Alte Bohrlöcher für Geothermie werden verfüllt

Das Ende der Geothermie in Stralsund ist endgültig besiegelt. Nachdem bereits im vergangenen Jahr eines der drei Bohrlöcher in Vogelsang fest verschlossen wurde, kommen nun auch die beiden anderen Öffnungen, die bis zu 1600 Meter tief in die Erde reichen, an die Reihe. Sie befinden sich in Grünhufe und Grünthal/Viermorgen. In der Carl-Friedrich-Goerdeler- Straße begannen gestern dafür die ersten Vorbereitungen. Mitarbeiter der Firma Landschaftspflege Meyen aus Bodstedt beseitigten Hecken und Büsche am teilweise gesperrten Parkplatz in der Nähe der Turnhalle. Finanziert werden die Arbeiten zur „Verwahrung der Altbohrungen“, wie es in der Fachsprache heißt, vom Energieministerium. Dafür gibt das Land 570 000 Euro aus. Den Hut für die Baumaßnahme hat das Stralsunder Bergamt auf. Die Löcher mit einem Durchmesser von etwa 15 Zentimetern werden komplett mit Zement verfüllt. Doch zuvor müssen die Rohreinbauten aus dem Loch ausgebaut werden. Dazu ist es nötig, einen etwa 35 Meter hohen Bohrturm aufzustellen. Das soll in den nächsten drei bis vier Wochen passieren. Der Bohrplatz wird im Anschluss zurück gebaut, und die Fläche ist wieder nutzbar. Die betroffenen Anwohner werden mit einem Faltblatt darüber informiert, was sich vor ihrer Haustür abspielt, heißt es aus dem Energieministerium. Das letzte Bohrloch, das dann endgültig dicht gemacht wird, befindet sich an der Bahnstrecke zwischen Stralsund und Rostock in Höhe des Ostsee-Centers. Voraussichtlich bis Ende des Jahres sollen die Arbeiten dauern. In der ehemaligen DDR wurden in den 1980er-Jahren verschiedene Bohrungen abgeteuft, ohne dass sich später eine Nutzung ergab. In Stralsund waren noch drei weitere Bohrungen vorgesehen, aber dazu kam es nicht mehr. Bereits im Jahr 1990 wurde das Geothermie-Projekt abgebrochen. Hauptgrund war die geringe Temperatur des Wassers von nur 55 Grad. Dadurch lohnte sich eine Einspeisung in das Fernwärmenetz nicht, wie der Leiter des Bergamtes Thomas Triller im Zuge der Verschließung des ersten Bohrloches im letzten Jahr gegenüber der OZ erläutert hatte. Seit 1995 habe es verschiedene Aktivitäten einer geothermischen Nachnutzung gegeben. Dazu seien mehrere Studien durchgeführt worden. Doch bereits im Jahr 2005 hatte Stadtwerke-Geschäftsführer Christian Koos die Sache für ziemlich aussichtslos erklärt. Das bekräftigte Stadtwerke-Pressesprecher Tarik Kreißel gegenüber OZ im Dezember des vergangenen Jahres. Es seien unterschiedliche Varianten von der Geothermie über Thermalwasser bis zum Untergrundspeicher untersucht worden. Alles hätte sich aber als unwirtschaftlich erwiesen, so dass eine Nutzung nicht in Frage komme. Wenn sich keine privatwirtschaftliche Nutzung für solche Altbohrungen ergibt, dann sind sie laut Energieministerium „juristisch als herrenlos“ zu betrachten. Das Bergamt besitze dann die Verantwortung für solche stillgelegten Anlagen und müsse für entsprechende Sicherheiten sorgen. Arbeiten im Bohrloch dauern drei Wochen 1600 Meter tief reichen die drei Bohrungen zur Erkundung von Erdwärme in Stralsund. Angelegt wurden sie zwischen 1985 und 1990. Wenn von Geothermie die Rede ist, sind damit sowohl die Voruntersuchungen als auch die ingenieurtechnische Nutzung von Erdwärme gemeint. Zum Rückbau werden nach der Errichtung des Bohrplatzes und dem Aufstellen der 35 Meter hohen Bohranlage die vorhandenen Rohreinbauten aus dem Bohrloch ausgebaut. Mit der Bohranlage wird schrittweise ein Gestänge ins Bohrloch eingeführt, mit dessen Hilfe das dort eingebaute Rohr an die Oberfläche gezogen werden soll. Im Anschluss wird die Bohrung in mehreren Einzelschritten mit Zement verfüllt. Die Arbeiten im Bohrloch sollen etwa drei Wochen dauern. Marlies Walther

Stralsund - Alte Bohrlöcher für Geothermie werden verfüllt