Vom Mammutzahn bis zur fossilen Kamera

Und hier scheinbar zur Ruhe kommen. „Fossilien im Ruhestand“ heißt denn auch die neue Sonderausstellung des Gummanzer Kreidemuseums. Das präsentiert ab morgen die Schätze aus längst vergangener Zeit, die Rüganer bei ihren Wanderungen an den Stränden der Insel gefunden haben. Zum Beispiel Nautiliden, Versteinerung von Tieren, die vor rund 470 Millionen Jahre lebten. Der Geologe Ingo Alexander aus Sassnitz hat ein besonderes Stück selbst präpariert und zur Gummanzer Ausstellung beigesteuert. Ähnlich alt ist der Trilobit, ein Gliederfüßer, der vor etwa 450 Millionen Jahren auf der Erde zuhause war. Die Versteinerung fand Manfred Kutscher, Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparks Jasmund, der Träger des Museums ist. Ebenfalls aus Kutschers Sammlung stammt ein 60 Millionen Jahre alter Haizahn. Axel Werner aus Sagard hat unter anderem eine Schnecke im Feuerstein und einen versteinerten Beutelstrahler, einen Verwandten des Seeigels, beigesteuert. Auch OZ-Reporter Dieter Lindemann hat auf seinen Strandtouren etwas Besonderes gefunden: einen im Feuerstein steckenden Donnerkeil. „Ein außergewöhnlich großes und schönes Stück“, wie Manfred Kutscher findet. Er hat gemeinsam mit seinen Kollegen die Exemplare für die Ausstellung ausgewählt und in die Vitrinen gelegt. Die Fossilien für die Schau herzurichten, sei nur selten notwendig gewesen. „Fast alle waren schon in einem sehr guten Zustand. Nur an dem Trilobiten musste der Sassnitzer eine ganze Weile arbeiten. Etwa 80 Stunden dauerte es, bis der Gliederfüßer im Stein sauber freigelegt war. Eines der jüngsten Ausstellungsstücke dürfte für viele Besucher gleichzeitig zu den beeindruckendsten zählen: Ralf Matschke aus Sassnitz hat zu der Schau den Backenzahn eines Mammuts beigesteuert. Der sieht nicht nur imposant aus. An dem rund 120 000 Jahre alten Überrest des Säugetiers lässt sich auch sehr gut die „Reise“ der Fossilien erklären. „Mammuts gab es bei uns auf Rügen nämlich gar nicht“, sagt Kutscher. Die Insel sei ja erst aufgetaucht, als diese Tiere längst nur noch im hohen Norden lebten. Ihre Überreste sind mit dem Eis nach Rügen gekommen. Das hat sie hier — wie viele andere Versteinerungen auch — abgelegt. Vieles, was die Fossiliensammler heute in Rügens Kreide und an den Stränden der Insel finden, war ursprünglich in Äquatornähe zu Hause. Manfred Kutscher nimmt eine versteinerte Koralle in die Hand. „Die lebte früher auch im äquatornahen Riff.“ Durch die Kontinentalverschiebung „reisten“ sie bis ins heutige Süd-Schweden. Von dort nahm sie das Eis wieder mit zurück in Richtung Süden. Auf Rügen hatte die Reise dann ein Ende — vorläufig jedenfalls. Durch Bagger und Förderbänder werden die Koralle und andere Überreste der verschiedenen Erdzeitalter ans Licht geholt. Ein Teil landet bei privaten Sammlern. Von denen, weiß Manfred Kutscher, gibt es auf der Insel mehr als das gute Dutzend, das sich mit seinen Exponaten an der Ausstellung beteiligt hat. Von Wittow zum Beispiel sei niemand vertreten, bedauert er. In die neue Sonderausstellung haben es nicht nur wissenschaftlich und museal wertvolle Funde geschafft. Auch ein paar Kuriositäten werden von Sonnabend an in Gummanz gezeigt. Darunter sind Feuersteine mit originellen Formen, etwa die „fossile Stand-Handtasche“, in der Bonbons und Stifte Platz finden, oder die fossile Stereo-Kamera mit zwei Löchern oder ein Feuerstein, der einem Hund ähnelt. Fossilien im Ruhestand Die Sonderausstellung „Fossilien im Ruhestand“ wird am morgigen Sonnabend um 10 Uhr eröffnet. Alle Interessenten sind herzlich willkommen. Es gilt an diesem Tag der halbe Eintrittspreis. Gezeigt wird die Schau bis Ende Januar des nächsten Jahres. In den nächsten drei Wochen ist das Museum täglich außer montags jeweils in der Zeit von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Letzter Einlass ist um 15.30 Uhr. Maik Trettin

Gummanz - Vom Mammutzahn bis zur fossilen Kamera