Weil Anwohner von Autos genervt sind: Stadt will Wasserstraße sperren

Die Stadtverwaltung plant am Hafen umfangreiche Verkehrsveränderungen, die voraussichtlich 2016/17 in Kraft treten sollen. Das geht aus einem Konzept hervor, das in diesem Jahr vom Stadtparlament beschlossen werden soll. „Für einen so großen Eingriff in den Straßenverkehr brauchen wir das Votum der Bürgerschaft“, sagt Stephan Bogusch, Leiter der Abteilung Straßen und Stadtgrün. Betroffen ist vor allem die Wasserstraße. Hauptziel sei es, den Verkehr zu beruhigen und den Durchgangsverkehr zu unterbinden. Zum einen, um den Bereich für die Fußgänger, die zwischen Altstadt und Hafen unterwegs sind und die Wasserstraße queren, sicherer zu machen. Zum anderen aber auch, um den von Anwohnern kritisierten Lärm, den die zahlreichen Fahrzeuge auf dem Kopfsteinpflaster verursachen, zu minimieren. Bewohner fordern seit Jahren immer wieder energisch, dass endlich Abhilfe geschaffen wird. Bereits seit 2013 wird in der Stadtverwaltung am Verkehrskonzept Altstadt gearbeitet. Laut Bogusch haben vorangegangene Studien und Verkehrszählungen ergeben, dass das Verkehrsaufkommen in der Wasserstraße und am Fischmarkt ähnlich hoch wie auf den Hauptverkehrsstraßen Frankendamm und Frankenwall ist. Hinzu komme, dass es sich vorwiegend um Durchgangsverkehr handelt. „Die wenigsten wollen tatsächlich in die Altstadt. Die meisten nutzen nur den kürzesten Weg“, meint Bogusch. Und da soll nun ein Schlussstrich gezogen werden. Mit einem Bündel von Maßnahmen. Die Verwaltung hält weiter an dem bereits viel diskutierten Vorhaben fest, überall dort in der Altstadt, wo jetzt Tempo 30 gilt, noch einen Gang weiter runterzuschalten: auf Tempo 20. Ausnahme bilden die asphaltierten Fahrbahnen auf dem Fährwall und in der Seestraße rund um die Feuerwehr. Argumente, dass man so langsam gar nicht fahren könne und durch das Tempolimit erheblich länger brauche, lässt Bogusch nicht gelten. „Ich denke, dass die Kraftfahrer nicht viel mehr Zeit ihres Lebens verlieren, wenn sie diese Bereiche statt wie bisher mit 30 km/h künftig mit 20 km/h passieren“, sagt der Verkehrs-Chef. Die Planer gehen aber davon aus, dass die Senkung der Geschwindigkeit allein nicht ausreicht. Deshalb sind weitere einschneidende Änderungen vorgesehen. Die gute Nachricht: Aus Richtung Kreisverkehr Frankenwall in Richtung Theater (von Süd nach Nord) bleibt alles wie gehabt. „Aber in der Gegenrichtung — vom Theater kommend zum Frankenwall — wollen wir künftig die Durchfahrt nicht mehr gestatten“, sagt Bogusch. Aus diesem Grund ist beabsichtigt, die Wasserstraße zwischen Semlower- und Badenstraße zu sperren und zur Sackgasse zu erklären. Auch dem nächstliegenden Schleichweg soll ein Riegel vorgeschoben werden: Die Mauerstraße soll ebenfalls Sackgasse werden. Das bedeutet: Wer aus Richtung Knieper kommt und über die Zufahrt Heilgeiststraße ins Parkhaus Quartier 17 will, muss dann außen herum den Umweg über Knieperwall und Frankenwall nehmen. Der Busverkehr wird aufrecht erhalten und soll in der Seestraße in zwei Richtungen möglich sein. Für genügend Diskussionsstoff bei den Stralsundern dürfte damit in den nächsten Wochen gesorgt sein. „Wir wissen zum Beispiel auch, dass die Händler in der Wasserstraße von dem Vorhaben nicht begeistert sind“, sagt Bogusch. So hätten die Inhaber des Fahrradladens und des Anglergeschäftes bereits deutlich gemacht, dass sie ihre Existenz bedroht sehen. Die Geschäftsleute befürchten, dass die Kunden wegbleiben. „Wir nehmen die Bedenken ernst. Aber insgesamt werden die Verkehrsveränderungen der Altstadt gut tun“, ist Bogusch überzeugt. Was die zeitliche Umsetzung des Konzeptes betrifft, nennt Bogusch — die Zustimmung der Bürgerschaft vorausgesetzt — als frühesten Termin die Jahre 2016/17. Denn Vorrang hätte jetzt erst einmal die Sanierung des Knieperwalls und der Heilgeiststraße. Diese beiden Groß-Projekte sollen in diesem Jahr in Angriff genommen werden. Die Fertigstellung werde sich mindestens zwei Jahre hinziehen. „Vorher können wir die Wasserstraße nicht anfassen“, sagt Bogusch. Für die Einführung des Tempo-20-Limits in der Altstadt allerdings sieht der Straßen-Abteilungsleiter „durchaus kurzfristigere Möglichkeiten“. Marlies Walther

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