Windkraft-Branche in Feierlaune

Die Akzeptanz der Windenergie in Deutschland ist gewachsen. Diesen Trend glaubt jedenfalls Ina-Maria Ulbrich, Staatssekretärin im Schweriner Energieministerium, zu erkennen. „Das Image hat sich deutlich verbessert in den vergangenen Jahren“, sagte sie gestern beim 3. Offshore-Gipfel im Fährhafen Sassnitz-Mukran und zog als Beleg Presseveröffentlichungen heran, die mittlerweile deutlich positiver ausfielen als noch vor wenigen Jahren. Und auch wenn die im ersten Entwurf des Landesentwicklungsprogramms durch Schwerin großzügig ausgewiesenen Windenergieflächen in den küstennahen Gewässern nach heftigen Protesten zusammengestrichen werden mussten: „Wir haben es geschafft, dass wir für die Windenergie 200 Quadratkilometer im Küstenmeer sichern konnten“, sagte sie mit Blick auf den zweiten Entwurf, der derzeit noch zur Diskussion ausliegt. Mecklenburg-Vorpommern sei übrigens das einzige deutsche Bundesland, das solche Flächen unmittelbar vor den Küsten ausweise. Das freut die Branche. Je dichter sie an die Küste kann, umso günstiger werden Bau und Betrieb der Windparks und Stromtrassen. Wegen der Bedenken der Tourismusbranche soll beispielsweise eine neue Eignungsfläche für Windenergie nun 15 Kilometer statt wie ursprünglich geplant 11 Kilometer vor Hiddensee ausgewiesen werden. „In Dänemark und Großbritannien geht man deutlich dichter an die Küsten“, warf der Geschäftsführer der Stiftung Offshore-Windenergie, Andreas Wagner, ein. Bedenken, dass MV damit genau die unverbaute Landschaft, wegen der viele Gäste herkommen, kommentierte die Branche auch beim gestrigen Treffen in Mukran nur mit Kopfschütteln und Animationen, die beweisen sollten, dass es so schlimm doch gar nicht sei. Ganz im Gegenteil: Fahrten zu den Parks könnten zur Touristenattraktion werden, glaubt Andreas Wagner. Genügend solcher Ausflugsziele dürfte es für Rügen-Besucher geben. Im Nordosten und Nordwesten der Insel sind zahlreiche Anlagen geplant. Jürgen Blume vom Energieunternehmen Iberdrola, das ab dem nächsten Jahr den Windpark „Wikinger“ weit draußen vor Rügen bauen will, denkt schon jetzt an eine Erweiterung des für 70 Anlagen geplanten Parks. Im Süden könnten noch einmal 13 Windräder entstehen, nördlich davon eventuell weitere. Was haben die Insel und ihre Bewohner davon? Arbeitsplätze, heißt es in der Branche. Etwa 200 bis 300 in der Bauphase, nannte Sven Utermöhlen vom Energieunternehmen Eon eine Größenordnung. Eon will voraussichtlich ab 2017 bis zu 60 Anlagen im Arkonabecken Südost errichten. Auch wenn die Bautrupps abgezogen sind, soll noch Arbeit vor Ort bleiben. Denn Windräder auf See sind anfälliger als die an Land. „Da sind relativ häufig kleinere Eingriffe nötig“, sagt Utermöhlen. Für Windparks in der vor Rügen geplanten Größe brauche man rund 30 Techniker, die im Schichtdienst arbeiteten, eine handvoll Ingenieure, einen Betriebsleiter, Mitarbeiter für die Lagerlogistik und die Verwaltung. Ein herumreisender Montagetrupp könne so etwas nicht erledigen. Das, so Utermöhlen, seien feste, langfristige Arbeitsplätze vor Ort. Jochen Großmann vom Ingenieurbüro Gicon mahnte die Vertreter der großen Energiekonzerne beim gestrigen Gipfel in Mukran, in die milliardenschweren Projekte auch lokale mittelständige Unternehmen einzubeziehen, etwa beim Anlagenbau. Gicon entwickelt im Stralsund schwimmende Fundamente für die Offshore-Anlagen und könnte diese demnächst auch in größeren Stückzahlen liefern. In dem großen Offshore-Geschäft bleibt für Mukrans Hafen vorerst nur die Funktion eines Umschlagplatzes. Ob es hier auch einmal eine entsprechende Produktion geben wird, ist offen. Anfragen habe es gegeben, sagte Fährhafenchef Harm Sievers, man sei „im Gespräch“. Das Image hat sich deutlich verbessert.“Staatssekretärin Ina-Maria Ulbrich Maik Trettin

Mukran - Windkraft-Branche in Feierlaune