Windpark-Plattform gründet sich fast allein

Die Arbeiten für den geplanten Windpark Baltic 2 vor Rügen laufen auf Hochtouren, vorerst hauptsächlich an Land. Das bestätigte EnBW-Pressesprecherin Friederike Eggstein auf OZ-Anfrage. Nordwestlich von Arkona soll dieser Windpark entstehen. Er wird viermal größer als Baltic 1 und soll, wenn alle Ausbaustufen abgeschlossen sind, mit den 80 Windkraftanlagen rund 340 000 Haushalte mit Energie versorgen können, also sechsmal mehr als Baltic 1. Diese Woche informierte das Energieunternehmen im Fährhafen Sassnitz-Mukran in einer nichtöffentlichen Veranstaltung Vertreter von Ämtern und Trägern öffentlicher Belange über technische Daten und den aktuellen Stand. Im Bau-Tagebuch, das von EnBW im Internet veröffentlicht wird, ist zu lesen, dass die technischen Komponenten bereits an Land in Fertigung sind, unter anderem 123 Pfähle mit einem Durchmesser von drei Metern, die später die so genannten Jacket-Fundamente im Meeresboden verankern. Das sind dreibeinige Stahlfachwerkkonstruktionen, die ab einer Wassertiefe von über 35 Metern zum Einsatz kommen. Auch die ersten Seekabel wurden zur Umspannplattform von Baltic 1 verlegt. „Mit der Installation der Windkraftanlagen auf See werden wir in naher Zukunft beginnen“, so die Pressesprecherin. „Im kommenden Jahr ist die Inbetriebnahme geplant. Wann genau, kann jetzt noch nicht gesagt werden, weil das stark wetterabhängig ist.“ Das gesamte Vorhaben erfordere eine präzise Planung und stelle hohe Anforderungen an die Logistik. Die 40 mal 40 Meter messende, 15 Meter hohe und 2650 schwere Umspannplattform wird schwimmend ihren Standort auf See erreichen und dann die Oberteile ihres Fundamentes ausfahren. Diese „Beine“ kommen in den vorher installierten Unterbau. Die Plattform gründet sich so fast ganz allein. Der Standort, etwa 30 Kilometer nordwestlich von Rügens Nordspitze, bereitet Sven Uerkvitz, dem Geschäftsführer der Tourismusgesellschaft Kap Arkona, keine Kopfschmerzen. Einen Besucherrückgang erwartet er deshalb nicht. „Dem Tourismus wird das nicht schaden, ist meine persönliche Meinung“, sagt er. Uerkvitz hat eine zeitlang mit dem Windanlagenhersteller Nordex zusammengearbeitet, kennt die Bedenken der Windkraftgegner und Vogelschützer, weiß auch um die Probleme, die derartige Anlagen auf See mit Feuchtigkeit und Kälte haben. „Aber wenn wir alternative Energien wollen, kommen wir daran nicht vorbei“, sagt der Touristiker. Viel mehr Gedanken mache er sich über die hohe Frequentierung der Passage zwischen Rügen und Dänemark und Schweden durch Tanker. Es müsse aus seiner Sicht eine Regelung geben, dass nur doppelwandige Tanker die Ostsee befahren dürfen. Seit 2008 mitten im Meer Seit 2008 treibt die EnBW Windkraft auf hoher See voran. Erster Offshore-Windpark war Baltic 1. Dieser ging 2010 ans Netz. Baltic 2 und zwei weitere Windparks in der Nordsee befinden sich im Bau. Baltic 1 liegt 16 Kilometer nördlich der Halbinsel Darß. Die 21 Windenergieanlagen verfügen über eine Gesamtleistung von 48,3 Megawatt und decken den Strombedarf von 50 000 Haushalten ab. Gespart werden 167 000 Tonnen an klimaschädlichem CO2. Diesen Nutzen soll Baltic 2 noch übertreffen: 80 Anlagen mit einer Höhe von 138,25 Metern sollen Strom für 340 000 Haushalte liefern. Es sollen 900 000 Tonnen CO2 gespart werden. Holger Vonberg

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