Badrow begrüßt Mindestlohn für Friseure

Als indiskutabel bezeichnet Oberbürgermeister Alex- ander Badrow (CDU) die Frage nach dem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro für Friseure, den sie ab dem 1. August erhalten. „Das muss“, machte Badrow bei seinem gestrigen Unternehmensbesuch im Friseursalon „Meisterwelle“ deutlich. „Es ist absolut wichtig, dass es den Mindestlohn gibt und ein Zeichen für die Wertschätzung der Arbeit.“ Mit dieser Haltung weicht Badrow von der Linie der CDU ab. Viele Christdemokraten sehen den Mindestlohn nach wie vor kritisch. Das Thema Mindestlohn beherrscht derzeit den Alltag der Friseurinnen, wie Petra Jendreck, Geschäftsführerin des traditionsreichen Hauses erklärt. „Nach jeder Preiserhöhung, die nun mal kommen muss, wenn wir den Mindestlohn zahlen wollen, haben wir bei der Kundenhäufigkeit einen Einbruch von 20 Prozent.“ Das bedeutet nicht, dass die Kunden wegfallen, sondern dass sie nicht mehr so häufig wie früher den Friseur aufsuchen. Es dauere etwa ein Jahr, bis sich das wieder einpegelt. „Da leiden wir noch unter den Billigpreisen, die früher für das Frisieren angeboten wurden“, schaut Petra Jendreck zurück. An diesem Punkt setzte Alexander Badrow an: „Wir müssen es schaffen, dass Bewusstsein in der Bevölkerung für das, was hier geleistet wird, zu stärken. Da muss es ein Gleichgewicht geben.“ Friseurmeisterin Carola Klein ergänzt: „Wir haben täglich damit zu tun, dass die Kunden zwar den Mindestlohn für uns wünschen, aber oft nicht bereit sind, dann auch mehr für unsere Leistungen zu zahlen.“ Zumal es bei den Friseurinnen oftmals nicht um das schlichte Haareschneiden geht. „Wir sind nicht nur Handwerker, die dafür drei Jahre eine Ausbildung gemacht haben, sondern auch Berater und oftmals Zuhörer“, sagt Friseurmeisterin Beatrice Troyke. „Oft entwickelt man zu den Kunden eine persönliche Beziehung, weil man eben viel von ihnen weiß“, ergänzt ihre Kollegin Carola Klein. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man helfen kann, und wenn die Leute gerne immer wieder kommen. Mir macht mein Beruf Spaß, auch wenn‘s manchmal anstrengend ist.“ Genau wie die Geschäftsführerin Petra Jendreck selbst, haben auch die beiden Frauen schon ihre Ausbildung bei der „Meisterwelle“ gemacht und arbeiten seitdem im Unternehmen. „90 Prozent unserer Mitarbeiter sind sozusagen aus dem eigenen Nachwuchs“, sagt Petra Jendreck mit Stolz. „Wir haben eine sehr geringe Fluktuationsrate.“ In den 56 Jahren des Bestehens wurden 250 Lehrlinge ausgebildet. Was sich allerdings alle wünschen würden, wäre ein Anstieg bei der Anzahl der männlichen Kollegen, denn der liegt derzeit bei Null. 86 Friseurinnen und zwei Kosmetikerinnen arbeiten in den 13 Filialen der „Meisterwelle“, eine davon gibt es in Prohn. Das Stammhaus befindet sich nach wie vor in der Rudolf-Virchow-Straße. Außerdem gibt es derzeit drei Auszubildende im Friseurhandwerk und eine angehende Kosmetikerin. „Durchschnittlich bedient jede Friseurin pro Tag vier bis fünf Kunden“, sagt Petra Jendreck. Und fügt mit einem Lachen an: „Wir sind stolz, dass wir unseren Beitrag dazu leisten können, die Stadt ein Stück schöner zu machen.“ Ein Blick in die Chronik der „Meisterwelle“ 1958 fanden sich drei Friseurmeister und acht Facharbeiter zu einer Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) zusammen. Zu den Gründungsmitgliedern zählten Bruno Schumann, Hans Schipke und Ilse Berlin. Nach der Wende erhielt jedes Geschäft ein neues Outfit und von Jahr zu Jahr wuchs die Zahl der Filialen. Heute gibt es 13 Salons, einen davon in Prohn. Bis 1994 saß Bruno Schumann auf dem Chefsessel. Seit 1996 ist Petra Jendreck, die 1975 ihre Ausbildung im Unternehmen begann, Geschäftsführerin. 1982 machte sie ihre Meisterprüfung und war bis zur Wendezeit Salonleiterin. 90Prozent der Mitarbeiter haben bereits ihre Ausbildung bei der Meisterwelle gemacht. Zum Service der „Meisterwelle“ gehört nicht nur das Frisieren, sondern es gibt auch ein kleines Kosmetikangebot für die Kunden. Derzeit arbeiten 86 Friseurinnen und zwei Kosmetikerinnen bei der „Meisterwelle“. Miriam Weber

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