Aus der Traum vom Traumschiff

Riesige Enttäuschung bei allen Stralsunder Traumschiff-Fans: Die aus der ZDF-Fernsehserie bekannte MS „Deutschland“ konnte am Wochenende nicht wie geplant erstmals im Hafen der Hansestadt einlaufen. Während das TV-Kreuzfahrtschiff mit seiner neuesten Folge am Sonntag den Quotenkampf gegen das WM-Finale im Fernsehen verlor, musste sich der echte Fünf-Sterne-Dampfer am Sonnabend dem starken Wind vor der Küste Stralsunds geschlagen geben. Das Schiff war von Klaipeda in Litauen kommend auf dem Weg nach Stralsund und hatte bereits eine Position auf Höhe von Thiessow an der Südostspitze Rügens erreicht, als sich Kapitän Andreas Greulich bei Windstärken zwischen sechs und sieben zum Abdrehen entschied. Die Hansestadt sollte vorletzte Station einer 13-tägigen Ostsee-Rundfahrt sein, die am 1. Juli in Hamburg gestartet war. „Die Entscheidung liegt in einem solchen Fall einzig und allein beim Kapitän, der für die Sicherheit des Schiffes und der Menschen an Bord verantwortlich ist“ sagte Sören Jurrat, Geschäftsführer der SWS Seehafen Stralsund GmbH. Er bedauerte den kurzfristigen Ausfall der „Deutschland“-Premiere, äußerte aber Verständnis. „Die Ostansteuerung des Stralsunder Hafens stellt für größere Schiffe ein sehr anspruchsvolles Revier dar. Bei zu starken und böigen Windverhältnissen birgt die relativ schmale Strelasund-Passage zu große Risiken für eine sichere Navigation.“ Die Stralsunder Lotsen Christian Subklew und Klaus-Peter Wegner sind auf der Brücke der MS „Deutschland“, als der Kapitän die schwierige Entscheidung fällt. Als die beiden Nautiker wieder auf ihr Lotsenboot „Muttland“ steigen, schütteln sie mit den Köpfen. „Wird nix!“ Das Problem sei der schmale Ziegelgraben zwischen Dänholm und Drigge, „durch den der Nordostwind ungebremst mit Düsenwirkung gegen die große Segelfläche des Kreuzfahrtschiffes drückt“, erklärt Wegner. Und Subklew ergänzt: „Der Kapitän müsste, um den seitlichen Druck zu reduzieren, schneller fahren, hat aber dann voraus keinen ausreichenden Bremsweg mehr, um das Schiff zum Drehen zu stoppen“. Das Risiko wolle Kapitän Andreas Greulich nicht eingehen, zumal er als Kapitän die alleinige Verantwortung trägt. Immerhin konnten die Lotsen eine OSTSEE-ZEITUNG vom 11. Juli mit dem Bild des Stralsunder Marinemalers Thomas Quatsling übergeben. Das Motiv ist die vor der Rügenbrücke drehende „Deutschland“. Übergeben wurde auch der Bild-Text-Band „Das ZDF-Traumschiff Deutschland“ von Peer- Schmidt-Walther. Um den verpassten Stralsund-Besuch wett zu machen, zog der Kapitän Plan B aus der Tasche: Ein Abstecher nach Warnemünde. Dort legte das Traumschiff allerdings nicht an, sondern drehte nur eine Runde. „Er möchte seinen Passagieren“, so Lotse Subklew, „wenigstens die Warnemünder Woche zeigen, drehte dann auf der Wendeplatte im Hafen und nahm durch den Seekanal Kurs auf den Zielhafen Kiel, Stralsunds Partnerstadt“. Dort traf der Luxusdampfer in den Abendstunden ein. Ursprünglich sollte das Schiff für sechs Stunden in Stralsund anlegen und erst dann nach Kiel weiterfahren. Für alle Stralsunder Kreuzfahrtschiff-Fans gibt es aber immerhin einen kleinen Trost. Am 23. August soll ein weiterer Kreuzliner die Hansestadt anlaufen: der 134 Meter lange 10 000-Tonner „Seabourne Pride“ mit ebenfalls fünf Sternen. Acht Passagierdecks 520 Passagiere logieren auf der MS Deutschland in 293 Kabinen, die auf acht Passagierdecks verteilt sind. Die Deutschland ist heute das einzige Hochseekreuzfahrtschiff, das unter deutscher Flagge fährt. Heimathafen ist Neustadt in Holstein. Das Schiff ist als Traumschiff in der gleichnamigen TV-Serie bekannt geworden. Seit 2007 ist die Deutschland auch Drehort für den Traumschiff-Ableger Kreuzfahrt ins Glück. Schlagzeilen machte der Dampfer während der Olympischen Spiele 2012 in London. Mitglieder der deutschen Hockeynationalmannschaft der Herren demolierten damals Teile der Inneneinrichtung, nachdem sie die Goldmedaille gewonnen hatten. Alexander Müller und Peer Schmidt-Walther

Stralsund - Aus der Traum vom Traumschiff