Brücken freigegeben: Drei Betonmonster für 147 Menschen

Keiner ist gekommen: weder Bürgermeister, noch Landrat oder gar der Minister. Ganz ohne Brimborium wurden jetzt drei Brücken im Verlauf der B 96n in Betrieb genommen, alle auf dem Gemeindegebiet von Rambin. Sie überqueren die Trassen der Bahn und der in Bau befindlichen neuen Schnellstraße. Damit werden die Ortsteile Kasselvitz, Sellentin und Götemitz von der alten Bundesstraße aus erschlossen. Für den Anschluss von exakt 147 Bewohnern südlich der Bahnlinie hat sich der Bund großzügig gezeigt: Zusammengerechnet wurden für die 240 Meter langen Betonbauwerke 3,8 Millionen Euro verbaut. Wenn man die Zu- und Abfahrten zu den Brücken hinzurechnet, liegen die Kosten bei fünf Millionen Euro. Ohne diese Brücken wäre Rügen auf einer Strecke von rund drei Kilometern zwischen Rambin und Samtens zweigeteilt. Denn die Bahnübergänge, über die diese Ortsteile bislang erreichbar waren, sind bereits gesperrt und werden in dieser Woche zurückgebaut. Eine schwere Fräse trägt die Asphaltschicht der Zufahrten und zwischen den Schienen ab und lädt sie zum Abtransport auf Lkw. Der Zugverkehr wird dabei nicht behindert. Technisch gesehen wäre die Erschließung der drei Ortsteile von Rambin auch mit dem Bau von nur einer Brücke möglich gewesen. Dem standen jedoch, so die Planer, die dann anfallenden Kosten und der hohe Zeitbedarf für Grunderwerb und Bau einer parallel zur B 96 verlaufenden Erschließungsstraße entgegen. Und abhängen vom „Rest der Welt“ könne man die Bewohner von Kasselvitz, Sellentin und Götemitz schließlich nicht. Für einen zügigen Verkehrsfluss ist die B 96n kreuzungsfrei konzipiert. Die Vorgeschichte zum Bau der neuen Bundesstraße auf der Insel Rügen reicht zurück bis ins Jahr 2005, als es mit Beginn des Planfeststellungsverfahrens „amtlich“ wurde. Das seit einigen Jahren vorliegende Baurecht sieht vor, in Fortführung der Rügenbrücke die neue Trasse mit drei Fahrspuren bis Bergen auszubauen. Am 15. Juni 2011 war Kanzlerin Angela Merkel zum ersten Spatenstich nach Altefähr gekommen. Ende 2015 soll der Abschnitt bis Samtens dem Verkehr übergeben werden. Eine Abfahrt bei Rambin ist nicht vorgesehen. Der nächste Anschluss entsteht in Samtens für die Verbindung mit der Straße nach Garz. Hinter Samtens endet die dreistreifige Strecke, überquert mit einer Brücke die Bahnlinie und die B 96 und führt in langem Bogen auf die zweispurige alte B-Straße weiter nach Bergen — ein Nadelöhr. Dass sich hier künftig Urlauber-Staus bilden, ist voraussehbar. Denn: Wann der dreistreifige Bauabschnitt bis Bergen realisiert wird, steht noch in den Sternen. Immerhin, das kann Deges-Manager Joachim Rascher schon heute sagen: „Der Radweg bis Bergen wird dann auch kommen“. Kosten 5 Millionen Euro kosten die jetzt für den Verkehr freigegebenen drei Brücken mit ihren Zufahrten im Ortsbereich von Rambin. 22 Millionen Euro kostet das teuerste Bauwerk, die Eisenbahnunterführung bei Scharpitz. Sie war im Mai fertig, kann aber erst befahren werden, wenn der gesamte Abschnitt bis Samtens Ende 2015 dem Verkehr übergeben wird. 85 Millionen Euro verschlingt der erste Bauabschnitt der B 96n, so viel wie ursprünglich für die gesamte Strecke bis Bergen kalkuliert worden war. Frank Levermann

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