50 Jahre Sundschwimmhalle: Hier lernten tausende Stralsunder schwimmen

Ob Wettkämpfe, Sportunterricht oder einfach ein paar Bahnen ziehen. An diese Schwimmhalle erinnern sich viele Stralsunder noch immer gerne. Tausende lernten dort das Schwimmen. Vor 50 Jahren, am 4. Oktober 1969, wurde die ehemalige Sundschwimmhalle in Stralsund eröffnet. Von diesem Tag an machten viele junge Hansestädter in dem historischen Bauwerk ihre ersten Schwimmzüge. Marlis Krohn war eine von ihnen: „Sonnabendvormittag hatten wir in der Halle Schwimmunterricht. Am Nachmittag waren wir dann schon wieder in der Schwimmhalle“, erinnert sich die Stralsunder Stadtbibliothekarin. Kosten von 2,5 Millionen Mark: In anderthalbjähriger Bauzeit entstand im ehemaligen Turbinensaal des Kraftwerks in der Dänholmstraße die Sundschwimmhalle. Es war das erste und bis dahin einzige Schwimmbad der Hansestadt. 2,5 Millionen Mark hat der Bau damals gekostet. Der erste Sprung ins kühle Nass war den Bauarbeitern vorbehalten. Einen Tag später war das Hallenbad für alle Bürger geöffnet. Das Becken war zehn Meter breit und 25 Meter lang, 1,80 Meter tief und blau gekachelt. Auch eine Tribüne für 180 Zuschauer fand ihren Platz in der Schwimmhalle. Es gab sogar eine Sauna. Die Freude über das neue Schwimmbad war riesig. Regeln gab es trotzdem. So war das Schwimmen zunächst nur mit Badekappe erlaubt. Vor dem Badengehen musste geduscht werden und die Seife von zu Hause durfte auch nicht fehlen. „Das Interesse an der Stralsunder Schwimmhalle war so groß, dass die Halle bald aus allen Nähten platzte“, sagt der Stralsunder Historiker Andreas Neumerkel. 50 Pfennig für eine Stunde: Eine Stunde kostete für Erwachsene lediglich 50 Pfennig, für Kinder gab es einen Rabatt. Sie bezahlten an der Kasse nur 30 Pfennig. Zum Vergleich: Heute kostet der Eintritt in das Erlebnisbad des Hansedoms in Stralsund für Erwachsene 13,50 Euro – für zwei Stunden. Das Gebäude, in dem sich die Sundschwimmhalle befand, war einst ein Kraftwerk. 1911 wurde in der Hansestadt die Überlandzentrale Stralsund AG gegründet, die an der damaligen Werftstraße ihr Elektrizitätswerk errichtet hatte und für die Stromversorgung der Gemeinden des Umlandes verantwortlich war. Von 1920 bis 1926 erfolgte der Ausbau des Werks. In dieser Zeit wurde auch der Kraftwerksturm errichtet, der bis heute steht. Beim verheerenden Bombenangriff auf die Hansestadt am 6. Oktober 1944, der weite Teile der Stadt zerstörte, wurde das Gebäude stark in Mitleidenschaft gezogen. Schon im September 1945 wurde das E-Werk wieder in Betrieb genommen. Wenige Jahre später bekam ein Teil des Gebäudekomplexes einen komplett neuen Verwendungszweck. Mit Hilfe des sogenannten Nationalen Aufbauwerks (NAW) wurde der ehemalige Maschinensaal zu einer Schwimmhalle umgebaut. Abriss nach der Wende: Und die Hansestädter haben das Vorhaben tatkräftig unterstützt. Allein 150 000 Mark spendeten die Stralsunder Bürger für den Bau der Sundschwimmhalle. 10 000 Mark steuerten die Schüler der Hansa-EOS bei. Schüler der Lambert-Steinwich-Oberschule sammelten für 1700 Mark Altstoffe und spendeten das Geld. Die Wiedervereinigung Deutschlands bedeutete für die Einrichtung jedoch das Aus. Wenige Jahre später, im August 1996, begannen die Abrissarbeiten der Überlandzentrale samt Schwimmhalle. Wo einst die Hansestädter im Hallenbad ihre Bahnen zogen, ist heute nur noch eine triste Betonfläche. Lediglich der Turm ist stehen geblieben. Für viele Stralsunder womöglich die letzte Verbindung zur alten Sundschwimmhalle. Von Alexander Abel

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