Vorpommern-Rügen: Mehr Firmenpleiten

Die Wirtschaft lief, Lockdowns waren unbekannt, aber auch vor Corona gerieten Unternehmen in Vorpommern-Rügen derart in finanzielle Notlage, dass sie ihre Zahlungsunfähigkeit offenbaren mussten: Im Landkreis gab es bis 2019 mehr Firmenpleiten. Insgesamt wurden 33 Insolvenzanträge gestellt, wie sich aus der jüngsten Insolvenzstatistik ablesen lässt. Ein Jahr zuvor waren es noch 28 gewesen. Die Gläubiger der Unternehmen, die bis zum Jahreswechsel 2019/2020 ihre Zahlungsunfähigkeit feststellen ließen, hatten insgesamt Forderungen von 9,842 Millionen Euro gegen die Insolventen. Geld, das wohl größtenteils als Verlust verbucht werden muss. Denn bei Zahlungsunfähigen ist meist nicht viel zu holen. Ein Verfahren im Landkreis mangels Masse abgewiesen: Auf Landesebene ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen bis zum Beginn des Coronojahrs 2020 um 15 gestiegen. In Mecklenburg-Vorpommern meldeten 263 Firmen und Unternehmer Insolvenz an. Bei 33 davon klappten die Insolvenzrichter die Akte gleich wieder zu: Diese Verfahren wurden mangels Masse abgewiesen. In Vorpommern-Rügen betraf das ein Unternehmen. „Mangels Masse’’ heißt es im Amtsdeutsch, wenn nicht genug Geld da ist, um die voraussichtlichen Kosten des Verfahrens zu bezahlen, denn auch Insolvenzrichter und Insolvenzverwalter arbeiten nicht zum Nulltarif. Lesen Sie auch: Unternehmen in MV im Krisenmodus: IHK fordert schnelle und einfachere Hilfen Zur „geordneten Insolvenz’’ kam es bei 32 Unternehmen in Vorpommern-Rügen. Im Verfahren wird im Wesentlichen überprüft, ob „Zahlungsunfähigkeit’’ oder „Überschuldung’’ beziehungsweise beides vorliegt. Zahlungsunfähig ist ein Schuldner laut Insolvenzordnung, wenn er nicht in der Lage ist, seine fälligen Zahlungspflichten zu erfüllen. Überschuldung liegt dann vor, wenn das Vermögen des Schuldners die bestehenden Verbindlichkeiten nicht mehr deckt. Verbindlichkeiten in Millionenhöhe: Im besten Fall gibt es wenigstens einen Teil des geschuldeten Geldes zurück. Wenn es ganz schlecht läuft gar nichts. Deswegen kommt es durch hohe Insolvenzschäden zu Folgepleiten. Und deswegen musste in Coronazeiten der Staat einspringen. 2019 war davon noch nicht die Rede. Landesweit ging es bei den Verbindlichkeiten der betroffenen Firmen um rund 0,49 Milliarden Euro (Vorjahr: 0,19 Milliarden Euro), die die Gläubiger selbst verkraften mussten. Die Insolventen in Vorpommern-Rügen sind daran mit 9,842 Millionen Euro (Vorjahr: 10,129 Millionen Euro) beteiligt. Das sind also im Vergleich 0,287 Millionen Euro weniger Forderungen als im Vorjahr, was für die Wirtschaft bereits als gute Nachricht zählt. 245 Arbeitsplätze betroffen: Die Existenzen von Firmen, Unternehmern und Selbstständigen sowie die Verluste für die Gläubiger sind aber nur eine Seite der Medaille. Die andere sind die Arbeitsplätze und Existenzen von Beschäftigten. In Vorpommern-Rügen waren bis Ende 2019 insgesamt 245 Arbeitsplätze von Insolvenzverfahren betroffen, 8 mehr als im Jahr davor. Landesweit betraf es 3962 Beschäftigte (Vorjahr: 1047). Von OZ