Wind und Wellen nagen an Sassnitzer Ostmole

Nicht wenige würden Detlef Hüpenbecker wohl um seinen derzeitigen Arbeitsplatz beneiden: Wenn der Angestellte der Sassnitzer Firma Blindow Bausanierung aufblickt, sieht er die Ostsee glitzern, dreht er sich um, kann er das geschäftige Treiben im Stadthafen und die ein- und auslaufenden Boote und Schiffe beobachten. Er steht auf der Sassnitzer Ostmole und bearbeitet mit einem Hammer die Fugen der Granitkante. Die sind teilweise so porös, dass die ersten Steine schon von der oberen Ebene der Mole auf die untere fielen, sagt Siegfried Adelsberger, Geschäftsführer der kommunalen Hafenbetriebs- und Entwicklungsgesellschaft (HBEG). Die kümmert sich im Auftrag der Stadt um den Betrieb des Hafens, um Reparaturen und Instandsetzungen. Und da gibt es offenbar genug zu tun. „Was wir jetzt machen, ist eher eine kleinere Sache“, sagt Adelsberger. Etwa von der Mitte der Mole an wird das Sassnitzer Unternehmen die Granitkante auf der Innenseite des oberen Molenabsatzes neu verfugen. Detlef Hüpenbecker klopft die Steine frei, nimmt sie heraus, befreit sie von dem alten Mörtel und setzt sie in ein neues Betonbett. „Das ist Schacht- und Sielbaumörtel“, erklärt er. „Der ist besonders dauerhaft und beständig.“ 50 Meter Granitkante sollen so in den nächsten Tagen befestigt werden. Dann sind die Arbeiten abgeschlossen — vorerst jedenfalls. Denn im Sassnitzer Stadthafen bleibt noch jede Menge zu tun. „Wir haben einen großen Instandhaltungsbedarf im Hafen“, hatte Adelsberger schon vor Wochen die Situation im Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus geschildert. An verschiedenen Stellen gäbe es Setzungserscheinungen in der Oberfläche. „Da sacken Steine ab und wir können nicht genau sagen warum.“ Klar sei nur, dass im Untergrund etwas passiere. Was, das müssten aufwendige Untersuchungen zeigen. Die sind ebenso für einige der markanten Hafen-Gebäude notwendig, die auf Pfählen gegründet sind. „Die Gründungskonstruktionen sind so alt wie der Hafen. Da muss sicher demnächst mal die Statik geprüft werden“, vermutet der HBEG-Geschäftsführer, wohl wissend, dass das große Geld dafür nicht da ist. Zwar schreibt die städtische Gesellschaft schwarze Zahlen, erwirtschaftet aber nicht so viel Gewinn, wie nötig wäre, um die großen Anlagen immer in Bestform zu halten. Eines dieser Bauwerke ist auch die Mole, die mit ihren 1450 Metern als die längste ihrer Art in Europa gilt. Die Mauer aus Granitblöcken, die sich darauf befindet, ist jahrein, jahraus Wind und Wellen ausgesetzt. „Das hinterlässt natürlich Spuren“, sagt Siegfried Adelsberger. In den unterarmdicken Fugen gibt es Fehlstellen, in denen sich das Wasser sammelt. Frost lässt auch diese „Nähte“ in bestimmten Bereichen zerbröseln, vor allem dort, wo Gischt und Wellen besonders hart auf das Bauwerk treffen. Langfristig, sagt der Geschäftsführer, müsse auch dort neu verfugt werden. „Aber das wird dann auch finanziell eine Nummer größer als die jetzige Reparatur.“ Für die gibt die Gesellschaft eine vierstellige Summe aus. Von den aktuellen Bauarbeiten werden die Rüganer und Gäste heute nichts mitbekommen. Bei der diesjährigen Molensoiree gibt es einen Abend lang an mehreren Stellen der Mole musikalische und kulinarische Genüsse. Einen steuern die Akkordeonisten Heidi und Uwe Steger bei, die ihre Instrumente nicht nur meisterhaft beherrschen, sondern es auch für eine ganz spezielle Art zu musizieren einsetzen. Lateinamerikanisches Feuer bringt der Kubaner „Cumbanchero“ an die Ostsee. Und auch ein Weltrekordler wird auf der Mole auftreten: Der Spanier Vicente Patiz darf sich als schnellster Gitarrist der Welt bezeichnen: Er gab im Jahr 2010 acht Konzerte in acht Ländern innerhalb von 24 Stunden. Auch fürs Auge wird etwas dabei sein, verspricht Ralf Berger aus dem Kulturamt der Stadt. Mit Einbruch der Dunkelheit soll eine erotisch-exotische Feuershow die Soiree-Gäste verzaubern. Von Akkordeon-Konzert bis Feuershow 20 Uhr beginnt die Soiree auf der Sassnitzer Mole. Dabei sind unter anderem das kubanische Cumbanchero-Trio mit lateinamerikanischer Musik, Big Joe Stolle aus Berlin mit Blues, der gebürtige Spanier Vicente Patiz, der mit seiner Gitarre und anderen Instrumenten spannende Klangwelten schafft, das Akkordeon-Duo Uwe und Heidi Steger sowie das Posaunen-Quartett der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Auf Plasmabildschirmen werden Bilder aus dem Welterbe „Alte Buchenwälder“ auf Jasmund gezeigt. Mit Einbruch der Dunkelheit dürfen sich die Gäste auf eine erotisch-exotische Feuershow freuen. Die Besucher können die Parkplätze am Molenfuß und im gesamten Hafengebiet nutzen und sollten sich — trotz des angekündigten heißen Wetters — mit einer Jacke gegen die erfahrungsgemäß am Abend aufkommende Kälte wappnen. Maik Trettin

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