Weiter Verzicht auf Grußworte und Häppchen?

Das gehört mittlerweile bei vielen Parteien und auch einigen Kommunen der Insel zum festen Programm am Jahresanfang. Sassnitz allerdings ist nach wie vor „neujahrsempfangsfreie Zone“. Das könnte sich laut vorsichtigen Andeutungen im Ausschuss für Schule, Kultur, Sport und Soziales ändern: Dort wurde laut darüber nachgedacht, ob Sassnitz die Idee aufgreifen und sich in die Riege der Rügener „Neujahrsempfangsgemeinden“ einreihen soll. „Prinzipiell ist gegen eine festliche Veranstaltung am Jahresanfang nichts einzuwenden“, sagt Bürgermeister Dieter Holtz (Linke). Ob es nun — wie andernorts — ein Empfang nach dem oben geschilderten Muster sein müsse oder die Sassnitzer dafür eine andere Form finden, darüber müsse in der Stadt noch gesprochen werden. Holtz hält wenig von einem Treffen mit geladenen Gästen. Aber eine öffentliche Veranstaltung, vielleicht ein Neujahrskonzert mit dem Jugendblasorchester, könne er sich durchaus vorstellen, sagte er auf Nachfrage der OZ. Ähnlich sieht das auch Stadtpräsident Norbert Thomas, der gleichzeitig Fraktionsvorsitzender der CDU in der Stadtvertretung ist. Auch er kann sich wenig für eine Zusammenkunft erwärmen, auf der handverlesene Gäste unter sich bleiben. „Wenn wir so etwas machen, müssen wir dafür einen richtigen Rahmen finden.“ Das denkt auch Stefan Grunau, Fraktionsvorsitzender der FDP. Es gäbe zu Jahresbeginn so viele Empfänge, dass es bald schwer werde, einen geeigneten Termin zu finden. „Und eigentlich treffen sich dort auch immer die gleichen Leute.“ Dass Sassnitz dem Kulturkalender der Insel einen weiteren Empfang hinzufüge, ist seiner persönlichen Meinung nach wenig sinnvoll. Die Hafenstadt sollte auf diesem Gebiet einen eigenen Akzent setzen und eine andere Möglichkeit finden. Frank Kracht ist für einen offiziellen Empfang in Sassnitz gar nicht zu begeistern. „Jedenfalls nicht, wenn sich da eine ausgewählte Gruppe von Leuten trifft“, so der Fraktionsvorsitzende der Linken. „Wir müssen uns auf solchen Veranstaltungen nicht selbst beweihräuchern.“ Er schließt sich da der Meinung von Norbert Benedict, Fraktionschef der Sozialdemokraten, an: „Wenn schon ein Empfang, dann einer für die Bevölkerung.“ Skepsis auch bei der Alternativen Freien Wählergemeinschaft (AFW). Deren Fraktionsvorsitzende Annelies Wittkop steht auch dem Rechnungsprüfungsausschuss vor. „So ein Empfang verursacht nur zusätzliche Kosten“, sagt sie. Die Stadt lade im Dezember ausgewählte Ehrenamtler zu einer Feierstunde ein. Das reiche. Begeistern kann sie sich — wie ihre Kollegen der anderen Fraktionen auch — für die Idee eines Neujahrskonzerts. „Ich verpasse kaum einen Auftritt unseres wunderbaren Jugendblasorchesters.“ Offenbar würden es Vertreter aller Fraktionen begrüßen, wenn die Musiker zu Jahresbeginn eine feierliche Kostprobe ihres Könnens geben würden. Ralf Berger und seine Orchestermitglieder fühlen sich durch diesen Wunsch natürlich geehrt. „Wir werden uns mit der Idee beschäftigen“, verspricht er. Allerdings werde es schwer, gleich zu Beginn eines jeden Jahres mit einem anspruchsvollen Programm zu überraschen. Auf die traditionellen Weihnachtskonzerte im Dezember beispielsweise bereitet sich das Orchester jeweils ab September vor. Bis zum Januar sei es dann sicher nicht zu schaffen, ein gänzlich anderes Konzert auf die Beine zu stellen. „Frühestens im Februar“, sagt Berger. Dann müsse vielleicht auch nicht das Blasorchester allein den Abend bestreiten, sondern könnte sich Partner wie die Plattdänzer dazuholen. Näheres soll in den nächsten Wochen besprochen werden. Maik Trettin

Sassnitz - Weiter Verzicht auf Grußworte und Häppchen?