Vom Wohnzimmer in die Gingster Kirche: Künstler stiftet Holzskulptur

Eigentlich machte sich die Figur der Jungfrau mit dem Kind gut im Wohnzimmer von Steffen Brauer. „Es war aber immer der Gedanke da, sie einer Kirche zu stiften“, sagt der Holzkünstler aus Zarrendorf. Auf der Suche nach dem richtigen endgültigen Domizil gab seine Lebensgefährtin Manuela Bartz den Ausschlag. Die Erzieherin der Gingster Kita arbeitet eng mit Pastor Joachim Gerber zusammen und lobte die gute Kooperation mit der Kirche, so dass der Entschluss feststand, sich nach den Jahren von der Skulptur als heimischer Deko zu trennen. Nachdem der Vorschlag auch dem Kirchengemeinderat unterbreitet und die Skulptur vorgestellt wurde, folgte Begeisterung. „Die Mitglieder waren bei der Enthüllung sprachlos“, erinnert sich Pastor Gerber. „Etwas so ausdrucksstarkes hat beeindruckt.“ Nachdem die Jungfrau mit ihrem dann vorerst im Pfarrhaus Unterschlupf fand, hat sie nun pünktlich zum ersten Gottesdienst nach den coronabedingten Einschränkungen ihren endgültigen Platz erhalten. Auf die Säule neben dem Lesepult des Pastors haben die Besucher eine gute Sicht und das Werk damit einen würdigen Platz. Ideen entstehen in der Schaffensphase: Die Anfertigung der Skulptur war dabei kein von Steffen Brauer geplantes Vorhaben. „Ich hatte mit einem Frauengesicht begonnen und überlegt, was man noch darüber setzen könnte“, sagt der 54-Jährige. Erst da reifte die Idee von der Jungfrau mit ihrem Kind. „Die Einfälle kommen oft erst beim Arbeiten.“ Seit 15 Jahren betätigt sich der hauptberufliche Schweißer nun schon als Holzkünstler. „Früher hat mein Vater auch mal kleine Sachen geschnitzt. Ich habe es auch ausprobiert und bin dabei geblieben, als ich merkte, es funktioniert“, so Brauer. Zahlreiche Zimmerdekorationen, größere Objekte für den Innen- und Außenbereich oder auch Sitzbänke sind in den letzten Jahren entstanden. Zwei solcher Bänke zieren auch das Schloss Griebenow. „Mir wurden damals Stämme angeboten, da die Bäume runtergenommen werden mussten. Um mich zu revanchieren habe ich angeboten, Bänke daraus herzustellen“, erklärt der Künstler. Diese waren dem ehemaligen Schlossherrn jedoch zu kostbar, um sie im Park öffentlich stehen zu lassen, so dass sie nun die Räume im Inneren des Hauses schmücken dürfen. Figur ist in Kirche ewig haltbar: Am liebsten arbeitet der Holzkünstler mit Lindenholz. „Das lässt sich gut bearbeiten. Für den Außenbereich sollte es dann aber möglichst schon Eiche sein. Das ist schwerer zu bearbeiten, hält aber länger. Linde ist eher für den Innenbereich“, erklärt Steffen Brauer. Die Hölzer bekommt er dafür oftmals schon von Leuten aus seinem Umfeld angeboten. Gut gewachst steht der Jungfrau mit Kind eine lange Lebensdauer in der geschützten Kirche bevor. „Das gewachste Lindenholz ist hier drinnen ewig haltbar“, „Man verewigt sich damit ja auch selbst“, beschreibt der Holzkünstler die Nachhaltigkeit seines Hobbys. „Wenn man selbst schon nicht mehr da ist, hängt sie immer noch hier“, hofft Brauer. Kunstwerke in der Ausstellung: Seine Kunst plante er in diesem Jahr auch beim Wacken Open Air auszustellen, um dort den Motörhead-Fans seine Bank mit dem Konterfei von Lemmy Kilmister zu präsentieren. Da das Festival in diesem Jahr ausfallen musste, müssen die Liebhaber außergewöhnlicher Schmuckstücke für Haus und Hof damit Vorlieb nehmen, sich aus der Ferne über die Website von Steffen Brauer ein Bild seiner Arbeit zu machen. Seine Kunstwerke können in diesem Jahr auch auf Rügen bewundert werden. Im Café Ummanz in der Pfarrscheune von Waase hat er nun eine Ausstellung eingerichtet, die freitags bis sonntags von 12 bis 17 Uhr besucht werden kann. Natürlich stehen diese Werke dann auch zum Verkauf, wenn man mit dem Künstler Kontakt aufgenommen hat. Lesen Sie auch: Ganz viel Mönchgut: So schön ist die Sommerausstellung im Heimatmuseum Göhren Musik mit Meerblick: Sellin auf Rügen bietet Künstlern der Region eine Bühne Straßenbau: Alte Bäderstraße auf Rügen ab 15. Juni voll gesperrt Von Wenke Büssow-Krämer