Autobiografie von Stralsunder Johann Christian Müller erschienen

Gerade frisch auf dem Buchmarkt erschienen sind die Bände 3 und 4 der Autobiographie von Johann Christian Müller. Wer war dieser Mann? Müller wurde 1720, also vor genau 300 Jahren, in Stralsund als Sohn des Altermanns der Schmiede, Christian Möller (!), geboren. Nach dem Studium war er einige Jahre als Privatlehrer in verschiedenen adligen Familien in und außerhalb von Stralsund tätig. 1755 wurde er Pastor an der Heilgeistkirche, als erster gebürtiger Stralsunder seit der Reformation. Lesen Sie auch: Coronavirus in Stralsund: In diesen Zonen gilt die Maskenpflicht Im Stadtarchiv Stralsund wird eine handschriftliche Autobiographie Johann Christian Müllers aufbewahrt. Sie hat den heute etwas umständlich klingenden barocken Titel: „Meines Lebens Vorfälle und Neben-Umstände“. Aber der Inhalt hat es in sich. Es ist eine Quelle zur Alltagsgeschichte in Stralsund im 18. Jahrhundert. Entsprechend häufig wurde sie auch bereits in verschiedenen Publikationen herangezogen. Neben einer ausführlichen Schilderung des soldatischen Alltags, die Heilgeistkirche war zu Müllers Zeiten die schwedische Garnisonskirche, während des Siebenjährigen Krieges und dem Leben und Treiben im Hause des ziemlich unsympathischen Regierungsrates von Klinckowström enthält Müllers Text auch eine Schilderung der Verurteilung und anschließenden Hinrichtung von Maria Flint. Müller war einer ihrer Beichtväter. Bände 3 und 4 machen Biographie komplett: Was bislang fehlte, war eine komplette Ausgabe dieser wichtigen kulturgeschichtlichen Quelle im Druck. Dieser mühevollen Aufgabe hat sich die Leipziger Wissenschaftlerin Dr. Katrin Löffler unterzogen. Das Stadtarchiv hat sie dabei nach Kräften unterstützt. Nachdem die ersten beiden Bände der Druckausgabe bereits vor einigen Jahren erschienen sind, liegt mit den jetzigen Bänden 3 und 4 Müllers Autobiographie komplett vor. Hat man sich erst einmal mit Sprache und Satzbau des 18. Jahrhunderts arrangiert, eröffnet sich eine faszinierende Darstellung des Lebens und Treibens in Stralsund zwischen 1755 und 1770. Wer noch nicht weiß, was er seinen Lieben, sofern sie Leseratten sind, zu Weihnachten schenken soll, hier wäre das passende Geschenk, zumal für lange dunkle Winterabende. Von OZ