Bernsteinmuseum steuert in ruhigeres Fahrwasser

Das Deutsche Bernsteinmuseum in Ribnitz-Damgarten steuert allmählich wieder in ruhigeres Fahrwasser. Nach der Krise, die vor etwas mehr als einem Jahr ihren Anfang nahm (siehe Infokasten), hat sich die finanzielle Situation des Museums stabilisiert. Auch in der Führungsetage ist Ruhe eingekehrt. Vom Tisch sind die Probleme jedoch längst nicht. „Wir haben immer dran geglaubt. Uns war immer klar, dass wir das hinbekommen“, sagt Henning Schröder erleichtert. Der 33-Jährige kümmert sich um die Verwaltung des Museums. Die jetzt vorgelegten Zahlen zeichnen ein positiveres Bild als noch vor zwölf Monaten. Bemerkenswert sind dabei die Einnahmen aus dem sogenannten wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb, also aus den Verkäufen von Schmuck oder Ansichtskarten. Der Umsatz stieg hier von 17500 Euro im Jahr 2014 auf 126000 in diesem Jahr. Unter der Ägide des ehemaligen Geschäftsführers Ulf Erichson waren die Einnahmen aus Verkäufen laut Schröder „aus dem Museum herausgeflossen“. Erichson, der die Bernsteindrechslerei betreibt, und dessen Ex-Frau Uta Erichson, die das Café im Museum betreibt, hatten Souvenirs verkauft. Das Museum selbst nicht. Das ist mit den Neustrukturierungen geändert worden. Ein lukratives Geschäft, das noch mehr Potenzial zur finanziellen Unterstützung des Museumsbetriebs berge. Das Problem dabei: Aktuell gibt es somit drei Anbieter unter einem Dach. „Wir versuchen sie rauszukündigen“, sagt Henning Schröder. Einfacher gesagt als getan. Die Mietverträge des Museums mit der Drechslerei und dem Café, die noch Ulf Erichson abgeschlossen hat, beinhalten Optionen auf Verlängerung der Mietzeit. Ulf Erichson hat die Option offenbar gezogen, womit sich seine Mietzeit ab März 2016 um fünf Jahre verlängert. Auch Uta Erichson hat die Möglichkeit, eine Option auf weitere zehn Jahre zu ziehen. Sehr wahrscheinlich, dass das Ganze nur vor Gericht zu klären ist. Die Kündigungen „bedeuten aber nicht, dass wir die Drechslerei und das Café nicht mehr haben wollen“, betont Henning Schröder. Die Drechslerei wolle das Museum selbst betreiben. Für das Café würde ein neuer Betreiber gesucht. Angesichts der Vertragssituation ein schwieriges Unterfangen. Schröder: „Die Situation ist insofern ein Problem, als dass wir handlungsunfähig sind.“ Dennoch habe sich die finanzielle Lage verbessert. „Wir kommen gut hin“, sagt Henning Schröder. Neben den gestiegenen Einnahmen aus Verkäufen seien rund 340000 Euro aus Eintrittsgeldern eingenommen worden. Mit rund 104000 Euro bezuschusst die Stadt Ribnitz-Damgarten den Betrieb. Schröder: „Die Förderung brauchen wir auch weiterhin.“ Und die Besucherzahlen? 2014 fanden 58609 Menschen den Weg ins Kloster. Dieses Jahr ist eine ähnliche Zahl angepeilt. „Wir wollen die Zahl 2016 mindestens wieder erreichen“, sagt Henning Schröder. Helfen soll ein verstärktes Markeing. Unter anderem soll es ab diesem Monat eine neue Internetseite geben. Doch auch inhaltlich müsse mehr geboten werden. In diesem Jahr sei dafür bereits einiges auf den Weg gebracht worden. So wurde die kulturgeschichtliche Ausstellung verändert. War sie bisher chronologisch geordnet, ist sie das nun thematisch, aufgehübscht mit mehr Licht und Farbe. „Wir haben Höhepunkte in der Ausstellung geschaffen“, sagt Axel Attula, wissenschaftlicher Leiter des Museums. So sind beispielsweise in der Kunstkammer die ganz besonderen Schätze des Museums in Szene gesetzt worden. Doch die Veränderungen seien erst nach dem Wechsel an der Museumsspitze möglich gewesen. Im kommenden Jahr soll auch die naturgeschichtliche Ausstellung behutsam umgestaltet werden. „Wir wollen sie nicht zerstören, aber man muss es so spannend machen, dass es immer wieder spannend ist“, so Axel Attula. Dazu gehört auch, sich thematisch breiter aufzustellen. Das 3. Geschoss, das zuvor auch mit einer Ausstellung zum Thema Bernstein belegt war, soll variabel gestaltet werden. So lief dort bis Sonntag die Ausstellung „Die Russen kommen“ mit Soldatenbildern aus dem Jahr 1946. Am 27. November wird die Ausstellung „Body Talks — 100 Jahre BH“ eröffnet. Zum Weihnachtsmarkt am 5. Dezember wird eine Schau über die Ribnitzer Puppenbühne gezeigt, ab April 2016 eine Ausstellung mit Werken der Malerin Anna Gerresheim. Ziel sei es, stadt- und kulturgeschichtliche andere Themen mit dem Thema Bernstein zu verbinden. Dabei geht es nicht nur darum, auf ein breiteres Interesse zu stoßen, sondern auch um eine Annäherung an die Bürger. Axel Attula: „Wir haben uns von den Einwohnern abgekoppelt. Das muss wieder wachsen.“ Chronologie der Ereignisse: Das Bernsteinmuseum in der Krise Oktober 2014: Ein Besucherrückgang im Jahr 2014 führt dazu, dass das Bernsteinmuseum rund 30000 Euro weniger einnimmt als geplant. Geschäftsführer Ulf Erichson fordert von der Stadt, den jährlichen Zuschuss um 45000 Euro zu erhöhen. Auch eine Soforthilfe von 49173 Euro werde benötigt. November 2014: Eine Expertenrunde fordert die Offenlegung des Defizits des Museums. Ersten Schätzungen zufolge geht es um rund 20000 Euro. Die Stadt bietet an, dieses Loch zu stopfen. Eine Erhöhung der jährlichen Zuschüsse wird jedoch abgelehnt. Bis Ende Januar soll zudem ein umfangreiches Konsolidierungskonzept vorgelegt werden. 15. Dezember 2014: Museums- Geschäftsführer Ulf Erichson wird mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Grund ist eine Anzeige gegen Erichson bei der Staatsanwaltschaft Stralsund. Es wird wegen Untreue ermittelt. 26. Dezember 2014: Ulf Erichson tritt zurück. Er kündigt die Stelle als Geschäftsführer des Bernsteinmuseums fristlos. Februar 2015: Das Deutsche Bernsteinmuseum bekommt eine Doppelspitze. Axel Attula und Henning Schröder übernehmen die Geschäftsführung. Attula übernimmt die wissenschaftliche Leitung des Museums, Schröder übernimmt den Part des Verwaltungsleiters. Wir haben uns von den Einwohnern abgekoppelt. Das muss wieder wachsen.“Axel Attula, wissenschaftlicher Leiter Robert Niemeyer

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