburg begrub. Tagelang suchten 180 Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr und Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks nach dem Mädchen. Nach zwei Wochen wurde sie unter den Gesteins- und Kreidemassen geborgen. Tot. „Solch eine Erinnerung wird man nicht mehr los“, gibt der 65-Jährige zu. „Ich habe noch nie so viele Interviews vor laufenden Kameras geben müssen“, sagt er. Als Vize-Landrat war er damals auch Chef des Katastrophenstabes des Landkreises und Leiter des Einsatzes. Ganz Deutschland nahm Anteil an dem Unglück. Wenn Großklaus jetzt seinen Hut nimmt, heißt das aber noch lange nicht, dass es für ihn nichts mehr zu tun gibt. „Mein Kalender für 2015 ist schon reichlich gefüllt“, sagt er. Denn im Ehrenamt will er weiter tätig sein. So kandidiert er wiederum für den Vorsitz im Kreissportbund. Auch seinen Platz im Präsidium des Landessportbundes will er behalten. „Langweilig wird mir nicht“, ist der baldige Pensionär überzeugt. Er hofft dennoch, künftig mehr Zeit für seinen Ökogarten zu haben und für die fünf Enkelkinder. Und auch reisen möchte er. „Ich war schließlich noch nicht in Australien und Nordamerika.“ . Es gab Zeiten, da haben wir viele Dinge aus dem Bauch heraus entschieden.“Lothar Großklaus (65), Vize-Landrat Reinhard Amler

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